Wesel. Die Leistung einer WM-Starterin, die zudem mehr als 300 Konkurrentinnen hinter sich lässt, findet überhaupt keine Anerkennung.

Frank Rothkopf hatte unlängst an dieser Stelle offen darüber gesprochen, dass es in Wesel ein „absolutes Defizit in Sachen Leistungssport“ gibt. Der Vorsitzende des Stadtsportverbandes Wesel wird sich in seiner Einschätzung bei der Freitagabend-Veranstaltung bestätigt gefühlt haben. Allerdings hätten bei der SportNacht seines eigenen Verbandes andere Ergebnisse dem Leistungsgedanken mehr Rechnung getragen.

Reitsport macht es sehr einfach

Klar ist es nicht einfach, Ergebnisse in unterschiedlichen Sportarten in Relation zueinander zu stellen. Der Vergleich von „Äpfeln mit Birnen“ liegt da nahe. Doch einige Sportarten geben immerhin Hilfestellungen. Vor allen Dingen auf das Reiten trifft dies zu. Hier sind die Prüfungen in Klassen eingeteilt: Von E(insteiger) über A(nfänger), L(eicht) und M(ittel) bis S(chwer).

Über das Ziel hinausgeschossen

Schon im vergangenen Jahr belegte eine Nachwuchsreiterin Platz zwei, diesmal wurde eine Aktive Dritte, die wie schon die Kollegin aus 2023 ebenfalls in den Klassen E und A zu Hause ist. Die Leistungen sollen hier gar nicht in Abrede gestellt werden. Doch diese mit einem Treppchenplatz zu belohnen, das schießt weit über das Ziel hinaus.

WM-Teilnehmerin komplett außen vor

Zumal die Teilnehmerin bei einer Weltmeisterschaft gar keine Berücksichtigung fand. Dass sich Birte Rohs-Knepper für die 70.3-WM im Triathlon in Lahti qualifizierte, dort als 19. von 328 Starterinnen über 1900 Meter Schwimmen, 90 Kilometer mit dem Rad und 21,1 Kilometer zu Fuß finishte, besitzt sicherlich einen höheren Stellenwert als eine Kreismeisterschaft mit sieben Platzierten.

Zahl der Online-Klicks als Leistung

Das Online-Voting in dieser Form stellt den Leistungsgedanken bei der Wahl der Besten damit ad absurdum. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als allein die Abstimmung im Internet als Maßstab herangezogen wurde, hatte diesmal eine fünfköpfige Jury das letzte Wort. Doch auch diese berücksichtigte die Abstimmung - hier ist die Leistung, wer am meisten Freunde, Verwandte und Bekannte akquirieren kann - zu 50 Prozent. Statt im Vorhinein eine Auswahl zu treffen und dann erst online voten zu lassen, vertrauten die Verantwortlichen erneut einem untauglichen Mittel. Gut gemeint ist halt selten gut gemacht, die Macher der SportNacht haben bei der zweiten Auflage in Sachen Wahl der Besten noch nicht viel dazugelernt.