Bochum. Dieter Hecking spricht in einer neuen Talk-Folge über das anstehende Derby gegen Borussia Dortmund, den Abstiegskampf und was für eine Vertragsverlängerung geschehen muss.

Als hätte Dieter Hecking nie etwas anderes gemacht, setzt er sich am Mittwochnachmittag in seinen Stuhl, richtet das Mikrofon vor sich und grinst. Schlechte Laune beim Trainer des VfL Bochum? Wegen des Kampfs gegen den Abstieg? Nicht mit dem 60-Jährigen, dafür ist er zu lange im Geschäft, kennt die Begebenheiten. „Man darf nie hoffnungslos sein“, sagte er gleich zu Beginn der Aufzeichnung einer Sonderfolge unseres Talks „Inside VfL“. Ihm sei immer bewusst gewesen, dass es herausfordernd sei, wenn er den VfL Bochum als Tabellenschlusslicht übernehme. „Wir sind in der Situation, in der es realistisch erscheint, dass wir es schaffen können. Jetzt müssen wir den entscheidenden Schritt machen, um vom 18. Tabellenplatz wegzukommen.“

Am besten soll der bereits am Samstag im Derby gegen Borussia Dortmund (15.30 Uhr, Sky) gelingen. Wenn an der Castroper Straße der große Nachbar, der am Dienstag noch in der Champions League bei Sporting Lissabon gewann, gastiert, wird auch Hecking heiß sein. „Derbyerfahrung habe ich“, sagte er. Er weiß daher genau, welche Bedeutung diese Partie für die Fans – aber auch die Klubs – hat. Und will die Chance nutzen. „Wir sind in der Außenseiterrolle, das macht es kribbeliger für den BVB, weil sie ungern verlieren wollen beim kleinen Nachbarn“, so Hecking. „Die Vorfreude ist groß, wobei ich weiß, dass der BVB eine große Qualität hat.“

VfL Bochum: Dieter Hecking muss auf Felix Passlack verzichten

Diese konnte der BVB in den vergangenen Wochen zwar gut verstecken, doch pünktlich zum Derby scheint er diese wiedergefunden zu haben. Zumindest in der zweiten Halbzeit beim 3:0-Erfolg gegen Sporting Lissabon. „Man hat beim BVB in der Champions League die zwei Gesichter gesehen“, sagte Hecking, der die Partie natürlich zur Vorbereitung beobachtet hat. „Wir wissen um unsere Rolle, wir sind der Underdog. Wir werden versuchen, den BVB auf unser Niveau herunterzuziehen. Wenn man sie in Ruhe lässt, dann haben sie individuelle Qualität. Aber sie haben diese noch nicht dauerhaft abgerufen. Es liegt an uns, ob der BVB reinkommt.“

Dieter Hecking, Trainer des VfL Bochum, während der Aufzeichnung des „Inside-VfL“-Talks mit Annalena Fedtke und Ralf Ritter (von links).
Dieter Hecking, Trainer des VfL Bochum, während der Aufzeichnung des „Inside-VfL“-Talks mit Annalena Fedtke und Ralf Ritter (von links). © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Und an ihm selbst, denn der Trainer muss an der Aufstellung basteln. Am Mittwoch gab der VfL Bochum bekannt, dass Ex-BVB-Profi Felix Passlack im Derby aufgrund einer Augenverletzung ausfallen wird. Ohnehin passen muss Stürmer Myron Boadu, der mit Abstand gefährlichste VfL-Akteur in dieser Saison. Bangen muss Hecking zudem um Gerrit Holtmann und Neuzugang Georgios Maosuras, bei beiden sieht es aber gut aus. Um dem Gegner nicht zu viele Anhaltspunkte zu geben, wird der VfL Bochum bis zum Spiel am Samstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren. „Wir müssen in jedem Spiel taktieren, sind nicht stur vom System her. Auch mit Blick auf den BVB. Niko Kovac soll noch etwas zu tun haben“, begründete Hecking seine Maßnahme. Übers Knie brechen wird er nichts. „Wenn wir mit einem Einsatz einen längeren Ausfall riskieren würden, dann würden wir auf den Einsatz verzichten.“

Dieter Hecking: „Mache den Abstiegskampf nicht zu groß“

Schließlich gibt es trotz der bedrohlichen Lage im Tabellenkeller mit nur elf Zählern aus 21 Spielen immer noch 13 Möglichkeiten, um die nötigen Punkte im Kampf gegen den Abstieg einzufahren. Hecking selbst strahlt deshalb Ruhe aus. „Ich mache den Abstiegskampf nicht zu groß. Der Druck ist eh zu spüren“, sagte er. Er verfolgt einen eher pragmatischen Ansatz, den er schon in seiner Familie, von seiner Oma immer hörte: „Es kommt so, wie es kommen soll.“

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VfL Bochum: Dieter Hecking über den Kader, den BVB und die Vertragsfrage

Inside VfL - Der Stadtwerke Bochum-Talk

Der Klassenerhalt sei noch immer drin, weil die Konkurrenz ebenfalls nicht die nötigen Punkte einfährt. „Wir sind dran, obwohl wir schon mehrfach abgestiegen waren. Am Ende ärgerst du dich, wenn du zu früh die Flinte ins Korn wirfst.“ Das lasse ihn auch die Mannschaft spüren. Kein Spieler sei dabei, der die Situation nicht annehme, sagte der 60-Jährige. Es fehle derzeit aber ein Spiel, in dem seine Mannschaft außergewöhnlich gut spiele und sich auch dafür belohne. Die erste Halbzeit am vergangenen Sonntag im Spiel gegen Holstein Kiel (2:2) habe ihm erneut Hoffnung gemacht. „Viel besser als in der ersten Halbzeit in Kiel können wir kaum spielen, das war nah am Maximum“, so Hecking.

Die Art und die Arbeit von Hecking kommen in Bochum an, VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig will den Vertrag mit dem Trainer gern verlängern. Für Hecking selbst ist dies aber noch zu früh, wenngleich er sich äußerst wohlfühle in Bochum. Zunächst gehe es um den Klassenerhalt – und ein paar Dinge, die er gern verbessern würde. „Es muss darum gehen, dass wir besser werden und nach einem Klassenerhalt nicht wieder in die Situation kommen. Wir sollten über das eine oder andere nachdenken, was wir verbessern können“, so Hecking. „Es gibt viele Argumente, die zeigen, ich würde bleiben. Es gibt aber auch Argumente, die ich geklärt haben will.“ Und eben den Klassenerhalt.

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