Kreis Wesel. Wirkt der „Lockdown light“ nicht? Innerhalb eines Monats haben sich die Coronafälle im Kreis Wesel mehr als verdoppelt. Ein Erklärungsversuch.

Der Kreis Wesel kommt nicht runter von seinen hohen Infektionszahlen : In den vergangenen 24 Stunden (Stand: Freitag, 0 Uhr) vermeldete das Robert-Koch-Institut 223 neue Corona-Fälle. Trotz des seit nunmehr Anfang November in ganz Deutschland verhängten „Lockdown light“ und trotz der zuletzt wieder abgeflachten Kurve , haben sich die Infektionszahlen im Kreis und in den Kommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe innerhalb eines Monats mehr als verdoppelt .

„Man kann derzeit aber dennoch nicht sagen: Die Maßnahmen wirken nicht", betont Anja Schulte, Pressesprecherin des Kreises Wesel. Im Gespräch mit der NRZ erklärt sie das aktuelle Testvorgehen des Kreisgesundheitsamtes und wieso diese Veränderungen auch Auswirkungen auf die bestätigten Fallzahlen sowie die zuletzt kreisweit höchste Inzidenz in Voerde haben.

Corona im Kreis Wesel: Mittlerweile wird gezielter getestet

„Es wird mittlerweile viel gezielter getestet“, sagt Schulte und erläutert das unter anderem damit, dass es sonst Engpässe bei den Test-Kapazitäten geben könnte. „Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes führen viel häufiger anlassbezogene Reihentestungen in Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen durch, wenn es dort einen positiven Fall gegeben hat – und dabei bestätigt man eben auch viele Fälle bei Menschen, die gar keine Symptome haben und sonst wahrscheinlich nicht getestet worden wären.“

So sei es beispielsweise im Falle des St. Elisabeth-Hauses in Spellen gewesen. Wie berichtet, waren dort Ende Oktober drei Bewohner der Senioreneinrichtung positiv auf das Virus getestet worden. In der Folge waren in den vergangenen Wochen alle Mitarbeitenden und Bewohner des Heims mehrfach der Reihe nach getestet worden.

Schulte schätzt, dass die hohe Inzidenz in Voerde sich nach wie vor zu etwa 50 Prozent darauf zurückführen lässt. Die andere Hälfte aller bestätigten Fälle in der Stadt sei hingegen auf die Gesamtbevölkerung zurückführen, auf die symptomfreien Fälle, die das Virus unwissentlich weiterverbreiteten.

Verfahren der Kontaktnachverfolgung wurde angepasst

Wie der Kreis Wesel am Donnerstagnachmittag darüber hinaus in einer Pressemitteilung erklärte, hat das Gesundheitsamt nunmehr auch das Verfahren der Kontaktnachverfolgung angepasst und digitalisiert. Grund dafür seien die anhaltend hohen Fallzahlen.

„Ab sofort sind positiv auf Corona getestete Menschen aufgefordert, ihre Kontaktpersonen über ein Online-Formular auf der Internetseite des Kreises Wesel zu melden. Das Gesundheitsamt kontaktiert die Kontaktpersonen somit nicht mehr telefonisch. Im Formular findet sich auch eine Definition von „Kontaktperson“. Außerdem sind positiv Getestete dazu verpflichtet, unverzüglich die Kontaktpersonen über das eigene positive Testergebnis zu informieren und sie zu bitten, sich selbst in Quarantäne zu begeben, heißt es darin.

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Die Vorgehensweise sei geändert worden, da die positiv Getesteten in der Regel vor dem Gesundheitsamt von ihrem Testergebnis erfahren. Sie müssten sich im Hinblick auf die Vorgaben der Quarantäneverordnung NRW „umgehend“ in Quarantäne begeben.

„Wenn keine Krankheitssymptome vorliegen oder aber während der Quarantäne auftreten, endet die Quarantäne zehn Tage nach der Testung. Bei Vorliegen von Krankheitssymptomen verlängert sich die Quarantäne, bis die Symptome über einen nicht unterbrochenen Zeitraum von 48 Stunden nicht mehr vorliegen“, erklärt der Kreis Wesel.