Dinslaken. Die Bahn will den Bahnhof abreißen und durch einen Billig-Bau ersetzen. Es sei denn, die Stadt Dinslaken zahlt mehr Geld.
Als „Unverschämtheit“ bezeichnet der städtische Stadtplaner Alexandro Hugenberg den Vorschlag der Bahn zum Neubau des Dinslakener Bahnhofsgebäudes. Statt eines Bahnhofs wolle die Bahn an der Stelle eine „bessere Pommesbude“ errichten. Ansonsten soll die Stadt selbst ins Portemonnaie greifen. Damit ist auch die Gestaltung des Bahnhofsplatzes zum Teil für die kommenden Jahre auf Eis gelegt.
Das ist der Hintergrund
Sieben Jahre lang verhandelt die Stadt schon mit der Bahn, hatte zwischenzeitlich angeboten, das Bahnhofsgebäude zu kaufen und selbst neu zur errichten. Die Bahn schlug überraschend aus, obwohl man sich bereits auf einen Kaufpreis geeinigt hatte – das Unternehmen versprach sich Gewinne aus den zu verpachtenden Flächen. Gemeinsam mit der Bahn entwickelte die Stadt daraufhin eine Entwurfsplanung, die Hugenberg im Ausschuss erstmals präsentierte: eine schwebende Dachkonstruktion, die die drei Teile des Bahnhofs – rechts den Store der Bahn, in der Mitte den Eingangsbereich und links das Fahrradparkhaus mit Servicestation umfasst. Das Ganze sollte durch Fassadenelemente eingefasst werden.
Das sind die Kosten
Die Kosten: 2,8 Millionen für das Fahrradparkhaus, 630.000 Euro für das Dach, 600.000 Euro für die Fassaden – und 1,41 Millionen für das Empfangsgebäude mit dem Store. Und genau an dieser Stelle gibt es Probleme. Fahrradparkhaus, Dach und Fassade würden – teils mit Fördermitteln – über das Konto der Stadt gehen. Nur das Empfangsgebäude müsste die Bahn zahlen. Das ist ihr aber zu teuer. Nun erklärte das Unternehmen der Stadtverwaltung erstmals, dass sie für das Empfangsgebäude nur 900.000 Euro ausgeben wolle – und überreicht den Dinslakener Stadtplanern eine alternative Planung: ein flaches Gebäude mit einem Eingang. Punkt. Eben „eine bessere Pommesbude mit einem Eingang“, wie Alexandro Hugenberg im Planungsausschuss am Donnerstagabend schimpfte. Dieser Entwurf sei „weder repräsentativ noch angemessen als Eingangsbereich zur Stadt und Ort der Begegnung“, fand er.
Wenn die Stadt das nicht wolle, müsse sie die Differenz von 510.000 Euro selber tragen, habe die Bahn die Stadtverwaltung beschieden. Es handele sich, so betonte Hugenberg nochmals, um das Gebäude, „mit dem die Bahn Geld verdienen möchte.“
Folgen für Bahnhofsplatz
Die Stadt habe nun „sieben Jahre verloren“, diese würden nicht nur in der Städtebauförderung fehlen, sondern auch bei der Umgestaltung des Bahnhofsplatzes. Denn auch der von der Bahn in Aussicht gestellte Zeitrahmen, in der sie das Empfangsgebäude errichten wollte, war so gar nicht nach dem Geschmack der Stadt Dinslaken: vier bis sechs Jahre.
Das bedeutet nicht nur, wie Planungsdezernent und Beigeordneter Dr. Thomas Palotz anmerkte, dass für diese Zeit keine Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an der Stelle zur Verfügung stehen. Sondern es bedeutet vor allem, dass die Stadt die geplante Umgestaltung des Bahnhofsplatzes nur teilweise umsetzen kann – nämlich in dem Bereich zwischen Wilhelm-Lantermann-Straße und Straßenbahnschienen. Den restlichen Platz umzubauen, bevor das Gebäude neu errichtet wurde, mache keinen Sinn. „Wir hängen an der Baumaßnahme der Bahn“, so Hugenberg.
Eigentlich sollte der Bahnhofsplatz bis 2022 barrierefrei sein. „Rechtlich hätte eine spätere Herstellung der Barrierefreiheit des Platzes zwar keine Folgen wie etwa Strafzahlungen“, erläutert Stadtsprecher Marcel Sturm auf Nachfrage der NRZ: „Dennoch hat die Barrierefreiheit aus Sicht der Verwaltung sehr hohe Priorität.“ Wie berichtet, hat die DVG bereits begonnen, die Schienen der Straßenbahn zu erneuern. Der Stadtrat soll am 5. Oktober den Bau der Parkpalette beschließen. Für den Umbau des Busbahnhofs sei „derzeit die Ingenieursplanung in Abstimmung“, so Sturm. Die Stadt hatte dem ursprünglich mit der Umgestaltung des Bahnhofsplatzes beauftragten Planungsbüro gekündigt. Die juristische Auseinandersetzung läuft, aber eine „Forderung nach Schadensersatz in Millionenhöhe“, wie zuletzt von der FDP moniert, liege nicht vor, so Sturm.
Sanierung des Bahnhofsgebäudes nicht möglich
Dr. Thomas Palotz würden für das Verhalten der Bahn „noch ganz andere Begriffe“ einfallen, die er sich an dieser Stelle im Ausschuss aber verkniff. „Wir stehen jetzt an dem Punkt, an dem wir vor drei oder vier Jahren hätten stehen sollen.“ Eine Sanierung des bestehenden Gebäudes sei nicht möglich, so Palotz, an diesem Punkt sei die Stadt sich mit der Bahn einig. Der Bahnhof sei „nicht sanierbar“, weder technisch noch von den Flächen her einem modernen Bahnhof. Wenn die Stadt der Bahn, die als Aktiengesellschaft nun einmal Gewinn machen müsse, „über diese Hürde“ hinweghelfen wolle, müsse die Stadt ins Stadtsäckel greifen. Das sei in anderen Kommunen wie etwa Paderborn ähnlich.