Essen. Für viel Geld ist Leonardo Vonic von Rot-Weiss Essen zum FC Porto gewechselt. Stürmerdiskussion bei RWE ließ ihn nicht kalt, sagt er im Interview.

Das Telefonat mit Leonardo Vonic (21) ließ am Mittwochabend etwas auf sich warten. Auf den jungen Mann warten nach seinem Wechsel von Drittligist Rot-Weiss Essen zum portugiesischen Topklub FC Porto einige Aufgaben abseits des Platzes. Vor seinem ersten Interview seit dem Transfer nach Portugal war der Stürmer im Anschluss an das Training bei einer Wohnungsbesichtigung. In seinen ersten Tagen in der Großstadt an der Atlantikküste bewohnt er ein Hotel. Vonic möchte in seiner neuen Heimat schnell ankommen, denn schon am kommenden Sonntag soll er sein Debüt für den FC Porto B feiern, bei der zweiten Mannschaft des ehemaligen Champions-League-Siegers.

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    Genau wie sein Ex-Klub Rot-Weiss Essen, der für seinen erfolgreichsten Torschützen der letzten anderthalb Jahre (14 Drittliga-Tore) eine Ablösesumme in Höhe von rund 500.000 Euro erhält, steckt Portos Zweitvertretung im Abstiegskampf der zweiten portugiesischen Liga. Der 21-Jährige soll der Mannschaft mit seiner Torgefahr helfen, das hat Portos Sportdirektor Andoni Zubizarreta, eine spanische Torwart-Legende bei der Vorstellung des Stürmers betont.

    Rot-Weiss Essen: Leonardo Vonic Hoffnungsträger bei Porto B

    Vonic geht jetzt im Ausland in blau-weißen Farben auf Torejagd. Ein für ihn aufregender Tapetenwechsel, wie er im Interview mit dieser Redaktion betont. Der Kroate spricht über seine ersten Eindrücke in Porto, einen verhinderten Wechsel im vergangenen Sommer und seine letzten Wochen bei Rot-Weiss Essen.

    Leonardo Vonic (r.) schüttelt Torhüter-Legende und Porto-Sportdirektor Andoni Zubizarreta die Hand. Der Stürmer ist von Rot-Weiss Essen zu einem europäischen Topklub gewechselt.
    Leonardo Vonic (r.) schüttelt Torhüter-Legende und Porto-Sportdirektor Andoni Zubizarreta die Hand. Der Stürmer ist von Rot-Weiss Essen zu einem europäischen Topklub gewechselt. © ffs

    Leonardo Vonic, aus dem Abstiegskampf der 3. Liga in Deutschland zum FC Porto, einem ehemaligen Champions-League-Sieger. Wie fühlt sich das aktuell für Sie an?

    Das ist schon sehr verrückt. Aber es ist ein sehr gutes Gefühl, das muss ich wirklich sagen. Porto ist ein riesiger Verein. Überall in der Stadt sieht man Leute mit Porto-Sachen, die Begeisterung der Fußball-Fans ist ähnlich wie in Essen. Aktuell bin ich sehr froh, hier sein zu dürfen.

    Können Sie die ersten Eindrücke vor Ort schildern? Wie ist Ihre Wohnsituation? Wie läuft es sprachlich? Ihr Englisch im Vereinsvideo wirkte sehr sicher.

    Ich wohne noch in einem Hotel und habe mir schon einige Wohnungen angeschaut. Das sollte bald geklärt sein. Mein Englisch hat mich selbst überrascht. Es war besser, als ich es gedacht hätte. Das hilft mir jetzt weiter. Die Kommunikation mit Kollegen und Trainern findet komplett in englischer Sprache statt. Wenn der Trainer vor der Mannschaft portugiesisch spricht, habe ich immer meinen Dolmetscher bei mir.

    „Kontakt zum FC Porto gibt es seit längerer Zeit. Im Sommer 2024 wurde es schon konkret, nun haben sich beide Vereine geeinigt“

    Leonardo Vonic über seinen Wechsel von RWE zum FC Porto

    Sie sind als junger Mann in einem fremden Land angekommen. Haben Sie Menschen, die Sie bei organisatorischen Dingen unterstützen oder regeln Sie das selbst?

    Meine Eltern waren für ein paar Tage hier und haben mir etwas geholfen. Am Dienstag sind sie wieder nach Hause geflogen. Mein Vater kommt in ein paar Tagen wieder, meine Freunde auch. Meine Familie und die Freunde lassen mich nicht alleine, das ist sehr schön für mich.

    Rot-Weiss Essen und Porto B: Vonic sieht ähnliches Niveau

    Wie haben Sie Ihre neue Mannschaft wahrgenommen? Ist das sportliche Niveau bei Porto B vergleichbar mit der 3. Liga in Deutschland?

    Ich kannte keinen der Spieler vorher, die Jungs habe ich nun aber kennenlernen dürfen. Die sind alle in Ordnung und korrekt. Zum Niveau kann ich noch nicht viel sagen, da ich noch kein Spiel hatte. Anhand der ersten Erfahrungen im Training würde ich schon sagen, dass es ähnlich ist wie in der 3. Liga in Deutschland. Wir spielen im Training mehr Fußball, das gefällt mir natürlich gut (lacht). Da sind schon sehr interessante Spielformen dabei. Es wird viel eins gegen eins gespielt. Körperlich ist es noch nicht so intensiv, aber das wird in der Liga sicher anders sein. Ich denke aber schon, dass es vergleichbar mit der 3. Liga ist.

    Gab es schon länger Kontakt zum FC Porto? Warum fiel die Entscheidung auf diesen Klub? Es waren auch andere Vereine an Ihnen interessiert.

    Wenn man ein Angebot von so einem riesigen Verein bekommt, hört man ganz genau hin. Das war für mich eine top Option. Wenn ich mich hier durchsetze und ein gutes Jahr spiele, eröffnet mir das sicher Möglichkeiten. Kontakt zum FC Porto gibt es seit längerer Zeit. Im Sommer 2024 wurde es schon konkret, nun haben sich beide Vereine geeinigt. Ich habe mitbekommen, dass der Verein mich schon länger beobachtet und bereits zu meiner U19-Zeit in Nürnberg Interesse an mir hatte.

    Leonardo Vonic bedankt sich bei Rot-Weiss Essen

    Fiel es Ihnen trotz des lukrativen Angebots schwer, Rot-Weiss Essen in dieser für den Verein schwierigen Situation zu verlassen?

    Ja, natürlich. Ich bin jemand, der Dinge zu Ende bringt, die ich angefangen habe. Daher fiel es mir schon schwer. Ich glaube auch, dass mich Rot-Weiss Essen noch gebraucht hätte. Es war eine schöne Zeit. Ich mochte in Essen jeden, ich hatte mich super eingelebt, hatte tolle Freunde, super Teamkollegen und grandiose Fans. RWE war mein erster Profiverein, das vergisst man nicht. Deshalb war es wirklich nicht leicht für mich.

    Rot-Weiss Essen - VfB Stuttgart U21
    Über diese Geste von Leonardo Vonic nach seinem letzten Tor für Rot-Weiss Essen wurde kontrovers diskutiert. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

    Bei RWE wurde in den letzten Monaten häufig über Ihre Stürmer-Position diskutiert, zwei neue Angreifer wurden verpflichtet. Haben Sie Wertschätzung vermisst? Ihre Geste nach dem Tor gegen Stuttgart könnte so interpretiert werden.

    Ich bin Herrn Steegmann und den anderen Verantwortlichen dankbar, dass ich die Chance hatte, Profi in einem so großen und schönen Klub zu sein. Es ist immer schön, wenn man Lob bekommt und alle von einem überzeugt sind, das ist klar. Man hört es natürlich nicht gerne, wenn es Gerüchte über neue Spieler gibt, die auf der eigenen Position spielen. Ich bekam schon mit, dass einige Fans mich ins Auge gefasst haben oder Kritik aufkam, wenn ich mal einen Fehler gemacht habe. Aber so ist der Fußball, so ist das Geschäft. Ich habe mich immer auf meine Fähigkeiten verlassen. Die Geste gegen Stuttgart kam unterbewusst, sie war nicht geplant. Da ist anscheinend etwas in mir hochgekommen. Aber ich fand sie nicht unpassend. Es war keine Kritik an den Fans. Es ging darum, zu signalisieren, dass ich da bin.

    Der Start in Aachen war für RWE desolat. Sie kennen die Mannschaft, waren bis zuletzt dabei. Packt Essen den Klassenerhalt?

    Ich habe das Spiel in Aachen gesehen, es war leider nicht gut. Aber ich glaube an diese Mannschaft, ich glaube an uns. Ich denke, dass RWE die nötigen Punkte zuhause holen wird und sich auswärts auch steigert. Es wird nicht leicht, aber ich denke schon, dass RWE es schaffen wird.

    Rot-Weiss Essen: Leonardo Vonic möchte es nach ganz oben schaffen

    Sie spielen nun bei einem internationalen Topklub in Europa, mit 21 Jahren. Welche persönlichen Ziele hat Leonardo Vonic für seine Karriere noch?

    Ich möchte zunächst hier bei der B-Mannschaft des FC Porto Fuß fassen und der Mannschaft in einer schwierigen Situation helfen. Auch wir stecken hier im Abstiegskampf. Die brauchen auch ein paar Tore von mir (lacht). Ich bin überzeugt, dass das hier ein richtig guter Schritt für mich ist. Wer mich kennt, weiß, dass ich große Ziele habe. Ich will und ich werde eines Tages in der Champions League spielen. So hoch wie es geht. Das ist mein Ziel.