Hünxe. . Bei Rock am See und im Jugendheim „Brucklyn“ können sie mitgestalten, das schafft Gemeinschaft. Knackpunkte sind aber die Busfahrzeiten.

„Am Tender gilt der Snapchat-Filter von Bruckhausen“, sagt Mette Horstmann und lässt damit keinen Zweifel aufkommen, dass das beliebte Ausflugsziel da zu verorten ist, wo sie und ihre Freunde sich zu Hause fühlen: Bruckhausen. Zur Gruppe gehören auch Merle Sommerig, Jona Scholz, Julia Wolbring, Jonas Kürten, Julian Besseling, Jan Niklas Epler und Sina Hettkamp – alle sind zwischen 16 und 17 Jahren alt. Sie kennen sich schon seit vielen Jahren, ihr Treffpunkt fast jeden Freitag: das Jugendheim „Brucklyn“ am Danziger Platz.

Fahrrad und Roller sind praktischer als der Bus

In zackigen Lettern prangt der Name über dem Eingang. Vorne parken zahlreiche Fahrräder – mit dem Drahtesel sind sie viel unterwegs, erzählen sie – auch, weil die Busverbindungen so sind, wie sie sind, nämlich verbesserungswürdig. Es geht um die Linien SB 3, 71 und 75: „Jeder Bus sollte alle zwei Stunden kommen“, sagt Jonas. „Aber da wird sich nicht immer dran gehalten.“ Er habe einen Rollerführerschein. Da sei er zum Glück nicht allzu sehr auf den Bus angewiesen. Da sie alle zwischen 16 und 17 Jahren alt sind, beginnen die Freunde nun auch ihren Führerschein für das begleitete Fahren. Damit sie in Zukunft so schnell wie möglich flexibel sind.

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Denn Knackpunkt sind auch die abendlichen Verbindungen am Wochenende, der letzte Bus nach Dinslaken fährt zwischen 17 und 18 Uhr – das macht spätere Verabredungen in der Stadt schwierig. Einen Bürgerbus gibt es in Hünxe, die Jusos hatten die Idee, ein solches Angebot auch für Jugendliche anzubieten. „Das würden bestimmt viele Leute nutzen“, glaubt Jona. Die Jugendlichen sind sich nicht sicher, ob dieses Angebot regelmäßig genug frequentiert werden würde, um zu abendlichen Veranstaltungen in die Umgebung zu fahren.

Ein Café oder eine Kneipe wäre wünschenswert

Wo sie sich stattdessen dann bislang treffen? Zu Hause, an Treffpunkten draußen, manchmal auch am Tender, sagt Mette. Oder eben im Jugendheim. Hier sitzen sie in den Räumlichkeiten, die sie vor einigen Jahren selbst eingerichtet, mitgestaltet und gestrichen haben – und zwar knallig bunt. Hier steht eine Tischtennisplatte, ein Kicker, sie können Musik hören und im Flur ist eine Box zu finden mit der Aufschrift „Das wollte ich noch loswerden“. Auch das ist wichtig, dass sie sich mit einbringen können. Mit Blick auf die nächsten Jahre denken sie aber an Angebote für Menschen ab 20 Jahre – ein Café oder eine Kneipe als mögliche Treffpunkte.

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Pflichttermin ist für sie alle natürlich auch das inzwischen jährliche Benefizkonzert „Rock am See Tender“: Fast 3000 Besucher, staunt Julia. „Da sind alle vertreten und helfen.“ Auch sie gehört mit zum Helferteam, zur in Bruckhausen bekannten „Kruh“. „Manche wollen aber nicht, dass es noch größer wird, weil es sonst seinen Wert verliert.“ Auch mit Blick auf solche Veranstaltung, Bruckhausen sei wie eine Familie, findet Mette. Auch ein wichtiges Kennzeichen für das Zusammenleben in Bruckhausen – sie fühlen sich bei solchen Veranstaltungen mit einbezogen, das stiftet Gemeinschaft.

Wohin geht es in der Zukunft?

Ob ihnen das aber in Zukunft ausreicht? Mette und Julia haben die Idee, nach dem Abitur vielleicht ein Auslandsjahr zu machen, raus zu kommen. „Ich mag das Dorf, aber ich habe noch nicht in der Stadt gelebt“, sagt Mette — deswegen interessiert sie sich schon dafür, in die Großstadt zu ziehen. Jan-Niklas möchte nicht ganz so weit weg, möglichst Kontakt in die Heimat halten. Münster, Düsseldorf oder Essen schwebt ihm vor, um dann am Wochenende auch mal wieder nach Hause zu kommen.

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Worin sie sich einig sind: Bruckhausen darf im Großen und Ganzen bleiben, wie es ist – nicht anonym, sondern gemeinschaftlich, naturverbunden. Nicht weit weg von der Stadt, nicht zu groß und nicht zu klein, so zeigt sich Jonas zufrieden mit seinem Heimatort. „Man sollte es lieber beibehalten, als auf Teufel komm raus etwas Neues machen“, findet Julian. Denn so könnten sie sich vorstellen später zurückzukommen. Sie hätten schon mal gescherzt, sich später im Altenheim in Bruckhausen wiederzutreffen, erzählen sie.

Jusos und Bürgerbusverein suchen ehrenamtliche Fahrer 

Die Jusos haben gemeinsam mit dem Bürgerbusverein und engagierten Eltern im vergangenen Jahr das Projekt „Jugendbus“ angeschoben, um den Bürgerbus auch am Samstagabend fahren zu lassen. Eine Online-Umfrage unter Hünxer Jugendlichen hatte ergeben: Es geht ihnen um den Weg nach Dinslaken. Beliebte Uhrzeiten wären zwischen 19 und 20 Uhr sowie zwischen 22 und 23 Uhr.

Aktueller Stand

Schnell hätten sich sechs Fahrer gemeldet, die bereit wären, den Jugendbus zu fahren, sagt Dominique Freitag, Vorsitzende der Jusos. „Allerdings sind sechs Personen die minimal nötige Anzahl. Wünschenswert wären zwischen acht und zehn.“ Freitag betont nochmal, dass für die Fahrer, welche einen Personenbeförderungsschein benötigten, keine Kosten anfielen. Darum kümmert sich der Bürgerbusverein. Sobald sich genug Ehrenamtliche finden, kann eine Linie beim Kreis Wesel offiziell angemeldet werden.

So würde es aussehen

Der Bus würde entsprechend nach Bedarf samstags nach Dinslaken fahren Die Idee sei, sich über eine Jugendbus-Hotline anzumelden. Möglich wären dann eine Fahrt zwischen 19 und 20 Uhr für jüngere sowie eine Fahrt für ältere Jugendliche zwischen 22 und 23 Uhr. Bei der Rückfahrt könnten Jugendliche dann auch mitgenommen werden. Knackpunkt wäre eine weitere Fahrt in der Nacht, hier Ehrenamtliche zu finden, sei schwierig, sagt die Juso-Vorsitzende. Angedacht sei eine Strecke etwa über die Haltestellen Edeka Drevenack, Krudenburg, Hünxer Busbahnhof und Bruckhausen Lindenkamp. Freitag spricht von etwa 2 - 3 Euro Kosten pro Fahrt.

Ausblick und Info

„Ich denke schon, dass es angenommen werden würde“, sagt Dominique Freitag von den Jusos, die hofft, dass wenn der Jugendbus erst einmal installiert ist, auch Jugendliche der nächsten Generationen das Angebot nutzen wollen. „Es soll eine feste Instanz werden.“