Essen. Drittligist Rot-Weiss Essen schaut sich nach einem neuen Stürmer um. Dabei ist der Angriff keine große Baustelle. Ein RWE-Kommentar.
Fußballspiele sind oftmals eine emotionale Achterbahnfahrt, vor allem für die Anhängerschaft. Wie schnell sich der Gemütszustand der Fans während einer Partie ändern kann, zeigte sich in der zweiten Halbzeit des Drittliga-Spiels zwischen Rot-Weiss Essen und dem SV Sandhausen (1:1). Nur eine Minute bevor RWE-Stürmer Leonardo Vonic den umjubelten Ausgleichstreffer (57.) erzielte, wurde über jenen Vonic lautstark geschimpft. Der 21-Jährige hatte einen Ball im Strafraum des Gegners verstolpert und eine Chance vertan. Es wurde unruhig im Stadion an der Hafenstraße. Beim nächsten Angriff zeigte es der Stürmer seinen Kritikern und traf nach starker Eitschberger-Vorlage überlegt zum 1:1. Vonic holte den Ball aus dem Netz und feierte vor der Westkurve.
Der Angreifer polarisiert wie kein anderer Spieler im Essener Kader. Als noch junger Stürmer tritt der Kroate sehr selbstbewusst auf, das gefällt nicht jedem, bisweilen auch seinem Trainer nicht. Viele Fans sind der Meinung, dass Vonic den Ansprüchen an eine Nummer neun in der 3. Liga nicht oder noch nicht genügt. Auch im Verein wird dies kontrovers diskutiert. Restlos überzeugt ist man offenbar nicht, denn für die Winterpause schauen sich die RWE-Verantwortlichen auch nach einem neuen Stürmer um.
Stürmersuche? Rot-Weiss Essen hat andere Probleme
Sollte ein treffsicherer Torjäger zu haben und tatsächlich finanzierbar sein, wäre das als zusätzliche Option zu Vonic und Manuel Wintzheimer sicher eine Überlegung wert. In der Winterpause ist der Markt in der Regel aber nicht so groß wie im Sommer. Darüber hinaus hat der Essener Kader viel größere Probleme, die es zu lösen gilt.
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Ein zweikampfstarker und ballsicherer Sechser fehlt der Mannschaft seit dem Abgang von Vinko Sapina. Torben Müsel und Ahmet Arslan haben ihre Stärken in der Hälfte des Gegners, das wurde auch im Heimspiel gegen Sandhausen deutlich. In einem 4-2-3-1-System könnte einer der beiden auf der Zehner-Position spielen, auch in einer 3-5-2-Formation würden sich neue Möglichkeiten ergeben. Eine Alternative zu den bärenstarken Außenverteidigern Lucas Brumme und Julian Eitschberger würde ebenfalls Sinn machen.
Rot-Weiss Essen verlor wichtige Spieler
Die Probleme der aktuellen RWE-Saison werden an vielen Stellen reflexartig mit einem vermeintlich fehlenden Knipser begründet. Dabei sind es die Abgänge von Felix Götze, Vinko Sapina und Marvin Obuz, die den Revierklub in dieser Saison hart getroffen haben.
In Leonardo Vonic hat Rot-Weiss Essen einen talentierten Stürmer, dem Fans und Trainer das Vertrauen schenken müssen. Das Spiel des Kroaten ist noch nicht ausgereift. Ab und an trifft er im Strafraum die falsche Entscheidung, auch seine Chancenverwertung muss noch besser werden.
RWE-Stürmer Leonardo Vonic kann die Debatte verstummen lassen
Doch der beim 1. FC Nürnberg ausgebildete Stürmer ist auf einem guten Weg und kann den Ansprüchen genügen. 15 Torbeteiligungen im ersten Profijahr unterstreichen das. In dieser Spielzeit steht Vonic bei vier Toren nach acht Startelf-Einsätzen. Durch die Verletzung von Wintzheimer wird er bis zur Winterpause die Möglichkeit haben, diese Bilanz aufzubessern und die Stürmer-Debatte verstummen zu lassen.