Rostock. RWE-Mittelfeldmann rechnete nach dem 0:4-Debakel schonungslos mit seinem Team ab. Torhüter Golz hofft weiter auf die Unterstützung der Fans.
Ahmet Arslan ist auch nach solch vernichtenden Niederlagen wie in Rostock ein gefragter Interviewpartner, der RWE-Neuzugang scheut sich nicht vor unpopulären Äußerungen - in der Kabine wie nach außen über die Medien. Seine Aussage, gepaart mit gehöriger Selbstkritik, ließ nach dem 0:4 keine Wünsche offen: „Es ist nicht zu erklären. Ich brauche mich auch jetzt hier nicht hinstellen und sagen, ja, hätten wir da eins gemacht.... es ist alles Gelaber. Es war einfach Scheiße von uns. Wenn du in der Dritten Liga keine Mentalität auf den Platz bringst und keinen Siegeswillen, dann wirst du von jeder Mannschaft überfahren. So hart es ist: Es war von jedem auf dem Platz eine absolute Katastrophe.“
Das saß. Auch Arslan schwanden am Ende dieser Englischen Woche sichtbar die Kräfte, viel lief auch bei ihm nicht zusammen. „Mit Kraft hat das nichts zu tun, die Rostocker haben ja auch eine Englische Woche gespielt. Für mich ist es unerklärlich, warum man keine Einstellung an den Tag legt, um ein Spiel zu gewinnen, es war nicht irgend so ein Freundschaftsspiel oder Testspiel. Ich weiß nicht, wie es für Euch von außen aussah: Wahrscheinlich haben wir Testspielcharakter an den Tag gelegt - das passt eigentlich nicht zu uns.“
Schließlich war es erst eine Woche her, dass die Mannschaft in Dresden ganz anders auftrat. „Was wir da auf dem Platz gelassen haben - sechs Tage später so ein Spiel zu machen, ist für mich einfach unerklärlich“, rätselte Essens Nummer 6. Auch die Ausfälle von Brumme, Kraulich und Eitschberger in der Abwehrkette wollte der aggressive Mittelfeldmotor nicht gelten lassen: „Egal, alle wollen Dritte Liga spielen. Wenn ich jetzt in die Kabine reingehe und frage, wer will von euch Regionalliga spielen, werden alle sagen: Junge, halt die Fresse, Amo - aber dann müssen wir es auch zeigen“, formuliert er drastisch.
„Wenn du in der Dritten Liga keine Mentalität auf den Platz bringst und keinen Siegeswillen, dann wirst du von jeder Mannschaft überfahren.“
Ein Punkt aus drei Spielen, nun Cottbus vor der Brust, was muss da intern nun passieren? „Wenn du eine Idee hast, sag es mir, direkt nach dem Spiel habe ich keine Ahnung, wir müssen die Grundtugenden wie Mentalität wieder an den Tag legen, ansonsten gehen wir nächste Woche auch unter. Das liegt nur an uns Spielern. Die Fans fahren hier 15 Stunden mit 3000 Leuten her, unser Trainerteam stellt uns auf alles ein - wir Spieler sind gefragt“, fordert er.
Auch sein Torhüter, bester Mann seines Teams, der die beste Sicht auf die Fehler seiner Vorderleute hatte, konnte kein Patentrezept zur Befreiung aus der Misere liefern: „Wir haben von Anfang bis Ende viel zu viel zugelassen. 4:0 - das ist Wahnsinn, heute fehlen mir echt die Worte“, so Jakob Golz, der sich von seiner Abwehr arg im Stich gelassen fühlen musste.
Torhüter Golz war diesmal um Antworten verlegen
Was da in den sechs Tagen zwischen Dresden und Rostock passiert sei? Golz: „Ich bin sonst nicht um Antworten verlegen, heute fällt es mir wirklich schwer.“ Klar seien die Ausfälle der drei Stammspieler in der Abwehr gravierend gewesen: „Das darf keine Ausrede sein, wir haben schon die Qualität, dass wir das kompensieren können. Wir müssen nächste Woche ein ganz anderes Gesicht zeigen.“ Symptomatisch für das ganze Spiel das 0:1, als Boyamba und Voufack dem Flankengeber nicht einmal passiven Widerstand geleistet haben und den Torhüter zu der Erkenntnis kommen ließ: „Wir waren heute überhaupt nicht drin in den Zweikämpfen. Wenn es so weitergeht, schießt jeder Gegner zehn Mal aufs Tor.“
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Jedem müsse bewusst sein, wo man nun stehe, nämlich unter dem Strich, auch wenn die Ambitionen vor der Saison innerhalb des Teams ganz andere gewesen wären. Aber das hat RWE ja nicht exclusiv, wenn man sich die Tabelle anschaut. Nun müsse man erst einmal wieder damit anfangen, Tore zu verhindern - zehn Gegentreffer in drei Partien lügen nicht.
Golz: „Wir müssen jetzt erstmal liefern“
Als Golz und die anderen sich nach Abpfiff dennoch auf den Weg zur Gästekurve machten, gab es erstmals ein deutliches Pfeifkonzert: „Es ist ja klar, dass die Fans sauer sind nach solch einer Leistung, die sind hier so viele Kilometer hingereist, verspätet, mit allem Drum und Dran, dann sehen sie so etwas, da wäre ich auch sauer als Fan“, hat Golz Verständnis und hofft nichtsdestotrotz auf die Unterstützung der Westkurve im nächsten Heimspiel: „Das werden die Fans entscheiden, ich hoffe natürlich, dass wir als Gemeinschaft agieren und gemeinsam mit den Fans ein richtig gutes Spiel zeigen. Wenn wir das schaffen, können wir das Stadion auch wieder mitnehmen. Aber wir müssen jetzt erst mal liefern.“
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