Dinslaken. In der Gastro gilt seit Samstag eine Corona-Sperrstunde. Wie Dinslakener Wirte auf die Maßnahme reagieren und das Ordnungsamt sie kontrolliert.

Die Kirchturmuhr von St. Vincentius schlägt zehn Uhr am Samstagabend. Die Gasse, die vom Rittertor zum Dinslakener Altmarkt führt, ist um diese Zeit fast menschenleer. Unter den Wenigen, die noch unterwegs sind, sind Christiane Wenzel und Ina Thomas.

Die beiden Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes Dinslaken sind an diesem Abend aber im Dienst und kontrollieren in der Innenstadt, ob die Gastronomiebetriebe und Kneipen sich an die momentan geltende Sperrstunde halten. Die beginnt zwar erst um 23 Uhr, doch schon in der letzten Stunde davor erinnern die beiden Frauen die Wirte daran, dass sie pünktlich schließen müssen.

Restaurantleiter aus Dinslaken: „Die Leute gehen nicht mehr raus.“

Vom Altmarkt führt der Weg die beiden zum Italiener bei Holtbrügge – hier ist das Licht um kurz nach zehn abends schon aus, in diesem Moment werden die Rollläden heruntergelassen. Ein paar Meter weiter beim Griechen sitzen zwar noch ein paar Gäste, doch Restaurantleiter Stephan Krippl stellt fest: „Die Nacht ist tot, die Leute gehen nicht mehr raus.“ Manche Gäste würden von sich aus schon um 22 Uhr gehen, hätten Verständnis für die Maßnahmen.

„Wir werden nicht zum Buhmann“, sagt Krippl und zeigt Ina Thomas und Christiane Wenzel die erforderliche Gästeliste, denn die beiden überprüfen vor Ort auch gleich, ob die Corona-Schutzmaßnahmen umgesetzt werden. Dazu gehören neben der Bereitstellung von Desinfektionsmitteln auch das Führen von Gästelisten und eine Raumskizze, was für die Nachverfolgung von Kontakten „sehr wichtig“ sei, wie die beiden Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes erklären. Mit den hier geführten Gästelisten sind sie zufrieden.

Nachdem sie in zwei Kiosken noch einmal darauf aufmerksam gemacht haben, dass diese nach 23 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen dürfen, und kurz in einem weiteren Gastronomiebetrieb nach dem Rechten gesehen haben, führt ihr Rundgang Christiane Wenzel und Ina Thomas an einem kleinen Lokal am Altmarkt vorbei.

Um kurz nach halb elf abends kündigt die Angestellte Agnes Kittel ihren Gästen die letzte Runde an. Sie hat Verständnis für die Maßnahmen: „Wir wollen ja, dass es besser wird.“ Dennoch sieht sie der nahenden Sperrstunde mit „keinem gutem Gefühl“ entgegen. Es sei wenig zu tun und die Leute seien vorsichtig. „Es ist menschenleer hier“, sagt sie mit Blick auf den Altmarkt, „für uns ist das gerade ein Kampf, sehr trostlos.“

Dinslakener Ordnungsamt will kurz nach elf Uhr noch mal gucken kommen

Ein Stück weiter sitzen noch einige junge Menschen in einer Kneipe zusammen. „Die gucken hier schon seit 18 Uhr Fußball“, erzählen die Mitarbeiterinnen vom Ordnungsamt, als sie wieder auf der Straße stehen, und sie sind sich einig, dass sie hier um kurz nach elf Uhr lieber noch einmal vorbei schauen werden – denn die Gastronomen müssen pünktlich schließen.

Ina Thomas (links) und Christiane Wenzel vom Dinslakener Ordnungsamt kontrollieren die Einhaltung der Sperrstunde in der Gastronomie.
Ina Thomas (links) und Christiane Wenzel vom Dinslakener Ordnungsamt kontrollieren die Einhaltung der Sperrstunde in der Gastronomie. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zwar dürfen die Wirte dann noch die Stühle hoch stellen, fegen und spülen, aber die Gäste müssen draußen und die Tür verschlossen sein. Bei einem Verstoß gegen die Sperrzeit – also der Fortführung von Gastronomiebetrieb oder Alkoholverkauf – würde ein Bußgeld in Höhe von 500 bis 1000 Euro fällig.

Von der Altstadt machen Ina Thomas und Christiane Wenzel noch einen kleinen Abstecher zum Neutor. Zu ihrer Überraschung haben sowohl Maaß als auch das Restaurant in der Nachbarschaft um kurz vor elf Uhr nachts bereits geschlossen. Zurück in der Altstadt stellen die beiden zufrieden fest, dass auch hier überall die Rollläden bei den Gastronomen unten sind. Auf den Straßen ist es nun noch ruhiger, nur noch vereinzelt sind Menschen unterwegs, befinden sich offensichtlich auf dem Heimweg.

Keine Bußgelder am Samstagabend verhängt

Ein Passant spricht die beiden Mitarbeiterinnen vom Ordnungsamt an und gibt den Hinweis, dass der Mitarbeiter eines Kiosks durch die Ansage der Frauen offenbar etwas verunsichert worden sei. Daher gehen sie noch einmal dorthin, um zu erklären, dass sich das Verkaufsverbot nur auf den Alkohol bezieht.

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Auf dem Weg treffen sie Maik Zimmermann vom KM 800. Von der NRZ auf die Sperrstunde angesprochen, gibt er an, die Maßnahme gehe seiner Ansicht nach „am Ziel vorbei“ und sei unverhältnismäßig. Bei ihm und den Kollegen anderer Restaurants säßen die Gäste schließlich in „sicherer Atmosphäre“. Aber natürlich hat er sich, wie auch die anderen Betriebe, an die Sperrstunde gehalten. Ein Bußgeld mussten Ina Thomas und Christiane Wenzel an diesem Abend nicht verhängen.

Es habe sich gelohnt, dass das Ordnungsamt schon am Mittwoch und Donnerstag abends unterwegs gewesen sei und Aufklärungsgespräche geführt hätte. Auch wenn die Kontrollen sehr aufwändig seien, sei es wichtig, dass kontrolliert werde, sagt Christiane Wenzel. „Es hat sich herumgesprochen, dass wir kontrollieren.“ Und Ina Thomas ergänzt: „Präsenz ist wichtig, auch in einer kleinen Stadt wie Dinslaken.“

HINTERGRUND: HOHE AKZEPTANZ DER CORONA-MASSNAHMEN

  • Christiane Wenzel und Ina Thomas vom Ordnungsamt Dinslaken erleben bei ihren Kontrollen, dass mit etwa 90 Prozent die meisten Menschen verständnisvoll auf die Maskenpflicht reagieren. Manche würden derzeit noch fragen, in welchen Bereichen sie gelte. „Mit steigender Anzahl haben die Leute die Erwartung, dass es Regeln gibt und dass sie kontrolliert werden“, hat Christiane Wenzel beobachtet.
  • Viele Menschen würden sich auch von sich aus beim Ordnungsamt melden, darunter sind neben Nachfragen zu Maßnahmen auch Beschwerden. „Wenn irgendwo eine Party gefeiert wird, kriegen wir das mit“, erklärt Ines Thomas.