Dinslaken. Durch den Fachkräftemangel wollen immer mehr Arbeitgeber attraktive für neue Angestellt werden. Diese Möglichkeiten gibt es für Berufseinsteiger.
Schon bevor die Türen der Kathrin-Türks-Halle für die Besucher der Jobbörse der Agentur für Arbeit Wesel und des Jobcenters des Kreises Wesel geöffnet werden, gibt es etwas zu sehen. Landrat Ingo Brohl begrüßt die Firmen, die mit Ständen hier vertreten sind, um nach möglichen neuen Auszubildenden und Mitarbeitern zu suchen.
„Ich danke Ihnen, dass Sie sich zur Verfügung stellen, um mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen“, sagt der Landrat. Dabei sind an den Ständen der verschiedenen Firmen ebenfalls vor allen Dingen jüngere Menschen anzutreffen. Denn natürlich können die noch am besten berichten, wie das jeweilige Unternehmen für jüngere Mitarbeiter ist.
Erstmal mit jungen Menschen ins Gespräch kommen
„So eine Jobbörse ist eine gute Gelegenheit, mit interessierten Menschen in Kontakt zu kommen“, sagt Barbara Ossyra, Vorsitzende der Agentur für Arbeit Wesel. Dass die Firmen ein Interesse daran haben, sich möglichst attraktiv zu präsentierten, liegt wohl auch daran, dass sich der Arbeitsmarkt verändert hat. „Wir haben jetzt einen Arbeitnehmermarkt“, sagt Michael Müller, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Wesel. Das bedeutet: Die Arbeitnehmer werden gebraucht, können sich für einen Arbeitgeber entscheiden. Und der sollte deswegen auch etwas zu bieten haben.
Für ihre Stände auf der Jobbörse haben sich die verschiedenen Arbeitgeber auf jeden Fall etwas einfallen lassen. Fast überall gibt es für die Gäste die ein oder andere Kleinigkeit mit Firmenlogo zum Mitnehmen – vom Flaschenöffner über den Kugelschreiber bis hin zum anklebbaren Griff fürs Smartphone.
Angst vor der Entscheidung für falschen Karriereweg
Manchmal fällt es allerdings auch den Bewerbern schwer, sich zu entscheiden, weiß Barbara Sieg, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Wesel. „Viele junge Menschen haben Angst, sich zu entscheiden und einen falschen Weg für sich einzuschlagen“, berichtet sie.
Gerade vielleicht auch, weil junge Menschen heute mehr Möglichkeiten haben, sich zu informieren, als früher noch. Generell rät sie jungen Menschen dazu, vielleicht in den Ferien Praktika zu absolvieren. „Da kann man direkt sehen, ob einem der Beruf gefällt, die Inhalte einer Ausbildung und der Arbeitgeber“, sagt sie. Grundsätzlich seien auch die meisten Arbeitgeber offen dafür, Praktikanten aufzunehmen.
Als sich dann die Türen öffnen, strömen die ersten jungen Menschen direkt in die Halle und verteilen sich an den unterschiedlichen Ständen. Schnell sind sie auch mit den Vertretern der Unternehmen im Gespräch, auch wenn der ein oder andere junge Besucher ein bisschen schüchtern wirkt. Die Angebote zum Gespräch werden allerdings gerne von den jungen Besuchern angenommen.
Innovative Angebote am Arbeitsmarkt
Neben diesen klassischen Angeboten warten aber auch einige innovative Konzepte bei der Jobbörse auf die Besucher. Die Firma Zukunftsmotor zum Beispiel bietet Remote-Kurse an, mit denen man zum System-Administrator ausgebildet werden kann. Das Angebot wird über Bildungsgutscheine der Agentur für Arbeit gefördert und ist daher kostenlos.
„Im IT-Bereich gibt es einen unheimlich großen Fachkräftemangel“, erklärt Tina Krattenmacher, die am Stand der Firma Vorbeigehende anspricht – und auf ein Energiegetränk einlädt. Auch deswegen gibt es hier eine „Jobgarantie“: 75 Prozent der Absolventen des Kurses, so heißt es, bekommen nach dem erfolgreichen Absolvieren des Kurses eine Festanstellung.
Das eigene Berufsleben umgestalten
Wer seinen Beruf wechseln möchte, ist draußen vor der Halle richtig. Dort wartet der Bus der Berufsberatung im Erwerbsleben der Agentur für Arbeit auf Besucher. „Das ist ein relativ junges Angebot“, erklärt Berufsberaterin Stefanie Ferber. Und zwar eins, das sich an Menschen richtet, die in ihrem Beruf nicht zufrieden sind, oder einfach mal etwas Neues ausprobieren möchten. Oder an Menschen, die schon wissen, dass sie zum Beispiel wegen körperlicher Einschränkungen ihrem Beruf nicht bis zur Rente werden nachgehen können.
„Die Menschen kommen zu uns, um sich zu verändern“, sagt Stefanie Ferber. Und die Chancen, dass auch erfolgreich zu machen, stehen gar nicht schlecht. „Eigentlich werden überall Fachkräfte gesucht“, berichtet sie. Wo auf der einen Seite also Jobs wegfallen – zum Beispiel durch die Digitalisierung – werden auf der anderen Seite wieder Mitarbeiter gebraucht, zum Beispiel, um die Digitalisierung umzusetzen.
Hier zeigt die Jobbörse: Auf dem Arbeitsmarkt ist heute mehr möglich als früher und den Arbeitnehmern bieten sich mehr Chancen – sie müssen nur ergriffen werden.
>>>Aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt
Ende April gab es im Kreis Wesel rund 16.500 Personen, die arbeitslos gemeldet waren. Dadurch ergibt sich für den gesamten Kreis eine Arbeitslosenquote von 6,8 Prozent.
Auf der anderen Seite waren auch fast 1500 Stellen im Kreis Wesel zu besetzen.
Gute Chancen gibt es vor allem bei Ausbildungsplätzen: Im März waren der Agentur für Arbeit in Wesel 1554 freie Ausbildungsstellen im gesamten Kreisgebiet gemeldet worden. Dem gegenüber waren zu dem Zeitpunkt noch 889 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz.