Dinslaken. SPD, CDU und UBV treten auf den letzten Metern auf die Bremse. Sie wollen die den Vorschlag der DinFleg für das Freibadareal doch nicht umsetzen.
Wird die Umnutzung des Hiesfelder Freibadareals zur unendlichen Geschichte? SPD, CDU und UBV wollen die Überplanung für das ehemalige Freibadgelände auf den letzten Metern ausbremsen und die Planung wieder zurück in die Hände der Stadtwerke geben. Als Grund nennen sie Kosten.
Das ist der Hintergrund
Im September 2015 schlossen sich die Türen des Hiesfelder Freibads wegen einer defekten Filteranlage für immer. Der Rat beschloss zunächst, das Bad zu sanieren. Nach zwei Bürgerbegehren – eines pro Erweiterung Dinamare und eines pro Sanierung Freibad – und jeder Menge Zwietracht wollte es die Politik 2017 schließlich allen recht machen: Das Dinamare sollte erweitert UND das Freibad für 3,1 Millionen Euro saniert werden.
Bis die Stadtwerke Anfang 2019 feststellten, dass die Bodenverhältnisse in Hiesfeld den dauerhaften Betrieb eines Freibades nach aktuellen Hygienebestimmungen überhaupt nicht erlauben würden. Man hätte mindestens 7,7 Millionen Euro ins Freibad stecken müssen.
Also wurden die Freibadpläne begraben, ein Außenbecken am Dinamare beschlossen und die städtische DinFleg beauftragt, unter Einbeziehung der Bürger einen Vorschlag für eine „natürlich gestaltete Erholungsfläche“ zu entwickeln. Das Hiesfelder Freibadbecken wurde Ende 2019 derweil abgerissen.
Das schlägt die DinFleg vor
Die DinFleg legte als Ergebnis des Beteiligungsprozesses ein Konzept vor, das unter anderem einen Generationenspielplatz mit Wasserspiel vorsah, ein Café, Barfußpfad, Kneippbecken, grünes Klassenzimmer, Picknickwiese mit Liegen, Multifunktionsfläche, Bouleplatz und große Wiesenflächen, zum Teil mit Wildblumen und Insektenhotel. Der Fläche komme „als Frischluftschneise eine besondere klimatische Bedeutung zu“, so die Stadt. Zudem soll der Wohnmobilstellplatz ertüchtigt werden. Die Kosten beziffert die Stadt mit 3,2 Millionen Euro. Die Stadt sollte das Gelände von den Stadtwerken zurückkaufen und entwickeln. Am Montag sollte das Konzept erstmals im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung diskutiert und im September vom Stadtrat beschlossen werden.
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Das fordern SPD, CDU und UBV
Stattdessen wollen SPD, CDU und UBV nun, dass die Stadtwerke bis Ende 2022 einen „naturnahem Familien- und Bürgerpark“ planen. Entsprechende Pläne haben die Stadtwerke schon vor längerer Zeit erstellt aber nicht veröffentlicht – bis CDU-Mitglieder sie in den Bürgerdialogprozess einbrachten: Sie sahen auf dem Gelände eine Event-Plaza, Salinarium, Abenteuerspielplatz, Adventure-Golf, Hüpfburg, Mini-Autoscooter, Spielwiese, Beach-Volleyball, Gastronomie und – wie auch im DinFleg-Entwurf – Kneippweg und Wasserspielplatz vor. Zudem soll, so CDU, SPD und UBV, ein bedarfsgerechter Wohnmobilstellplatz angelegt werden. Leitbild für das Projekt seien die Ergebnisse der bereits erfolgten Bürgerbeteiligung. Der DinFleg-Vorschlag soll „als wichtige Orientierung zugrunde gelegt“ werden.
Grund: Den Parteien ist der Din Fleg-Plan zu teuer: Zu den 3,2 Millionen Euro kämen schließlich die Kosten in Höhe von einer Million Euro für den Rückkauf des Geländes. „Des Weiteren entstehen erhebliche Herstellungs- und Baunebenkosten, so dass von einer Belastung des städtischen Haushaltes von über fünf Millionen Euro ausgegangen werden muss“, so die Fraktionen – plus Unterhalts- und Pflegekosten. Dagegen sei „die Herstellung und Bewirtschaftung des naturnahen Familien- und Bürgerparks durch die Stadtwerke nicht mit Belastungen für den städtischen Haushalt verbunden“. Diese hätten ja bereits dargelegt, „dass sie bereit und in der Lage sind, das Gelände zu entwickeln und den Park zu bewirtschaften.“
Die Grünen sind „entsetzt“
Die Grüne Ratsfraktion ist „entsetzt“ angesichts der Vorschläge der SPD, CDU und UBV, so Co-Fraktionsvorsitzende Beate Stock-Schröer.
Die Grünen begrüßen den von DinFleg, Bürgern, Planungsbüros und dem Lippeverband erarbeitete „naturnahe Gestaltung dieser wichtigen Grünfläche in Dinslaken, deren Bedeutung für Flora, Fauna aber auch für die Klimaresilienz der Stadt Dinslaken entscheidend ist“. Weil auch die Durchgängigkeit des Rotbachs hergestellt werden, solle, könne ein „wertvolles Biotop entstehen“. Das vorgelegte Konzept schaffe Möglichkeiten, die Fläche auch als Naherholung und für die „Begegnung von Mensch und Natur“ nutzen zu können.
SPD, CDU und UBV wollen nun, so die Grünen, die Beteiligungen der Bürger, Vereine und weiterer Akteure „aushebeln“, um „eine kommerzielle Eventfläche“ zu schaffen. Dies stehe „im krassen Gegensatz“ zum Ergebnis der Interessenanalyse im Rahmen des Beteiligungsverfahrens, dort eine „ökologische Aufwertung und naturnahe Gestaltung mit den zentralen Elementen der Wassermühle und dem Rotbach im Vordergrund“ zu schaffen. „Gerade in Zeiten, in denen der Klimawandel so offensichtlich wie noch nie ist, ist es aus unserer Sicht ein Unding, diese Fläche ausschließlich nach wirtschaftlichen Aspekten entwickeln zu wollen, was zu Flächenversiegelung, Lärm, Schmutz und zusätzlichem Verkehr führt.“