Wesel/Hamminkeln. Wegen der hohen Gaspreise wollen sich immer mehr Menschen einen Kamin zu legen – auch die Wartelisten für Brennholz in Wesel sind bereits lang.
Die Angst vor steigenden Gaspreisen und um die Versorgungssicherheit im Winter treiben viele Leute dazu, nach Alternativen fürs Heizen zu suchen. Die Wahl fällt immer öfter auf Holzöfen und Kamine. Doch nicht nur die Nachfrage nach den Geräten selbst ist gestiegen. Holzhändler in Wesel und Hamminkeln berichten zugleich über deutlich mehr Anfragen nach Kamin- und Brennholz. Das Problem: Der Nachschub wird gleichzeitig knapp.
Ofenbauer aus Wesel: Verkaufszahlen haben sich vervielfacht
„Wir sind über das ganze Jahr ausgebucht“ berichtet Bernd Schulten-Hesseling, Inhaber von Isselhuker Kaminholz in Hamminkeln. Wer jetzt bei ihm Brennholz bestellen wolle, habe „keine Chance“, wie der Holzhändler sagt. Hinzu komme, dass der Nachschub aus dem Wald stocke, weil die Sägewerke mit ihrer Produktion nicht hinterherkommen. „Die großen Holzfirmen haben sonst auch viel Holz aus Osteuropa bekommen und decken sich jetzt auch bei uns in der Region ein.“
Vervielfacht haben sich auch die Verkaufszahlen beim Unternehmen BK Ofenbau in Wesel. „Die Zahlen sind in den letzten Wochen explodiert“, sagt Inhaber Lars Bieniok. „Das ist ein deutlicher Schub. Die Wartezeit für neue Kunden ist aber noch ok, weil wir selbst Hersteller und nur auf Rohmaterialien angewiesen sind.“ Die Lieferzeit für einen Ofen betrage jetzt etwa drei Monate. Das könne sich allerdings jederzeit ändern, betont Bieniok.
Wesel und Umgebung: Wartelisten für Kaminholz sind lang
Die gestiegene Nachfrage nach Brennholz könne man bereits an den aktuellen Holzpreisen ablesen, erklärt Melis Mustafa, Standortleiterin vom Stewes Baustoffhandel in Wesel. „Die Leute bestellen jetzt schon mehr Kaminholz als normalerweise im Winter. Sonst haben die meisten erst ab September oder Oktober angefangen Brennholz zu bestellen, um es etwas gemütlich zu haben“, sagt Mustafa. Jetzt wollen sich viele schon im Hochsommer ihre Mengen sichern. Wie Kunden ihr berichten, habe das auch mit der Angst wegen der steigenden Gaspreise zu tun „und ob wir im Winter überhaupt Gas haben werden.“
Für Kaminholz gebe es nun schon Wartelisten, sagt die Marktleiterin. „Gerade ist jedenfalls kein Brennholz da.“ Zudem bestellen ihre Kundinnen und Kunden mehr Holz als sonst üblich. „Wo die Leute normalerweise einen Raummeter bestellt haben, bestellen sie jetzt zwei bis drei Raummeter. Es wird die doppelte oder dreifache Menge bestellt“, erklärt Mustafa.
Märkte im Osten sind weggefallen
Und auch bei Arthur Kozlowski, Inhaber von ARKO Naturbrennstoffe in Wesel, ist die Nachfrage „exorbitant gestiegen“, wie er berichtet. „Das ist der Wahnsinn.“ Er habe den Eindruck, „dass Politik und Medien da etwas Panik erzeugen, weil die Leute jetzt alle nach Alternativen zum Heizen suchen.“ Als Grund dafür sieht auch er die hohen Gaspreise.
„Aber ich frage mich, was die Leute alles verbrennen wollen. Die Holzmärkte in Russland und Weißrussland sind wegen Sanktionen weggefallen und aus aus der Ukraine kam viel Holz. Dort ist aber die Infrastruktur gestört. Wer sich jetzt einen Kamin zulegt, wird kaum noch Brennholz bekommen“, sagt Kozlowski, „und die nächsten Jahre wird das nicht besser.“
Raummeter: Wie Holz gemessen wird
Brennholz wird in Raummetern und Schüttraummetern gemessen. Diese Maße geben an, wie viel Holz sich in einem Kubikmeter – einem Würfel mit einer Seitenlänge von einem Meter – befindet. Der Raummeter entsprich dabei etwa 528 Kilogramm gestapeltem Holz. Ein Schüttmeter sind etwa 377 Kilogramm Holz, das nicht gestapelt ist. Es hat somit mehr Lufträume zwischen den Holzscheiten. Ein Raummeter entspricht rund 1,4 Schüttraummetern. Je nach Holzart können die Werte variieren.