Voerde. Voerdes Bürgermeister stellt in der Ratssitzung die Frage, wie sichergestellt werden soll, dass Menschen durch den Wolf nicht gefährdet werden.
Das von der mutmaßlichen Wolfsattacke auf einer Weide an der Rönskenstraße in Voerde betroffene Schafhalter-Ehepaar hat die Voerder Verwaltung in der Ratssitzung mit der Frage konfrontiert, wie sie sich angesichts „eines 30-prozentigen Anstiegs der Wolfspopulation“ pro Jahr den weiteren Umgang mit dem Wolf vorstellt – und die Bewirtschaftung und Pflege der Weideflächen in der Mommniederung, wenn Weidetierhalter dort aufgrund von Rissen aufgeben. Auch forderten die Züchter Politik und Verwaltung zum Handeln auf. Sie hatten Mitte März vier ihrer Schafe verloren, die auf einer Grünfläche an der Rönskenstraße in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung weideten. Sehr wahrscheinlich war es das Werk eines Wolfes. Der endgültige Nachweis dazu steht noch aus.
Voerdes Bürgermeister: „Das Land muss handeln“
Aus Sicht von Bürgermeister Dirk Haarmann zeigt „gerade die Lage des Risses und der Weg dorthin durch ein Wohngebiet“, dass die Wölfe aus dem hiesigen Wolfsgebiet „ihr artgerechtes Verhalten verändern“, wie er vor einigen Tagen auf Anfrage der NRZ feststellte. Diese Einschätzung bekräftigte er in seiner Reaktion auf die Aussagen des Schafhalter-Ehepaars während der Einwohnerfragestunde der Stadtratssitzung. Wenn ein Wolf durch ein Wohngebiet laufe, sei ein Punkt erreicht, an dem ein artgerechtes Verhalten nicht mehr an den Tag gelegt werde. Wie solle sichergestellt werden, dass Menschen nicht gefährdet werden – und wären sie wirklich nicht gefährdet, „was ist mit der Angst der Menschen?“, fragte der Verwaltungschef.
Anschließend machte Haarmann deutlich, dass die Stadtverwaltung beim Wolf nicht zuständig sei, und verwies auf den Kreis und das betreffende NRW-Ministerium. Der Bürgermeister betonte, dass „jede geeignete Maßnahme, um hier zu normalen Verhältnissen“ zu kommen, willkommen und notwendig sei. Die Schafzucht sei auch ein Wirtschaftsfaktor. „Dazu bekennen wir uns auch. Das Land muss handeln“, forderte Haarmann, der des weiteren die Frage stellte, wie man zu einem geeigneten Herdenschutz komme. Die Schafe auf der Weide an der Rönskenstraße seien trotz Schutzmaßnahmen gerissen worden. Die diesbezüglichen Forderungen des Landes seien eingehalten worden.
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Seitens der Politik wurde das Thema Wolf im öffentlichen Teil der Ratssitzung unter dem letzten Punkt „Anfragen“ noch einmal aufgegriffen. CDU-Fraktionschef Ingo Hülser dankte der SPD für die Möglichkeit, den von ihr initiierten Brief an Ministerpräsident Hendrik Wüst mit unterzeichnen zu können. Der Vorstoß wird ebenfalls von der FDP, den Unabhängigen Voerde und der WGV mitgetragen. In dem gemeinsamen Schreiben wird Wüst gebeten, „im Sinne der Menschen und schutzlosen Tiere tätig zu werden und nach sinnvollen Lösungen“ für die Probleme zu suchen.
„Wir müssen in der Frage geschlossen agieren“, erklärte Hülser mit Blick auf die Politik in Land und Bund:„Es braucht den Druck von vor Ort.“ Hülser verwies in dem Zusammenhang auf den Brief, den Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) und elf ihrer Amtskolleginnen und -kollegen an die Europäische Kommission gerichtet haben. Darin fordern sie, es bei dem hohen Schutzstatus, den der Wolf hat, zu belassen.
Hülser appellierte, die Stadt solle „verhaltensauffällige Wölfe“ an die untere Naturschutzbehörde (Kreis Wesel) und an das Lanuv (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW) melden, auch wenn sie nach der Wolfsschutzverordnung nicht zuständig ist. Der CDU-Fraktion sei es wichtig, „dass hier ein offizieller Verwaltungsvorgang in Gang gesetzt wird“, erklärt Hülser auf NRZ-Nachfrage. Denn: Wölfe könnten nur entnommen werden, wenn eine Verhaltensauffälligkeit festgestellt werde. Eine solche habe das Umweltministerium bisher nie konstatiert, „obwohl viele Wolfsrisse stattgefunden haben“, sagt Hülser. Und: Einen in Gang gesetzten offiziellen Verwaltungsvorgang könne man verfolgen und dazu Nachfragen stellen. Bürgermeister Haarmann sagte zu, dass die Verwaltung offiziell an die zuständigen Stellen schreiben werde.