Essen. Der in Deutschland unbekannte Belgier soll die rechte Seite von Rot-Weiss Essen verstärken. Wie gut ist der 25-Jährige? Eine Transferanalyse.
Es war ein überraschender Transfer, den die Kaderplaner von Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen kurz vor dem Start der Vorbereitung getätigt hatten. Robbie D’Haese (25) wird die rechte Offensivseite von RWE verstärken. Der Außenbahnspieler wechselt vom belgischen Zweitligisten KV Oostende an die Hafenstraße, nachdem zuvor Wunschspieler Kai Pröger abgesagt hatte.
Für die meisten RWE-Fans war der Belgier ein unbeschriebenes Blatt. Dass der neue Essener 83 Partien in der ersten belgischen Liga absolviert hat, klingt vielversprechend. In der abgelaufenen Saison stand D’Haese in 23 Zweitligaspielen auf dem Feld, ehe ein Armbruch seine Saison beendete. Die Verletzung beeinträchtigte den Belgier auch zu Beginn der RWE-Vorbereitung, im Trainingslager konnte der 25-Jährige mit einer Manschette aber wieder voll mitwirken.
Profierfahrung hat er gesammelt, doch wie gut ist Robbie D‘Haese wirklich? Wie kann er RWE weiterhelfen? Ist er der geeignete Spieler, um in die großen Fußstapfen von Marvin Obuz treten, der in der letzten Saison Topscorer der Essener wurde? Eine Transferanalyse der Spezialisten für Datenanalysen von Createfootball liefert wichtige Antworten auf diese Fragen.
Robbie D‘Haese: Stärken und Schwächen des RWE-Zugangs
Stärken:
- Gegenpressing
- Torschussvorlagen
- Raumgreifende Dribblings
- Flanken und Steckpässe
- Boxpräsenz − Tempo
Schwächen/Potenziale:
- Balleroberungen
- Passgenauigkeit
- Entscheidungsfindung
- Durchsetzungsvermögen im 1 vs 1
- Abschluss
Rot-Weiss Essen: Der Spielstil von Robbie D‘Haese
In Sachen Defensivarbeit gibt es beim neuen Essener Flügelspieler Licht und Schatten. D‘Haese ist mit seiner schmächtigen Statur nicht durchsetzungsstark im Kopfball, führt aber am Boden viele Duelle mit sehr hoher Effizienz. Er gewann in der zweiten belgischen Liga 64 Prozent seiner fast acht Duelle pro 90 Minuten. Ebenfalls eine Stärke ist sein Umschaltverhalten nach Ballverlust, er erzielte in der letzten Saison mehr als drei Ballgewinne durch Pressingaktionen, weil er seine Gegenspieler gerne stresst und unter Druck setzt.
Mit Ball am Fuß bringt der Rechtsaußen sehr viel Tempo ins Spiel. Der Belgier hat eine sehr direkte Spielweise, beschleunigt das Spiel stark, wenn er in Ballbesitz ist und erzeugt Raumgewinne durch Läufe mit dem Ball. Er trägt das Leder oft über große Distanzen und mit hoher Geschwindigkeit von bis zu 33 km/h nach vorn.
Zu seinen großen Schwächen gehört das Passspiel. Die nötige Präzision fehlt ihm. Ein weiteres Problem ist die hohe Zahl an Ballverlusten. 20 Mal ging ihm dieser pro 90 Minuten verloren. Das ist auch seiner risikoreichen Spielweise geschuldet. D‘Haese sucht mutig den Offensivzweikampf (4,6 pro 90 Minuten im Angriffsdrittel), wird aber zu oft vom Ball getrennt. Er muss robuster werden, um sich in der 3. Liga behaupten zu können.
RWE-Zugang D‘Haese ist noch nicht effektiv genug
Die große Stärke des neuen Esseners, der mit seinen Mitspielern noch in englischer Sprache kommuniziert, ist die Chancenkreation. Er sorgte in der letzten Saison in 23 Spielen für acht Großchancen, ein guter Wert. D‘Haese erzeugt eine hohe Gefahr durch ein gutes Positionsspiel. Er kommt häufig im Strafraum an den Ball und legt mustergültig in den Rückraum zurück. Er schlug im letzten Jahr vier Flanken pro 90 Minuten und spielte mehr als sieben Pässe in den Strafraum. Sein Spiel ist sehr auf finale Aktionen ausgerichtet.
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Jedoch ließ wie beim Passspiel seine Präzision zu wünschen übrig. Er war trotz vieler Aktionen nur an sechs Toren seiner Mannschaft beteiligt. In 23 Spielen in der zweiten belgischen Liga gelangen ihm nur ein Treffer und zwei Assists, das ist kein guter Wert, zumal er regelmäßig in aussichtsreiche Abschlusspositionen kam. Er benötigte im Schnitt aber 16 Schüsse für einen eigenen Treffer. D‘Haese hat viel Luft nach oben, wenn es ihm gelingen sollte, präziser zu agieren.
Fazit zu RWE-Flügelspieler Robbie D‘Haese
Mit dem 25-jährigen Robbie D’Haese bekommt RWE einen schnellen Vorbereiter für die rechte Außenbahn, der als Schienen- und Flügelspieler agieren kann. Der Belgier spielte bislang im Profibereich ausschließlich für KV Oostende und bestritt seit 2020/21 jährlich rund 1200 Ligaminuten. Folglich war der Rechtsfuß nie unangefochtener STammspieler, was in erster Linie an seiner mangelnden Effizienz in sämtlichen Spielsituationen (Passspiel, Flanken, 1 vs 1, Abschluss) liegt. Er blieb in der letzten Saison trotz vielversprechender Aktionen im letzten Drittel seit Anfang Oktober 2023 ohne Scorerpunkt und seither auch ohne Einsatz über 90 Minuten.
So belebend seine Spielweise mit den temporeichen Läufen auch ist, so problematisch sind seine Schwankungen und Defizite beim Abschluss seiner Aktionen. Er wird sich an die 3. Liga in Deutschland gewöhnen müssen und wäre in einer breiteren Feldposition als rechter Schienenspieler einer Fünferkette womöglich besser aufgehoben. Potential hat der Belgier, mit seinem Spielstil ist er aber definitiv kein Ersatz für den letztjährigen RWE-Topscorer Marvin Obuz.