Dinslaken. Christian Halfmann beschloss vor einem Jahr noch einmal eine Ausbildung zu machen: er wird Pflegefachmann. Warum ihn dieser Beruf so reizt.

Mit der Einführung des neuen Pflegeberufgesetzes Anfang 2020 hat sich in der Gesundheitsbranche einiges verändert. Unter anderem wurden die drei Zweige Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege zu einer gemeinsamen Ausbildung zur Pflegefachkraft zusammengeführt. Eine solche dreijährige Ausbildung hat der Dinslakener Christian Halfmann im April des vergangenen Jahres angetreten und in einem knappen Jahr schon einige prägende Eindrücke gesammelt.

„Ich war nie glücklich mit meinem ersten Job. Ich hab immer am Ende des Monats mein Geld bekommen, das war es dann aber. Das Zwischenmenschliche und die Anerkennung haben gefehlt. Ich bin ein sehr empathischer Mensch und deswegen ist mir das wichtig. Nachdem dann mein letzter Vertrag nicht verlängert wurde, habe ich mir gedacht: Jetzt mache ich mal was Neues“, erklärt der 31-Jährige seine Motivation, den Beruf zu wechseln. Vor der Pflege-Ausbildung hat er als Metallbauer gearbeitet.

Pflegeberuf sei besser als sein Ruf

Halfmann gibt zu: Etwas voreingenommen ist er schon in die Ausbildung gestartet. „Weil man viele negative Dinge über die Branche hört. Zum Beispiel, dass die Stationen ständig unterbesetzt seien und man zu wenig Geld verdiene.“ Das würde teilweise auch zutreffen. Wichtig sei, dass man wieder mehr Menschen für den Beruf begeistere, der nicht gerade den besten Ruf habe. „Es ist ein total schöner Beruf, der sehr viel Spaß macht. Ich glaube, dass kommt gar nicht so rüber, so dass viele potenzielle Azubis sagen: ,In die Pflege gehe ich gar nicht erst’.“

Für Halfmann sind es vor allem die schönen Momente zwischen Patienten und Angehörigen, die für ihn den Job ausmachen. „Ich spüre auch viel Wertschätzung und Dankbarkeit mir gegenüber“, sagt er. Bei all den positiven Eindrücken ist aber auch das Thema Tod allgegenwärtig.

„In dem Beruf habe ich tagtäglich damit zu tun und auch das ist eine ehrenvolle Aufgabe. Es gibt Menschen, die wissen, dass es langsam dem Ende entgegen geht. Ich darf sie auf diesem Weg begleiten und ihnen noch ein bisschen Lebensqualität mitgeben, auch wenn es nur Kleinigkeiten wie die schmerzlindernden Medikamente sind.“

Pflegeberuf erfordert starke Nerven – und ist kein reiner Frauenjob

Als angehende Pflegefachkraft hat der Dinslakener einen abwechslungsreichen Alltag. „Ich weiß nie, was passiert, wenn ich morgens zur Arbeit komme.“ Da seien manchmal schon ziemlich starke Nerven gefragt – gerade bei Patienten mit schweren Erkrankungen, bei denen man nicht weiß, ob sie wieder gesund werden oder sich der Zustand verschlimmert. „Das muss man schon irgendwie verpacken. Ich komme oft an meine Grenzen“, gesteht Christian Halfmann. Mit seinen Freunden darüber zu reden oder Sport zu treiben, hilft dem 31-Jährigen, um die Schicksale im Klinikalltag zu verarbeiten.

Die Situation, als Mann in der Pflege zu arbeiten, sei speziell. Bei seinem ersten Einsatz in der Rheumatologie habe die Schwester, bei der er sich vorgestellt habe, gesagt: ,Oh, endlich mal wieder ein Mann.’ „Das ist schon gerngesehen, allein schon wegen geschlechtergleicher Pflege. Scham ist ein Riesenthema.“ Grundsätzlich findet der Auszubildende, dass der Pflegeberuf kein reiner Frauenberuf ist. „Ich wurde überall gut aufgenommen.“

Christian Halfmann ist glücklich über seine Entscheidung, Pfleger zu werden

Die Ausbildung sei sehr lernintensiv. Viel Zeit fürs Privatleben bleibt aktuell nicht. „Viele unterschätzen das. Ich glaube, ein Praktikum im Vorfeld zu machen, ist sehr hilfreich.“ In der Ausbildung wechseln sich Theorie-und Praxisblöcke ab. Halfmann hat nach seinem Einsatz in der Rheumatologie im mobilen Pflegedienst gearbeitet und wird demnächst in der Hämatologie und Onkologie eingesetzt. „Es ist einfach ein unfassbar toller Job, weil ich ganz viele neue Sachen kennenlerne. Gleichzeitig ist es aber auch sehr deprimierend, wenn ich sehe, was alles schief läuft.“ Das Stresslevel sei hoch, permanent herrsche Personalknappheit.

Trotzdem empfiehlt Christian Halfmann den Job – vorausgesetzt man arbeitet gerne mit Menschen. „Ein sozialer Beruf ist immer etwas ganz Tolles. Ob das jetzt im Krankenhaus oder zum Beispiel in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist. Man kriegt einfach mehr wieder als den reinen Lohn am Ende des Monats. Für mich war es die vollkommen richtige Entscheidung, noch einmal etwas Neues zu machen.“

>>>Dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft

Die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann dauert drei Jahre und findet an Pflegeschulen, in Krankenhäusern, Altenheimen sowie der ambulanten Pflege statt. Seit der Reform der Pflegeberufe 2020 erhalten alle Auszubildenden eine gemeinsame, generalistisch ausgerichtete Ausbildung, in der sie einen Vertiefungsbereich in der praktischen Ausbildung wählen.

Der Bericht über Christian Halfmann ist der Auftakt zu einer kleinen Serie: in weiteren Teilen stellt die NRZ die Ausbildungsmöglichkeiten in den Dinslakener Krankenhäusern vor.