Dinslaken. Nach dem Dinslakener Handlungskonzept Wohnen sollen bis 2030 im Stadtgebiet 1800 Wohnungen entstehen. Wie viele es bis jetzt wirklich sind.

Wohnraum, vor allem bezahlbarer Wohnraum, ist eines der drängendsten Probleme in Dinslaken. Ende 2018 veröffentlichte die Stadt das „Handlungskonzept Wohnen 2030“. Danach sollen in Dinslaken bis zum Jahr 2030 insgesamt 1864 neue Wohnungen entstehen, ein Drittel davon – 559 Wohnungen – öffentlich gefördert. Etwa die Hälfte der Bürger Dinslakens, so sagte Bürgermeisterin Michaela Eislöffel erst jetzt, ist aufgrund ihres Einkommens berechtigt, öffentlich geförderten Wohnraum zu beziehen. Ob die Zielvorgaben des Konzepts „Wohnen 2030“ in Dinslaken aber erreicht werden können, steht in den Sternen.

Zwischenziel wurde verfehlt

Das Handlungskonzept sieht auf dem Weg zum Gesamtziel von 1864 Wohnungen Zwischenziele vor: So hätten von 2017 bis 2020 knapp 800 Wohneinheiten in Dinslaken – 200 pro Jahr – entstehen müssen. Dieses Ziel, so erklärt Stadtsprecher Marcel Sturm auf Nachfrage der NRZ, wurde „nicht erreicht“. Seit Anfang 2018 seien demnach insgesamt 193 Wohneinheiten fertig gestellt worden, bei 47 davon handele es sich um öffentlich geförderte Wohnungen. Dabei handelte es sich um Projekte, die vor dem Handlungskonzept Wohnen 2030 angestoßen wurden.

Auf diesen zwölf Flächen könnte nach dem Handlungskonzept Wohnen 2030 in Dinslaken Wohnraum entstehen. Für vier gibt es konkrete Planungen.
Auf diesen zwölf Flächen könnte nach dem Handlungskonzept Wohnen 2030 in Dinslaken Wohnraum entstehen. Für vier gibt es konkrete Planungen. © Wohnen 2030 | Stadt Dinslaken

Zwar hat Dinslaken 2017 mit dem „Kooperativen Baulandmodell“ ein Instrument geschaffen, mit dessen Hilfe die Stadt bei Bauleitplanverfahren ab 5000 Quadratmetern Fläche bzw. 30 Wohneinheiten vorgibt, dass ein Drittel als öffentlich geförderter Wohnungsbau zu erstellen ist. Bislang allerdings wurden „noch keine Wohnungen in Zusammenhang mit der Anwendung des Kooperativen Baulandmodells fertiggestellt“, so Stadtsprecher Sturm. Das Baulandmodell beziehe sich auf Flächen, „die sich im Privateigentum befinden und für die noch kein Baurecht besteht. Aufgrund dessen handelt es sich hierbei nicht um kurzfristige Realisierungen, sondern vielmehr um mittel- bis langfristige wohnungspolitische Strategien der Wohnbaulandschaffung.“

Die Stadt habe aber nach den Richtlinien des Baulandmodells bereits Flächen erworben und es „werden Grundstücksverhandlungen geführt“, so Sturm. Dabei gehe es um Grundstücke, die im Handlungskonzept Wohnen als Potenzialflächen dargestellt sind – also Grünflächen im gesamten Stadtgebiet, die sich nach Ansicht der Stadt für weitere Wohnbebauung eignen würden – sowie um weitere Grundstücke, die „der Innenentwicklung und Nachverdichtung dienen“.

Vier von zwölf Flächen in Planung

Über vier dieser Potenzialflächen kann die Stadt bereits verfügen. Dort seien die Planverfahren zur Schaffung der Voraussetzungen für eine Entwicklung bereits angestoßen worden. Die städtischen Planungen sehen dort konkret 870 neue Wohneinheiten an diesen Stellen vor:

„Solar-Quartier-Lohberg“: Auf dem Gelände der ehemaligen Glückauf-Schule will die Wohnbau 70 Wohneinheiten (statt bis zu 90 wie im Konzept vorgesehen) errichten. Der erste von drei Bauabschnitten soll 2022 starten. „Dies ist aber auch von der Verfügbarkeit öffentlicher Mittel und den aktuellen Schwierigkeiten in der gesamten Baubranche abhängig“,, so Sturm.

Trabrennbahn: Auf dem Areal sollen „unter Beachtung einer nachhaltigen und klimaresilienten Entwicklung geschätzt ca. 525-640 Wohneinheiten realisiert werden“. Infos zum Prozess gibt es auf https://www.zukunft-trabrennbahn.de/startseite.html

Südstraße: Auf der Fläche im Bereich zwischen Südstraße, Emscher und Leitgraben, für das derzeit das Bauleitplanverfahren läuft, können zwischen 36 und 40 Wohneinheiten entstehen. Das Handlungskonzept sieht hier bis zu 105 Wohneinheiten vor – allerdings nicht auf städtischem Eigentum. Man sei mit dem Besitzer im Gespräch, so Sturm.

Augustastraße/Ziegelstraße: Der Grundstückseigentümer erarbeite derzeit mögliche Planungsvarianten. Dort könnten 95 bis 120 neue Wohneinheiten durch einen Investor entstehen, so Sturm.

Zusammen mit den bereits geschaffenen 193 Wohneinheiten sind das etwa 800 weniger als das Handlungskonzept als Ziel vorgibt.

„Verschiedene Abhängigkeiten“

Und die anderen acht Flächen? Die Stadt habe „Kontakt zu allen Eigentümern von Grundstücken, die sich innerhalb der Potenzialflächen befinden aufgenommen“ und stehe „mit Entwicklungsinteressierten in Kontakt und als Ansprechpartner zur Verfügung.“ Wie viele das sind, dazu macht die Stadt keine Angaben. Dass der eine oder andere Eigentümer mit den Plänen der Stadt nicht einverstanden ist, zeigte der Besitzer einer Potenzialfläche in Hiesfeld direkt nach deren Veröffentlichung des Konzepts deutlich: „Landwirtschaftlicher Betrieb. Bebauung unerwünscht. Anfragen zwecklos“, besagte ein Schild auf dem Grundstück.

Die Stadt sei „bemüht, Bauland bereitzustellen und Wohnraum zu schaffen“, so Sturm, es „werden verschiedene Vorhaben mit unterschiedlichen Zeithorizonten vorangetrieben“: Aber es bestünden „verschiedene Abhängigkeiten“ – dazu gehören „individuelle Interessen und Projektierungen“ der Eigentümer, Investoren, Projektentwickler und Bauträger wie das „Einvernehmen aller Beteiligten sowie planungsrechtliche Voraussetzungen, begonnen bei der Regionalplanung. Hinzu kämen „Abhängigkeiten von den globalen Märkten, die durch Krisen (Corona, Ukraine-Krieg) die Bautätigkeiten spürbar beeinflussen und erschweren.“

Über zukünftige Entwicklungen könne daher „leider keine seriöse Aussage gemacht werden“, so Sturm. Inwieweit die Zielvorgaben des Handlungskonzepts erreicht werden können, sei „noch nicht absehbar“.