Dinslaken. Die Bahn sitzt das Thema seit Jahren aus. Nun ermöglicht ein Förderprogramm Landeszuschüsse für die Sanierung. Obwohl das Gebäude der DB gehört.

Er ist schmuddelig, er müffelt, die leerstehende Kneipe gammelt vor sich hin. Der Dinslakener Bahnhof hat, wie Stefan Weinert von der Stabsstelle Stadtentwicklung im Planungsausschuss am Mittwoch diplomatisch formulierte, „in gewissen Stellen Defizite.“ Und das schon sehr, sehr lange. Fast zehn Jahre hat die Bahn das Thema nun ausgesessen. Damals, 2014, wollte die Stadt das Gebäude kaufen und sanieren. Rund fünf Jahre verhandelte man über den Preis – dann machte die Bahn einen Rückzieher. Die beiden vermietbaren Ladenlokale in dem fast 70 Jahre alten Gebäude wollte die DB der Stadt nicht übermachen. Neu bauen wollte sie aber auch nicht so recht - jedenfalls nichts, was besser aussieht als ein Schuhkarton mit Gleisanschluss. Nun zeichnet sich eine Lösung ab: Land und Stadt Dinslaken könnten der Bahn die Sanierung bezahlen. Möglich macht es das neue Förderprogramm „Schöner ankommen in NRW“.

Die Stadt habe in der Vergangenheit immer wieder versucht, „mit der Bahn zusammen oder gegen die Bahn“ eine Verbesserung zu erreichen, so Stefan Weinert. Sogar einen Wutbrief hat die Stadtspitze an die DB geschickt. Bewegt hat sich – nichts. Und die Städtebauförderung hat sich bisher auch geweigert, Geld in Gebäude zu stecken, die der Bahn gehören, weil diese schließlich einem wirtschaftlichen Zweck dienen, so Weinert. Im vergangenen Jahr aber gab es ein Umdenken. Offenbar ist das Land seither der Meinung, dass viele Bahnhofsgebäude „städtebaulich wichtig und prägend“ sind und ihr Erhalt somit förderfähig. Seither können die Kommunen Städtebauförderungsmittel beantragen.

Dinslakens Bahnhof an der Betuwe-Strecke sei ein „wichtiger Punkt“

Dinslaken hat beim Land Interesse an dem Programm bekundet. Und stieß auf offene Ohren. Der Bahnhof an der Betuwe-Strecke sei ein „wichtiger Punkt.“ Es habe einen Termin mit Vertretern der Bahn und der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft gegeben. Die beiden profitablen Flächen – den Zeitungsladen und die Ticket- und Brötchentheke – wolle sie aber behalten, erklärte die Bahn dabei erneut. „An den anderen Flächen hat die Bahn allerdings kein Interesse“, so Stefan Weinert.

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Die Stadt könnte nun Fördermittel für die Sanierung der Außenhülle des Gebäudes beantragen. Die restlichen Flächen im Bahnhofsgebäude könnte sie von der Bahn laut Stefan Weinert „relativ günstig“ anmieten – eben „im Zustand, wie sie jetzt sind“. Die Stadt müsste ein Nutzungskonzept entwickeln, das Gebäude umbauen und „wieder zur Vermietung freigeben“, so Weinert. In den nach hinten erweiterten Räumen der Kneipe könnte dann das Fahrradparkhaus Platz finden.

Stadt Dinslaken ist „nicht glücklich“

„Macht damit, was ihr wollt, wir sind raus aus der Verantwortung“ – mit dieser Haltung der Bahn sei die Stadt zwar „nicht glücklich“ – aber „das scheint die einzige Möglichkeit zu sein, überhaupt am Bahnhofsgebäude eine Verbesserung hinzubekommen“, meint Stefan Weinert. Bisher seien alle Ansätze gescheitert: „Die Bahn lässt das Gebäude so stehen, wie es ist, weil es selbst der Abriss Geld kostet“.

Bis September 2024 müsste der Städtebauförderantrag gestellt werden – zehn Jahre nach dem Kaufangebot der Stadt.