Voerde. Greenfield stellte im Ausschuss eine abgespeckte Version seiner ursprünglichen Planung vor. Anwesende Bürger überzeugte die Präsentation nicht.

Wahrscheinlich war eine Ausschusssitzung im Voerder Rathaus selten so gut besucht. Mehr als 50 Bürgerinnen und Bürger fanden sich zur Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses ein – insbesondere die Ausführungen zum Thema „Logistikpark Hafen Emmelsum“, zu dem es im Vorfeld eine Kundgebung vor dem Rathaus gab, interessierten die Besucher. Neben den Ausschussmitgliedern waren unter anderem Jan-Gerd Bach, Geschäftsführer des Investors Greenfield Development, sowie einige Gutachter, die im Rahmen des Projekts tätig sind, anwesend.

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Emmelsum sei ein „landesbedeutsamer Hafen“, erklärte Manfred Müser, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Baurecht, „das führt zu einem unumstößlichen Ziel, einer klaren Vorgabe, Häfen und Wasserstraßen entsprechend zu entwickeln“. Wichtig sei in der Vorgabe insbesondere der erste Absatz: „In diesen landesbedeutsamen Häfen sind zur Ansiedlung von hafenorientierten Wirtschaftsbetrieben die erforderlichen Standortpotenziale zu sichern und von der Regionalplanung im bedarfsrechtlichen Umfang Hafenflächen und Flächen für hafenaffines Gewerbe festzulegen.“

Es gehe allerdings nicht nur darum, dem Hafen Gewerbeflächen zu geben, sondern auch darum, Grünbereiche zu schützen. Die Aufgabe der Regionalplanung sei es, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen Freifläche und Siedlungsfläche. „Dass wir auch in Freiflächenbereichen Konkurrenzsituationen haben, kennen wir aus vielen Diskussionen“, betonte Müser.

Schützenswerte Räume

Nach der neuesten Anpassung des Konzepts durch Greenfield werden 121.834 Quadratmeter der insgesamt 191.440 m² im Geltungsbereich Bauflächen sein, 30.621 m² Flächen für Natur und Landschaft, 35.277 m² Waldfläche sowie 3778 m² Flächen für Bahnanlagen. „Wir haben festgestellt, dass an einigen Stellen Diskussionen entbrannt sind und uns diesen Diskussionen in Zusammenarbeit mit der Verwaltung gestellt. Wir haben verstanden, dass es schützenswerte Räume auf diesem Grundstück gibt und es lohnenswert ist, diese zu erhalten. Daher haben wir unsere Bebauungsstrukturen verschoben und konzentrieren uns auf wesentlich kleinere Flächen, wo wir bauen können“, erklärte Jan-Gerd Bach.

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Man werde innerhalb der Baumaßnahmen in Grünflächen eingreifen müssen, dafür würden aber an anderer Stelle im Geltungsbereich Aufforstungen vorgenommen, versicherte Bach. Im Anschluss stellte Antje Kieburg vom Institut für Landschaftsentwicklung und Stadtplanung (ILS) Essen die Umweltverträglichkeitsstudie vor. Diese habe ergeben, dass durch den neuen Bebauungsplan keine erheblichen Beeinträchtigungen für Schutzgüter entstehen würden.

Was den Artenschutz angehe, stellte Kieburg dar, dass im Geltungsbereich einige Fledermausarten zu finden wären. Sämtliche diesbezügliche Strukturen, die im nördlichen Bereich vorhanden seien, würden im Zuge der Baumaßnahmen in den Süden verlegt. „Das gilt sowohl für Fledermäuse als auch für Vögel“, berichtete Kieburg. Die Brutvogelkartierung habe 39 Arten im Untersuchungsgebiet ergeben. Außerdem habe der Nabu vor kurzem eine Erd- und eine Kreuzkröte in der Nähe des Geländes entdeckt, für die ein Laichgewässer auf dem Trimet-Gelände besteht. Auch für diese Betroffenheiten werde es Maßnahmen geben, so Kieburg.

Verkehrsuntersuchung

Harald Blanke vom Ingenieurbüro „Ambrosius Blanke Verkehr.Infrastruktur“ aus Bochum stellte die Verkehrsuntersuchung vor. Diese ergab, dass die meisten bestehenden Knotenpunkte über entsprechende Vorfahrtsregelungen den aufkommenden Verkehr ohne weitere Maßnahmen abwickeln können. Am Knotenpunkt Frankfurter Straße/Emmelsumer Straße sei allerdings ein Ausbau der Linksabbiegerspur von aktuell 30 auf 80 Meter nötig, erörterte Blanke.

Stefan Fleischacker vom Ingenieurbüro Stöcker aus Haltern stellte im Zuge der Lärmuntersuchung vor, dass aufgrund der nächtlichen Emissionen die Errichtung von Lärmschutzwänden notwendig werde.

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Trotz der im Vergleich zum ersten Entwurf deutlich umweltverträglicheren Lösung seitens Greenfield, zeigten sich die anwesenden Bürger von der Vorstellung des Vorhabens weiterhin nicht begeistert. Ein Anwohner echauffierte sich, dass „wir so tun, als hätten wir mehrere Welten zur Verfügung, in denen wir leben können. Alle Leute, die hier ihre Statements abgegeben haben, tun so, als wäre das wunderbar. Es ist unglaublich, was hier abläuft.“

>>Info: So geht es weiter

Nach der Kenntnisnahme im Stadtentwicklungsausschuss wird das Thema „Logistikpark Hafen Emmelsum“ jeweils zur Kenntnisnahme am 29. November im Haupt- und Finanzausschuss und am 6. Dezember im Stadtrat vorgelegt. Im Dezember diesen und Januar kommenden Jahres soll dann die landesplanerische Abstimmung und die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, im März der Offenlagebeschluss und im April und Mai 2023 die Durchführung der Offenlage erfolgen.