Bochum. Beim VfL Bochum dürfte es im Sommer ein großen Umbruch im Kader geben - unabhängig davon, ob am Ende der Klassenerhalt oder Abstieg steht. Das ist der Stand.

VfL Bochum: Mit Derby-Schwung zum ersten Auswärtssieg?

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    Noch ist der neue Mann nicht gefunden, doch eine Menge Arbeit wartet schon jetzt auf ihn. Egal, wen der VfL Bochum als neuen Sport-Geschäftsführer präsentieren wird, er muss sich mit vollem Elan in seinen neuen Job werfen. An der Castroper Straße nämlich dürfte es im Sommer einen großen Umbruch geben im Kader - unabhängig vom Klassenerhalt oder Abstieg.

    Stand jetzt besitzen inklusive ausgeliehener Spieler nur neun Profis einen Vertrag über den Sommer 2026 hinaus. Gar zehn Spieler, die dieser Tage rund um das Ruhrstadion unterwegs sind, könnten sich nach aktuellem Stand bereits im Sommer verabschieden. Offen ist zudem, wie es für einige Mitarbeiter rund um das Profi-Team weitergeht wie etwa Athletik-Trainer Klaus Luisser (Vertragsende im Sommer).

    Im März will der VfL Bochum einen neuen Sport-Geschäftsführer präsentieren

    Spätestens im März, so der Plan des aktuellen Aufsichtsrats, soll ein entsprechender Kandidat gefunden worden sein, der neben Kaenzig künftig den sportlichen Bereich beim VfL Bochum verantworten soll. In welcher Struktur genau - das ist noch nicht ganz klar. Gut möglich erscheint, dass neben dem Sport-Geschäftsführer, der das große Ganze im Blick behält, auch noch ein Mann für das tägliche Geschäft kommt. Eine Verbindungsfigur zwischen Profi-Mannschaft und Führungsetage etwa. Wie es auch immer aussehen wird, viel Zeit zum Einarbeiten bleibt nicht.

    Schnellstmöglich muss die kommende Spielzeit geplant werden. Seit der Freistellung des ehemaligen Sportdirektors Marc Lettau gibt es beim VfL Bochum keinen Vollzeitangestellten mehr, der die sportlichen Belange vorantreibt. Im Winter war es Kaenzig, der zusammen mit Cheftrainer Dieter Hecking die Transferphase bestritt. Mit Georgios Masouras und Tom Krauß lotsten sie zwei Soforthilfen nach Bochum, verschlankten den Kader. Einige andere Spieler sagten ab. Auch, so hört man aus Beraterkreisen, weil kein beständiger Kontakt zwischen Kandidaten und dem Verein bestand oder die personelle Situation in der sportlichen Führung unklar war.

    Gespräche über Vertragsverlängerungen haben derzeit keine Priorität

    Ähnlich kompliziert stellt es sich offenbar aber gerade auch für die aktuellen Kader-Mitglieder dar. Ein konkreter Ansprechpartner fehlt, Gespräche seien schwierig, heißt es aus Spielerkreisen. Gespräche über Vertragsverlängerungen mit derzeitigen Profis haben aktuell keine Priorität - auch aufgrund der sportlichen Lage, der ungewissen Zukunft in punkto Liga, Sportchef und Trainer. Auch Dieter Heckings Vertrag gilt zunächst nur bis zum Sommer. Im Nachwuchsbereich indes werden die Gespräche derzeit vorangetrieben. Zahlreiche Talente wie etwa Kacpar Koscierski aus der U19 will man länger binden.

    Eine Ausstiegsklausel im Fall des Klassenerhalts hat nach Informationen dieser Redaktion kein Profi. Geht es in die 2. Liga, haben einige Spieler wie etwa Dani de Wit dagegen Ausstiegsoptionen. Zwei Verträge gelten nur für die Bundesliga.

    Leihspieler: Bei Krauß und Masouras gibt es keine Kaufoption

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    Für den ausgeliehenen Jakov Medic (l.) hat der VfL Bochum eine Kaufoption, für Winterzugang Georgios Masouras (r.) nicht. © ddp/Sven Simon | Malte Ossowski/SVEN SIMON

    Tom Krauß (23/Mainz 05) und Georgios Masouras (31/Olympiakos Piräus) schlugen gleich ein, eine Kaufoption gibt es aber nicht. Im Sommer werden sie vorerst wieder zu ihren Klubs zurückkehren.

    Jakov Medic (26, Ajax Amsterdam) kam zuletzt kaum zum Zug. Unwahrscheinlich, dass der VfL die Kaufoption, die im geschätzten Marktwertbereich von rund 2 Millionen Euro liegen soll, zieht. Bei Myron Boadu (24, AS Monaco) wäre dies nur möglich, wenn man ihn direkt weiterverkauft wie es etwa der 1. FC Nürnberg und Fortuna Düsseldorf vorführten.

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    VfL Bochum: Dieter Hecking über den Kader, den BVB und die Vertragsfrage

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    Nürnberg verpflichtete Stefanos Tzimas im Winter von Paok Saloniki für 18 Millionen Euro, verkaufte ihn für 25 Millionen Euro an Brighton, lieh ihn zugleich bis zum Saisonende wieder aus. Düsseldorf holte Christos Tzolis nach der Vorsaison per Option für 3,5 Millionen Euro, verkaufte den Griechen an Club Brügge für 6,5 Millionen Euro.

    Für Boadu müsste der VfL zwischen neun und zehn Millionen Euro an Monaco zahlen. Einen höheren Marktwert könnte der Torjäger nur erreichen, wenn er im Saisonfinale regelmäßig spielt, überzeugt, trifft. Seine Verletzungsanfälligkeit, die ihn bisher auch schon die halbe Saison beim VfL kosteten, spricht dagegen.

    Auslaufende Verträge: Holtmann würde gerne verlängern - Was wird aus Bernardo?

    Im Sommer laufen sechs Verträge aus: von Torwart Paul Grave, Mohammed Tolba, Anthony Losilla, Cristian Gamboa, Gerrit Holtmann und - Stand jetzt - Bernardo. Losilla könnte im Nachwuchsbereich als Trainer weiterarbeiten, sollte er seine Karriere beenden. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Das gilt auch für Cristian Gamboa. Verdiente Spieler zu integrieren sei ein Ziel des VfL, erklärte Geschäftsführer Ilja Kaenzig auf der Mitgliederversammlung. Zumindest im Erstliga-Fall dürften die Profiverträge mit Gamboa und Losilla nicht mehr verlängert werden. Holtmann würde gerne bleiben, einen ersten Austausch gab es mit Trainer Hecking.

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    Bernardo fehlen noch fünf Einsätze, dann verlängert sich sein Kontrakt im Fall des Klassenerhalts - und Bochum kann auf eine hohe Ablösesumme hoffen. Längst nimmt die Gerüchteküche wieder Fahrt auf, die „Bild“ berichtete von englischen Scouts im Ruhrstadion, die Bernardo im Visier haben. Bereits im vergangenen Sommer waren unter anderem Union Berlin und Borussia Mönchengladbach stark interessiert, doch Bernardo fiel dann länger verletzt aus. Im Fall des Abstiegs ginge der VfL leer aus.

    Zwölf Verträge bis 2026: Kontrakt von Ordets gilt nur für die Bundesliga

    Zwölf Spieler haben beim VfL nur noch einen Vertrag bis zum Sommer 2026: die Torhüter Patrick Drewes und Timo Horn sowie Mats Pannewig, Tim Oermann, Felix Passlack, Erhan Masovic, Ivan Ordets, Noah Loosli, Maximilian Wittek, Lukas Daschner, Moritz Broschinski, Philipp Hofmann.

    Der Vertrag von Ordets gilt nach unseren Informationen nur für die Bundesliga - im Abstiegsfall wäre er also ablösefrei. Loosli ist an Fürth ausgeliehen ohne Kaufoption, Daschner an St. Gallen mit Kaufoption im Bereich um die eine Millionen Euro.

    VfL Bochum: Tim Oermann spielt sich in den Fokus

    VfL Bochum vs. Borussia Dortmund, Fussball, 1. Bundesliga, 22. Spieltag, 15.02.2025
    VfL Bochums Tim Oermann zeigte gegen Jermaine Bynoe-Gittens beim 2:0 gegen Borussia Dortmund eine starke Leistung. © kolbert-press | kolbert-press/Marc Niemeyer

    Der VfL will und muss höhere Transfererlöse erzielen, im Sommer spülte nur der Wechsel von Patrick Osterhage zum SC Freiburg nennenswert Geld in die Kasse (rund 4,8 Millionen Euro). Bei Verträgen mit nur noch einem Jahr Laufzeit steigt der Handlungsdruck enorm - und sinkt der Preis bei einem Transfer.

    Tim Oermann (21) bringt weiterhin viel Entwicklungs-Potenzial mit. Der deutsche U21-Nationalspieler ist mittlerweile Stammkraft, sein Tempo ist ein großes Plus. Der gebürtige Bochumer aus dem eigenen Nachwuchs hat nach unseren Informationen längst das Interesse finanzstarker Erstligisten geweckt. Der VfL muss den Kontrakt verlängern oder Oermann verkaufen, um im Jahr darauf nicht leer auszugehen. Im Abstiegsfall könnte Oermann den Klub nach unseren Informationen gegen eine festgelegte Summe verlassen.

    Auch Mats Pannewig (20) weckte bereits Begehrlichkeiten in der 2. Liga, Preußen Münster etwa hätte den Mittelfeldmann gerne ausgeliehen im Winter.

    Bis 2027 sind nur zwei Stammspieler an den VfL Bochum gebunden

    Bis 2027 stehen vom Stamm nur Ibrahima Sissoko und Matus Bero unter Vertrag. Hinzu kommen Niklas Jahn und Lennart Koerdt, die fast nur in der zweiten Mannschaft trainieren, Samuel Bamba und die ausgeliehenen Agon Elezi (HNK Gorica/Kroatien; ohne Kaufoption) und Moritz-Broni Kwarteng (Fortuna Düsseldorf mit Kaufoption, rund 800.000 Euro).

    Bis 2028 sind die Sommerzugänge Koji Miyoshi (kam für knapp unter einer Millionen Euro von Birmingham City) und Dani de Wit (kam ablösefrei von AZ Alkmaar) gebunden. Beide hinken den Erwartungen deutlich hinterher, das Preis-Leistungsverhältnis passt nicht. Beide könnten den Klub im Sommer verlassen. De Wit ist einer der Topverdiener. Im Abstiegsfall greift eine Klausel, die Bochum bei einem De-Wit-Wechsel mindestens zwei Millionen Euro Ablöse bescheren würde je nach aufnehmendem Klub.

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