Wesel. Der SSV Wesel hatte die Organisation zur Ehrung der Besten erstmals nicht in eigener Hand. Die SportNacht Wesel feiert vielversprechendes Debüt.
Der rote Teppich ist ausgerollt. Die ersten der 500 Gäste trudeln ein, betreten das schmucke Festzelt auf der Anlage des PSV Lackhausen. Die Verantwortlichen des Stadtsportverbandes (SSV) Wesel haben ganze Arbeit geleistet, Geschäftsführer Wolfgang Hansen und die Nachwuchskicker von GW Flüren und des Weseler SV karrten die 100 Tische und 500 Stühle aus dem Fundus der Niederrheinhalle an. Rund 300 Rosen werden an die Damen verteilt, die Zeuginnen der Premiere werden. Ein neues Konzept wird ausprobiert. Der SSV und der vom Verband beauftragte Kai Meesters haben die SportNacht Wesel ins Leben gerufen – als Nachfolger des Sportlerballs und des Fests des Weseler Sports. Die Ehrung der Besten im neuen Gewand. Gut fünf Stunden später gibt es entspannte, zufriedene Gesichter.
„Die erste SportNacht ist erfolgreich verlaufen, alles hat reibungslos funktioniert. Das erste Feedback bestätigt dies, die Veranstaltung ist sehr gut angekommen“, sagt Kai Meesters, der als Zehnkämpfer 1995 selbst zum besten Sportler des Jahres in Wesel gekürt wurde. Auch der SSV zieht ein positives Fazit. „Das Konzept ist super. Wir schreiben finanziell auf jeden Fall eine schwarze Null und machen weiter“, stellt Wolfgang Hansen fest. Die Premiere sollte auch eine Art Testlauf werden. Resümee: bestanden.
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Dabei ist den Machern durchaus bewusst, dass es für die zweite Auflage noch an ein paar Stellschrauben zu drehen gilt. Auf eine haben sie keinen Einfluss. „Es war oft viel zu laut im Publikum, wenn vorne jemand gesprochen hat. So etwas ist eigentlich unhöflich“, erläutert Hansen. Zudem erschien die Talkrunde ein wenig ungünstig platziert. Als zeitlich eigentlich schon die Aftershow-Party angesetzt war, trafen sich die Protagonisten erst auf der Bühne.
Britta Heidemann erhält einen Sonderpreis
Britta Heidemann, Goldmedaillengewinnerin im Fechten bei den Olympischen Spielen 2008, Björn Otto, Silber als Stabhochspringer 2012, Annika Zeyen, mehrfache Goldmedaillengewinnerin bei den Paralympischen Spielen, und der Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther (FDP) befassten sich unter der Leitung von Kai Meesters mit der Bedeutung des Sports in der Gesellschaft. Vielleicht auch aufgrund des Zeitverzugs fiel die Konzentrationsfähigkeit im Publikum ab. Die oft etwas zu laut geratenen Einspielfilme über die Sportprominenz ließen den Blick wieder auf die Bühne wandern. Auch als Britta Heidemann der Sonder-SportEsel-Award verliehen wurde. „Darüber war sie sehr überrascht“, erzählt Kai Meesters.
Gleich vier Kategorien gehen an Obrighoven
Zu dem Zeitpunkt hatten die Weseler ihre Esel schon lange in Empfang genommen. Passend zu den vierbeinigen Präsenten beschäftigen sich die Sieger in gleich vier Kategorien ebenfalls mit Vierbeinern. Die Mehrheit der rund 5000 Votes bei der Online-Abstimmung brachte die Titelverteidigerin Elisa Abeck, Vielseitigkeitsreiterin des RV St. Hubertus Obrighoven, bei der Sportlerin des Jahres erneut auf den ersten Platz.
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„Durch die Online-Abstimmung war es nicht einzuschätzen wie es läuft“, sagt die 26-Jährige, die den Machern der SportNacht attestiert, „sehr viel Herzblut“ in die Veranstaltung investiert zu haben. Auf den Plätzen zwei und drei landeten Valentina Wolters (ZRFV Diana Diersfordt) und Mailin Tenhagen (Weseler TV, Leichtathletik). Letztere wohnte dem Event nicht bei, da sie auch als Fußballerin sehr erfolgreich ist und mit der deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaft zurzeit bei einem sogenannten UEFA-Entwicklungsturnier in Portugal weilt.
„Ihr seid die Abräumer des Abends“
Bei der Ehrung der Mannschaft des Jahres brachte Moderator Sebastian Falke die Ergebnisse der Online-Abstimmung auf den Punkt. „Ihr seid die Abräumer des Abends“, so der 47-Jährige von Radio K.W., als die Vielseitigkeitsmannschaft des RVO – ihr gehört natürlich auch Elisa Abeck an – ebenfalls die goldene Esel-Version in Empfang nahm. Das Rollsportteam der Gymnastik-Schule Wesel belegte hier Rang zwei vor den Minigolfern des 1. MSC Wesel. Beim Jugendförderpreis erfolgte das Triple der Obrighovener Reitsportler vor der Badminton-Jugend des BV Wesel RW und dem Tischtennis-Nachwuchs von GW Flüren. Clara Sophie Abeck machte als Ehrenamtliche des Jahres den Triumphzug des RVO perfekt.
Wolfgang Gerth bricht in die RVO-Phalanx ein
In die Phalanx der Obrighovener Sieger brach an diesem Abend allein Wolfgang Gerth ein. Nach zwei zweiten Plätzen in der Individualwertung (zuletzt 2018) – mit dem Tischtennis-Team von GW Flüren hatte er 2004 und 2005 triumphiert – reichte es diesmal. „Das bedeutet mir emotional sehr viel“, sagt der 50-Jährige, dessen Vater Friedhelm als Sportkegler 1996 Sportler des Jahres wurde. Wolfgang Gerth erschien erst später im Festzelt. Im Landesliga-Team der Grün-Weißen zog er seine Partien als Gast des Post SV Kamp-Lintfort (2:9) vor, um überhaupt die Auszeichnung, die „ich meinem 2014 verstorbenem Vater widme“ (Gerth), entgegennehmen zu können.
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Um die Problematik des Meisterschaftsspiels von Wolfgang Gerth wussten die Verantwortlichen der SportNacht Wesel natürlich, verschoben die Ehrung für den Sportler des Jahres deshalb weiter nach hinten. Als der Grün-Weiße sowie die dahinter folgenden Björn Kamps (1. Budokan Hünxe) und Jonah Schumann (Weseler TV, Leichtathletik) ausgezeichnet wurden, war der Abend weit fortgeschritten. Ein Abend, gewürzt noch mit den Showacts des Zirkus Butterfly des Konrad-Duden-Gymnasiums und der Akrobaten des Remscheider TV. Und dies an einem Samstag, der wohl als Neuanfang in die schon recht lange Geschichte der Weseler Besten-Ehrung eingehen wird.
Eine Bilderstrecke zur SportNacht Wesel ist unter https://www.nrz.de/staedte/wesel-hamminkeln-schermbeck/sportnacht-wesel-id237551833.html zu finden.