Hünxe. Hünxes Revierförster Michael Herbrecht verweist auf das gesetzliche Verbot. Rotwild, Rehwild und Schwarzwild fänden im Winter genügend Nahrung.

Michael Herbrecht freut sich auf etwas Muße zum Weihnachtsfest, denn als Revierförster ist er seit einiger Zeit freigestellt und hat pandemiebedingt hauptberuflich einen anderen Schwerpunkt: Der 64-jährige Hünxer und Oberstleutnant leitet das Kreisverbindungskommando (KVK) des Landeskommandos NRW im Kreis Wesel und berät Landrat Ingo Brohl „in allen Entscheidungen, wo die Bundeswehr helfen kann, nicht muss“. So komme er „auf meine alten Tage“ wieder in die Funktion der Stabsarbeit hinein. Mitte nächsten Jahres werde er bei der Bundeswehr pensioniert, „im Forst mache ich aber noch etwas länger weiter“, aber auch da seien nach 36 Jahren die Tage gezählt.

„Man ist und bleibt mit dem Revier verheiratet“, sagt Herbrecht und berichtet beim Besuch der NRZ über die Futtersituation der Tiere im Winter. Dabei räumt er zunächst mit der „häufigen, aber falschen Meinung in der Bevölkerung“ auf, dass im Wald gefüttert werden darf. „Das ist gesetzlich inzwischen verboten“, erklärt Michael Herbrecht. Sonst würden die Tiere mehr Nachwuchs produzieren und benötigten auch mehr Vegetation. „Wir Jäger brauchen einen angepassten Wildbestand, wollen nur so viel in der Natur haben, wie die Natur verträgt und keinen künstlichen Zoo.“ Damit Hirsche, Rehe und Wildschweine kleineren Tieren wie Hasen nicht das Futter wegnähmen, „müssen wir auf alle Tierarten achten, dass sie ein Auskommen haben“.

Immergrüne Brombeerblätter – auch im Winter.
Immergrüne Brombeerblätter – auch im Winter. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Brombeere etwa sei dabei ein „Weiser“, ob es genug Rehe im Revier gibt. Im Spätwinter sei das Futter im Wald knapp, „aber die Brombeere ist im Gegensatz zur Himbeere die einzige wintergrüne verholzte Strauchart, die ihre Blätter nicht verliert“, weiß Herbrecht. Rehwild sei naschhaft – „die nippen hier und da“ – und spezialisiert für die geduckte Suche nach Brombeersträuchern. Blätter und Knospen würden von unten nach oben bis zu 80 Zentimetern Höhe schichtweise abgefressen („Rehe haben keine Leiter“), die Auswirkungen könne man im Frühjahr gut beobachten. „Der Horizont wird scharf geschnitten“, gebraucht der Revierförster einen Fachausdruck.

Rotwild dagegen habe einen anderen Magen, bevorzuge etwa Gräser, Eicheln, Bucheckern und sei sehr störungsempfindlich. „Hirsche verlassen nicht gern die Futterstelle, Ruhe im Wald ist für sie am besten“, sagt Herbrecht. Würden sie gestört oder gejagt, könnten sie ihren erheblichen Energiebedarf nicht decken. Deshalb bittet der Revierförster erholungssuchende Waldbesucher auch darum, „auf den Wegen zu bleiben und nicht querfeldein zu laufen“.

„Wildschweine sind Allesfresser“

Wildschweine (Schwarzwild) hätten eine andere, umfassendere Nahrungsgrundlage. „Die sind Allesfresser und haben eine Trüffelnase“, so Herbrecht. Auch Aas, Mäuse, Eicheln, Bucheckern und mehr würden vertilgt. Und bis zu acht Frischlinge in kurzer Zeit bedeuteten auch den achtfachen Futterbedarf. „Das wollen wir aber nicht“, denn Wildschweine machten in der Landwirtschaft auch viel kaputt. „In den letzten sieben Jahren durften 557 Stück bejagt werden“, erklärt Herbrecht, der sich um eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest sorgt.

Und der Revierförster kommt noch einmal auf das Füttern zurück. „Im Wald liegt genug herum. Ich darf Futter nicht annehmen und verweise auf Zoos oder den Kaisergarten in Oberhausen. Der Mensch meint es zwar meist gut, aber Füttern im Wald ist keine Option. Das regelt die Natur selbst“, unterstreicht er. Michael Herbrecht: „Wenn ich einen artenreichen Wildbestand im Revier habe, ist das für alle gut. Denn wir Naturschützer betrachten die gesamte Lebenseinheit im Wald – Tiere und Pflanzen.“