Essen. Rot-Weiss Essen startet am Samstag mit neun externen Zugängen in die Drittliga-Saison. Was ist von den Neuen zu erwarten? Ein Transfercheck.

Mit vielen neuen Gesichtern startet Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen am Samstag (14 Uhr, WDR, Magenta Sport) gegen Aufsteiger Alemannia Aachen in die neue Drittliga-Saison. Das gilt sowohl für die Mannschaft als auch für die Vereinsführung. Marc-Nicolai Pfeifer hat Marcus Uhlig als Vorstandsvorsitzenden bei Essener Traditionsklub abgelöst. Seit einem Monat arbeitet der ehemalige Finanz-Geschäftsführer des RWE-Ligakonkurrenten TSV 1860 München an der Hafenstraße, an diesem Samstag geht es für Pfeifer bei seinem neuen Klub erstmals um Drittliga-Punkte.

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Pfeifers Start war begleitet von einigen Sorgen im Umfeld. Leistungsträger der Mannschaft, die in der vergangenen Saison bis zum vorletzten Spieltag um den Zweitliga-Aufstieg mitspielte, haben den Verein verlassen. Abwehrchef Felix Götze verteidigt nun für den SC Paderborn, der ausgeliehene Top-Scorer Marvin Obuz kehrte zum 1. FC Köln zurück, Kapitän Vinko Sapina wechselte vor dem Start der Vorbereitung überraschend zum Ligarivalen Dynamo Dresden. Auch die Stammspieler Cedric Harenbrock (Hansa Rostock) und Isaiah Young (Ziel unbekannt) gehören nicht mehr zum RWE-Aufgebot.

Neun externe Zugänge hat RWE bis zum Start verpflichtet, mindestens ein neuer Spieler soll in diesem Monat noch geholt werden. Welche Qualität bringen die Neuzugänge mit? Können die Abgänge kompensiert werden? Ein Transfercheck der Spezialisten für Datenanalysen im Profifußball, Createfootball, liefert einige Antworten auf diese Fragen.

Rot-Weiss Essen: Die neun RWE-Zugänge im Transfercheck

Tobias Kraulich (25, Dynamo Dresden)

Tobias Kraulich (r.) soll die RWE-Defensive stabilisieren.
Tobias Kraulich (r.) soll die RWE-Defensive stabilisieren. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing
  • Der 1,91 Meter große Linksfuß kommt mit der Erfahrung aus knapp 100 Zweit- und Drittligaspielen zu RWE, er soll Felix Götze ersetzen und wird in der Dreierkette den linken Halbverteidiger geben.
  • Kam aufgrund mehrerer Verletzungen in Dresden nur auf 1200 Spielminuten, ist seit Februar ohne Spielpraxis.
  • Besitzt gegen den Ball große Qualitäten, vor allem im Luftzweikampf und in der Raumverteidigung, ist dazu ballsicher, ohne allzu mutig zu agieren. Kraulich ist zweikampfstärker als Götze, überwindet mit dem Ball aber seltener gegnerische Linien.

Michael Schultz (31, Viktoria Köln)

  • War Stammkraft und Leader bei Viktoria Köln und kann das Führungsvakuum, das durch den Abgang von Sapina und Götze entstanden ist, füllen. Dabrowski hat diese Führungsqualität erkannt und ihn sofort zum Kapitän gemacht.
  • Kann sowohl auf der rechten Halbverteidigerposition agieren als auch im Abwehrzentrum. Schultz ist ein abgeklärter, kopfballstarker Verteidiger, der das Spiel lesen kann und per langem Ball Läufe der Offensivspieler anvisiert.
  • Clevere Positionierung im eigenen Drittel, ähnlich wie Kraulich aber nur wenige hohe Ballgewinne.

Jimmy Kaparos (22, Schalke II)

Der neue RWE-Sechser: Jimmy Kaparos.
Der neue RWE-Sechser: Jimmy Kaparos. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing
  • Defensiver Mittelfeldspieler, stößt aus der Schalker U23 zum Team, kommt mit der Empfehlung von sieben Scorerpunkten in 30 Regionalliga-Spielen.
  • Bereits für Schalke mit jeweils einem Einsatz in der 1. und 2. Bundesliga debütiert, dazu in der Saison 2022/23 fünf Einsätze für Zwolle in der 2. niederländischen Liga.
  • Große technische Qualitäten, mit seinem sicheren Passspiel ins letzte Drittel hinein sorgt er für die Entstehung vieler erfolgreicher Angriffe, bringt dazu eine hohe Zweikampfintensität und -effizienz mit, gehörte zu den Topspielern der Regionalliga West.
  • Ähnliche Qualitäten wie Sapina, jedoch etwas offensiver ausgerichtet. Ein ganz starker Transfer!

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Tom Moustier (22, Hannover 96 II)

  • Der Pechvogel der RWE-Vorbereitung: Fällt mit einem Mittelfußbruch noch mehrere Wochen aus. Stamm- und Schlüsselspieler in der Aufstiegsmannschaft von Hannover II.
  • Defensiv mit enorm vielen Balleroberungen, von denen ein Großteil in der eigenen Hälfte liegt, scheut keinen Zweikampf und bringt einen hohen Laufradius mit.
  • Offensiv häufig mit vertikalen Pässen, überbrückt nur selten per Lauf gegnerische Linien, besitzt kaum Ballaktionen im letzten Drittel und kann auch im Umschaltverhalten noch zulegen.
  • Qualität im Schlagen von Standards, ansonsten mit wenigen Aktionen in und um den gegnerischen Strafraum.

Rot-Weiss Essen: Ahmet Arslan macht RWE variabler

Ahmet Arslan (30, 1. FC Magdeburg)

  • Drittliga-Torschützenkönig von 2022/23 (25 Tore!), der nun ablösefrei aus Magdeburg kommt, wo er gar nicht funktionierte. Seine Verpflichtung macht RWE offensiv variabler, auch wenn seine Paradeposition auf der Zehn auch im System von Dabrowski nun nicht mehr exisitiert.
  • Sehr abschlussstark, profitierte in seiner Top-Saison 22/23 allerdings auch von einer großen statistischen Überperformance, erzielte zehn Tore mehr als nach xG-Modell (expected Goals) erwartbar waren.
  • Technisch versierter Offensivspieler, der mutig ins Dribbling geht und per Lauf in die Box eindringt und durch Schlüsselpässe Torchancen kreiert.
  • Auf ihn wird es offensiv hauptsächlich ankommen, die Scorerpunkte von Obuz aufzufangen.

Robbie D’Haese (25, KV Oostende)

  • Temporeicher Flügelspieler von der KV Oostende aus Belgien, wo er jedoch nie unangefochtener Stammspieler war und seit Oktober 2023 kein Spiel mehr über 90 Minuten absolvierte.
  • Sehr vertikale Ausrichtung, sein Spiel ist sehr auf finale Aktionen im Strafraum ausgelegt, sucht dazu häufig das 1 vs 1 mit dem Gegenspieler.
  • Seine Kernstärke ist die Chancenkreation, er kommt auf ein hohes Volumen an Pässen und Flanken in den Strafraum, muss seine Präzision allerdings steigern.
  • Ist auf der rechten Außenbahn beheimatet, jedoch qualitativ deutlich unter Marvin Obuz anzusiedeln und daher kein 1:1-Ersatz. Der Belgier, der den Saisonstart verletzungsbedingt verpasst, bringt viel Entwicklungspotenzial mit, wird sich aber an die Liga gewöhnen und mehr Konstanz in seine Leistungen bringen müssen.

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Ramien Safi (24, SV Rödinghausen)

Essens neuer Flügelflitzer: Ramien Safi.
Essens neuer Flügelflitzer: Ramien Safi. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing
  • Beidfüßiger und dadurch flexibel einsetzbarer Offensivspieler, der sowohl im Sturmzentrum als auch als Linksaußen agieren kann; erzielte 2023/24 zehn Tore für Rödinghausen in der Regionalliga West.
  • Geht extrem mutig ins 1 vs 1 (knapp acht Dribblings pro 90 Minuten), häufig auch in Strafraumnähe. Probiert, per Lauf hinter die letzte Kette zu gelangen, ist ein sehr belebender Spieler mit Tempo und technischer Rafinesse.
  • Starke vier Boxaktionen pro 90 Minuten, sucht sehr direkt den Abschluss (3,5 /90 Min.). Safi ist bereits auf Drittliganiveau, hat dazu hohes Potenzial.

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Dion Berisha (21, FC Bayern II)

  • Ebenfalls ein temporeicher Offensivspieler; kommt ablösefrei von der U23 des FC Bayern, für die er 2023/24 auf neun Torbeteiligungen in 28 Einsätzen kam, allerdings nicht durchgehend gesetzt war.
  • Ist auf der rechten Außenbahn beheimatet, von wo er häufig mit seinem starken linken Fuß auf die Innenbahn zieht. Berisha ist schwer zu verteidigen, im Gegensatz zu D’Haese auch mit einigen Ballaktionen zentral vor dem Strafraum, inverser Spielstil macht RWE variabler.
  • Muss sich in der Effizienz seiner Aktionen steigern müssen, kreiert ob der hohen Anzahl an Boxaktionen und 1 vs 1-Duellen nur wenige Abschlüsse, was seiner fehlenden Präzision zuzuschreiben ist. Er wird definitiv Anlaufzeit benötigen, bringt aber hohes Potential mit, was sich in seinem Vertrag (bis 2027, längste Vertragsdauer im Verein) widerspiegelt.

RWE-Zugang Manuel Wintzheimer muss seine Form finden

Manuel Wintzheimer (25, 1. FC Nürnberg, Leihe)

Manuel Wintzheimer bekommt eine neue Chance bei Rot-Weiss Essen.
Manuel Wintzheimer bekommt eine neue Chance bei Rot-Weiss Essen. © dpa | Daniel Löb
  • Ehemaliger U21-Nationalspieler, der über viel Erfahrung in der zweiten und dritten Liga verfügt (HSV, Bochum, Nürnberg, Braunschweig, Bielefeld), jedoch auf keiner Station seine Scorerwerte aus der U19 (Top-Torjäger beim FC Bayern) reproduzieren konnte.
  • Vergangene Saison in Bielefeld kein Stammspieler, nur ein Einsatz über 90 Minuten und vor allem vor dem Tor blieb er weit unter seinen Möglichkeiten (nur ein Tor).
  • Am stärksten im 1 vs 1 und in der Entscheidungsfindung in der Box, ist durchsetzungsstark und in der Lage, sich in ordentliche Schusspositionen zu bringen, ansonsten in der Chancenkreation recht blass.
  • Seine Entwicklung stagniert seit Jahren, wenn er seine Bestleistung abrufen kann und verletzungsfrei bleibt, kann er ein unbestrittenes Upgrade zu Doumbouya oder Berlinski darstellen.

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