Voerde. Grüne blicken selbstbewusst auf die Politik der vergangenen Jahre zurück. Wie immer im Leben sehen sie auch in Voerde noch Steigerungspotenzial.
Die Voerder Grünen möchten ihre in den vergangenen sechs Jahren praktizierte Kooperation mit der SPD fortsetzen. Ende September 2019 bereits sagten sie dem sozialdemokratischen Bewerber um den Chefsessel im Rathaus, dem amtierenden Bürgermeister Dirk Haarmann, ihre Unterstützung im Kommunalwahlkampf zu. Fraktionschef Stefan Meiners äußerte unlängst den Wunsch, weiter mit den Genossen zusammenzuarbeiten. Just dies liest sich auch aus der Einleitung und dem Rückblick des 16-seitigen Wahlprogramms, das sie nun vorlegen. Dabei ziehen die Grünen, kaum überraschend, selbstbewusst Bilanz – inklusive einem großen Lob auch in Richtung Rathaus.
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Sodann sind als „Highlights“ unter anderem der Erhalt des Babcockwaldes bei Sanierung der Sportanlage der SV 08/29 Friedrichsfeld statt deren Verlagerung, die Fusion der in „Schieflage geratenen“ Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe mit dem Geldinstitut in Wesel („eine Erfolgsgeschichte“), die beantworte Frage nach einem möglichen Standort für das neue Kombibad, die dafür wie auch für die Folgenutzung des früheren Kraftwerksgeländes laufenden Planungen oder das Handeln der Stadt in der Flüchtlingskrise genannt. Voerde habe gezeigt, dass es das Potenzial habe, Menschen in „Not ein vorübergehendes Obdach zu geben“. Die Stadt habe sehr viel Potenzial, es sei viel Gutes passiert, die Grünen treten dafür an, trotz Corona 2025 sagen zu können, weitergekommen zu sein, beschreibt Fraktionschef Meiners das Bestreben seiner Partei nach der Kommunalwahl. „Wie bei allem im Leben, gibt es auch Verbesserungspotenzial“, heißt es im Wahlprogramm.
Baumerhalt geht vor Baumersatz
Das von jeher von den Grünen besetzte Thema Umwelt und Natur findet dort als erstes seinen Platz. Angesicht von „gerade mal neun Prozent Wald“ wollen die Grünen dringend darauf achten, dass nicht noch mehr Bäume verloren gehen. Wenn sie weichen müssen, dann müsse auf dem Stadtgebiet dafür Ersatz geschaffen werden. Da neu gepflanzte Bäume aber 20 bis 30 Jahre brauchten, bis sie den ökologischen Wert der alten Bäume erreicht haben, geht für die Grünen Erhalt vor Ersatz. Bäume hätten zur Klimaregulation eine elementare Funktion.
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Auch wollen die Grünen mit den in der Landwirtschaft tätigen Personen enger in Kontakt treten, um gemeinsame Lösungen zu finden, wie „eine nachhaltige Landwirtschaft für alle Beteiligten gut und gewinnbringend gelingen kann“. Es gehe darum, die Nitratbelastung und den Pestizideintrag zum Schutz des Grundwassers zu reduzieren, sagt Britta Dickmann, neue Sprecherin des Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen in Voerde.
Nachhaltige Landwirtschaft: Appell auch an die Verbraucher
Ihre Stellvertreterin Carmen Steldermann-Tafel bringt auch die Verantwortung der Verbraucher zur Sprache, die, so ihr Appell, sich regionaler Produkte bedienen mögen. Dabei spannen die Grünen den Bogen zur Einrichtung eines Feierabendmarktes, den sie sich für Voerde wünschen, um so auch Arbeitnehmern die Möglichkeit zum Kauf regionaler und saisonaler Produkte zu geben. Für sie fällt das unter Wirtschaftsförderung. Voerde brauche eine starke heimische Wirtschaft, wobei für die Grünen die Förderung umweltbewusster Unternehmen sowie die Ablehnung „umweltschädlicher Techniken“ dazu gehören.
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Ein wichtiger Punkt sei der Ausbau der digitalen Infrastruktur in Voerde. In Zeiten der Corona-Krise sei das Internet wichtiger denn je, Heim- und Telearbeit erlebten einen nie gekannten Boom. Für Jan Krüßmann, 20-jähriges Mitglied der Grünen, ist die Digitalisierung auch mit Blick auf die Schulen „fast das Zukunftsthema überhaupt“. Die Versorgung über Funkstrecken (Stichwort 5 G) könne dabei eine wichtige Überbrückungstechnologie sein – „Ziel ist aber: Glasfaser bis in jedes Haus“.
Forderung nach anderer Taktung beim ÖPNV
Auch braucht es nach Ansicht der Grünen eine „andere Taktung“ des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), damit die Menschen attraktive Alternativen zum Auto finden. Das Angebot müsse den Bedürfnissen der Menschen angepasst sein und „nicht der ökonomischen Rechnung“. Zudem soll das Radwegenetz in Voerde kritisch betrachtet und verbessert werden – ein wichtiges Element der Umweltpolitik.
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Das Thema Soziales wollen die Grünen verschiedentlich in den Fokus rücken. Da geht es etwa neben der Unterstützung von Frauenhäusern um die Schaffung neuen Wohnraums: „Es darf keine Stadtteile geben, die besser verdienenden Menschen vorbehalten oder für finanziell weniger gut ausgestattete Haushalte übrig bleiben.“ Es gehe um eine gesunde Durchmischung, betont Gaby Rohr, bei der Kommunalwahl zweite Spitzenkandidatin für den Stadtrat.
Ziel der Grünen ist es angesichts von in der Gesellschaft zunehmenden Beleidigungen und Ausgrenzungen eine Antidiskriminierungsstelle in Voerde einzurichten. Diese wollen sie mit Blick auf die gebotene Neutralität in städtischer Hand sehen.
>>Info: Im Internet einsehbar
Auf der Webseite der Grünen kann deren komplettes Wahlprogramm unter www.gruene-voerde.de/2020/07/11/das-gruene-wahlprogramm/ eingesehen werden. Weitere Punkte sind Strom und Energie mit etwa der Forderung, die Potenziale von Wind- und Sonnenkraft bestmöglich zu nutzen, Haushalt und Finanzen (ein Credo ist die Fortsetzung des eingeschlagenen Kurses „aus notwendigem Sparen und sinnvollem Investieren“), Kultur und Sport mit unter anderem dem Bau des neuen Schwimmbades in Voerde sowie Bildung und Sport (Erstes Ziel Grüner Schulpolitik: Jedes Kind soll in Voerde eine passende Schulform wählen können).