Hünxe/Dinslaken/Duisburg. Der 93-Jährige Walter Josefit ist regelmäßig mit der Motorsäge in Wäldern in Dinslaken und Hünxe unterwegs. So kommt es zu diesem Kuriosum.
Die Klänge einer Motorsäge tönen durch den Wald in Oberlohberg. An sich nichts ungewöhnliches. Abgesehen davon, wer hier gerade die Säge schwingt: es ist Walter Josefit, 93 Jahre alt. Seit 1958 kommt der Mann aus Obermarxloh nach Dinslaken oder Hünxe, um „Holz zu machen“. Das Brennholz braucht er, um sein Haus zu beheizen. „Wir haben und damals einen der ersten Kamine in Duisburg einbauen lassen. Seitdem hole ich regelmäßig Holz.“
Der Hünxer Revierförster Michael Herbrecht, den Walter Josefit schon seit seinem Amtseintritt als Kunde begleitet, ist stolz auf seinen ältesten Kunden: „Das ist schon etwas ganz Besonderes“, sagt er. „Er hatte schon mal aufgehört, aber jetzt ist er wieder mit dabei.“
Zwischendurch hat der 93-Jährige die Motorsäge ruhen lassen
Ein halbes Jahr hatte der 93-Jährige die Motorsäge ruhen lassen. „Ich habe mir damals gedacht: Mein Gott Walter, was machst du eigentlich? Mit über 90 noch selbst Holz sägen?“, erklärt der Rentner. Er verkaufte sein geländegängiges Auto und freundete sich mit dem Gedanken an, in Zukunft fertig gespaltenes Holz aus dem Baumarkt zu kaufen, um Zuhause zu heizen.
Dann kletterten die Preise für das Fertigholz. Das war allerdings nur ein Grund für Walter Josefit, wieder zur Säge zu greifen. „Ich dachte mir wieder: Mein Gott, Walter. Du hast ja gar nichts mehr zu tun!“ Nun fehlte ihm allerdings das passende Gefährt für die Ausflüge in den Wald zwischen Hünxe und Dinslaken. Also schaute er sich bei Ebay um, fand einen Kia Picanto mit 81.000 gefahrenen Kilometern – für 4000 Euro. „Ein Schnäppchen“, freute sich der Rentner damals. „Da habe ich meinen Nachbarn gefragt, wann wir nach Mülheim fahren können, um den abzuholen“, erzählt Walter Josefit. Am Abend war das Auto seins. „Dann habe ich noch die passende Anhängerkupplung dafür gekauft.“ Ebenfalls bei Ebay.
Freudige Überraschung für Revierförster Michael Herbrecht
Seitdem ist er wieder im Wald unterwegs. „Er tauchte auf einmal wieder bei mir auf“, schildert Revierförster Michael Herbrecht die Situation, als Walter Josefit plötzlich nach seinem Abschied aus dem Wald wieder bei ihm am Betrieb auftauchte und nach Holz fragte. Eine ziemliche Überraschung war das – aber auch eine freudige.
Denn für Michael Herbrecht ist der 93-Jährige nicht nur sein ältester Kunde, sondern auch einer der Zuverlässigsten. „Bei anderen muss man schon mal darauf achten, ob sie auch die passende Sicherheitsausrüstung anhaben. Da erlebt man die wildesten Dinge“, berichtet der Revierförster. „Bei Herrn Josefit mache ich mir da keine Sorgen.“
Etwas Rücksicht auf das Alter des 93-Jährigen
Der kommt regelmäßig beim Forstbetriebsbezirk Dinslaken mit Sitz in Hünxe vorbei, um nach Holz zu fragen. „Meistens versuche ich ihm Holz zuzuweisen, dass in der Nähe eines Weges liegt“, sagt Michael Herbrecht, der damit ein bisschen Rücksicht auf das Alter seines Kunden nimmt. Dem rüstigen Rentner wäre allerdings auch zuzutrauen, dass er einmal mit der Schubkarre quer durch den halben Wald läuft, um von da aus Holz für seinen Anhänger zu holen.
„Wenn alles gut läuft, bin ich in zwei Stunden mit der Arbeit fertig“, berichtet der 93-Jährige. Viel mehr Zeit hat Walter Josefit auch nicht. Denn er pflegt seine Frau und kann nur mal länger weg, wenn deren Betreuerin länger da ist. Dann genießt er allerdings auch die Zeit im Wald. „Und wenn ich dann meine Frau versorgt habe, gehe ich raus und spalte das Holz“, sagt der 93-Jährige. Nur ein bisschen im Garten arbeiten oder auf der Couch sitzen? Dafür ist er einfach nicht der Typ. Und so wird sich vielleicht auch Michael Herbrechts Nachfolger – wie vor ihm seine Vorgänger – noch darauf freuen können, dem sägenden Senioren sein Holz zuzuweisen.
>>>Selbst Holz sägen im Wald
Kunden von Michael Herbrecht, die selbst Holz sägen wollen, brauchen zwingend einen Motorsägen-Führerschein. Das Holz für die Kunden zu sägen lohne sich für den Forstbetrieb finanziell nicht. „Früher haben wir Kurse dafür noch selbst angeboten. Mittlerweile gibt es da zahlreiche Anbieter“, sagt der Revierförster.
Eine Schutzausrüstung ist ebenso notwendig: Schnittschutzhose, Handschutz, Gehörschutz, Gesichtsschutz und Sicherheitsschuhe sind vorgeschrieben. „Da habe ich schon die wildesten Sachen gesehen“, sagt Michael Herbrecht. Daher werden die Kunden auch regelmäßig kontrolliert.