Wesel. Bei der zweiten Auflage der Veranstaltung des Stadtsportverbandes ist das Festzelt am Molkereiweg mit 500 Besuchern erneut ausverkauft
Der Jubel im Festzelt am Molkereiweg nimmt schon ein bisschen die Züge nach einem gefallenen Tor an. So feiern die C-Jugendkicker des PSV Lackhausen - Aufsteiger in der Niederrheinliga der vergangenen Saison - die Bekanntgabe, dass sie es bei der Weseler SportNacht des Stadtsportverbandes bei der Wahl zur Mannschaft des Jahres auf den dritten Platz gebracht haben.
Mal eben wieder auf dem Weg zur Bühne
Der Weg von den Sitzplätzen zur Auszeichnung auf dem Podium ist weit, ein kurz zuvor Geehrter mischt sich einfach mal unter die Jungfußballer. Björn Kamps, der Zweitplatzierte des vergangenen Jahres und erfolgreiche Judo-Kämpfer in der ID-Abteilung von Budokan Hünxe, scheint die Ehrung einfach zu gut gefallen zu haben. Als Deutscher Vizemeister und amtierender Titelträger auf Landesebene hat der 17-Jährige mit geistiger Behinderung den Goldenen Esel als bester Sportler bereits in Empfang genommen. Die zweite Auflage der SportNacht steht an diesem Freitagabend sowieso im Zeichen des Nachwuchses.

Dabei wird der Jubel der PSV-Jungkicker noch einmal getoppt. Als die C-Jugend-Handballer der HSG Wesel, Aufsteiger in die Oberliga und dort derzeit hervorragend platziert, erfahren, dass sie ein Jahr den Titel als Mannschaft des Jahres in Wesel tragen, ähnelt die Lautstärke schon fast der bei einer gelungenen Parade des DHB-Keepers Andreas Wolff in einem Spiel der Handball-Europameisterschaft in Köln. Dass die Vorbilder des Weseler Nachwuchses zum Zeitpunkt der eigenen Ehrung im verlorenen Halbfinale gegen Dänemark gerade mit 22:26 ins Hintertreffen geraten sind, dies stört diesmal nicht. In die Phalanx des Nachwuchses brechen allein drei Segler des Yacht-Clubs Wesel ein. Als Team „Immer Süd 3“ holen sich Ralf Teichmann, Jos Vaes und Theresa Neu, die erkrankt nicht erscheinen kann, als Vizeweltmeister der Yngling-Klasse den zweiten Platz.
Julie Terlinden siegt bei den Sportlerinnen
Doch vor den 500 Besuchern im ausverkauften Festzelt bleiben die Youngster im Mittelpunkt der Veranstaltung, der Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zu Beginn das Prädikat verleiht, dass hier „die Vielfalt des Sports in unserer Stadt widergespiegelt“ wird. Und dies nun mal besonders im Nachwuchsbereich. Auch bei der Sportlerin des Jahres, wo die Wahl auf Julie Terlinden fällt. Mit der C-Jugend hat die heute 16-Jährige den Sprung in die Niederrheinliga gefeiert, kickt derzeit bei den Lackhausener B-Junioren, trug bereits den Dress der Deutschen Nationalmannschaft und stand zuletzt auf Abruf für die Nationalmannschaft der U 17 bereit.
„Mit dieser Ehrung habe ich absolut nicht gerechnet, umso größer ist die Freude“, sagt die rechte Außenverteidigerin. Möglicherweise noch ein bisschen größer fiele die Freude aus, wenn Julie Terlinden bei der Endrunde der Europameisterschaft im Mai in Schweden dabei sein könnte. „Das ist ganz schwer vorherzusagen, aber ich hoffe natürlich.“ Als Spielerin eines Jungenteams gehört sie eher zu den Exoten, die „Mehrheit spielt in den Mädchen-Bundesliga-Mannschaften“, weiß Terlinden. Einmal die Woche geht es für sie nach Essen, dort trainiert sie bei der U 17 der SGS mit.
Hinter Julie Terlinden landet bei den Sportlerinnen Nadesh Hoffmann (Wushu Wesel). „Am besten mal vorbeikommen, um draufzuhauen, das macht Bock“, wirbt die Siegerin in der Kampfsportart Shaolin Kempo, unter anderem bei Deutschen Meisterschaften und Landestitelkämpfen, für ihren Sport. Rang drei geht an Thea Schädlich (Kreismeisterin in der Vielseitigkeit, Gewinnerin verschiedener Prüfungen der Klasse E) vom RV St. Hubertus Obrighoven.
Die weiteren Auszeichnungen
Bei der SportNacht wurden weitere Auszeichnungen vorgenommen. Platz eins beim Jugendförderpreis ging an den Badminton-Verein Wesel RW, dahinter folgten Wushu Wesel und der ZRuFV Diana Diersfordt. Zudem gab es auch noch das Ehrenamt des Jahres. Die DLRG Wesel nahm diese Ehrung im Rahmen des gut dreieinhalbstündigen Programms entgegen.
Allein bei den Sportlern des Jahres wird es hinter dem Sieger Björn Kamps um einiges erfahrener. Marcel Haupt vom Weseler TV verdient sich Rang zwei durch die identische Platzierung bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften im Dreisprung. Der Titelverteidiger Wolfgang Gerth (GW Flüren) belegt den dritten Rang, der Tischtennisspieler gewann erneut bei den Westdeutschen Meisterschaften den Einzelwettbewerb der M-50-Klasse. Ein besonderes Bonbon hält die mit Preisen im Gesamtwert von 5000 Euro ausgestattete Tombola für den 51-Jährigen bereit. „Ich habe eine Jahres-Mitgliedschaft bei GW Flüren gewonnen“, schmunzelt er. Die Losnummer 1903 macht es möglich.

Neben den lokalen Sportgrößen finden sich durch die guten Kontakte von Kai Meesters, der das Konzept der Ehrung der Besten erstellt hat und den Stadtsportverband Wesel unterstützt, auch frühere Stars wie Heike Henkel (Hochsprung-Olympiasiegerin 1992), Schwimmer Christian Keller (Olympia-Bronze 1996) und das aktuelle Schwimmtalent Nina Sandrine Jazy im Festzelt auf der PSV-Anlage ein. Die 18-Jährige wird auch mit dem Sonder-Sport-Esel der Stadt ausgezeichnet.
Eine Million Euro für Olympia-Goldmedaille
Alle drei nehmen zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Bernd Reuther (FDP) in der von Kai Meesters moderierten Talkrunde zum Thema „Leistungsbereitschaft im Sport und unserer Gesellschaft“ teil. Allgemeiner Tenor: Der Begriff Leistung besitzt zu Unrecht mittlerweile einen „schlechten Ruf“ (Henkel) und die ambitionierten Aktiven müssten einfach mehr gefördert werden. Christian Keller kann sich auch eine „Prämie von einer Million Euro für eine Olympia-Goldmedaille“ vorstellen. Für das 45-jährige, einstige Schwimm-Ass „fühlt sich Wesel auch wie Heimat an“. Seine Ehefrau stammt aus der Hansestadt, sein Schwiegervater hat sich aus Schermbeck auf den Weg in das Festzelt gemacht.
Dieses ist an diesem Abend auch Schauplatz der erneut gelungenen Show der Remscheider Artistic Jumpers. Zudem tritt Comedian Bauer Heinrich Schulte-Brömmelkamp auf, der allerdings nicht so den Zugang zu den Besuchern findet und höflichen Applaus erntet. Ein paar technische Probleme tauchen bei der Vorführung der Abspielfilme auf, pyrotechnische Effekte ohne echte Flammen würzen hingegen die Auszeichnungen.
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Für Frank Rothkopf, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Wesel, zählt neben dem weitgehend reibungslosen Ablauf, dass „auch die zweite SportNacht ausverkauft war und wir wieder eine schwarze Null schreiben“. Der dritten Auflage Anfang des kommenden Jahres steht so wohl nichts im Wege. Zufrieden zeigt sich auch Kai Meesters. „Wir hatten wieder ein stimmungsvolles Festzelt und an den Stellschrauben, die im letzten Jahr nicht so funktioniert haben, haben wir erfolgreich gedreht.“ Demnächst widmet sich der Weseler Sportler des Jahres 1995 wieder einem anderen Projekt - dem Domspringen mit den Stabhochspringern, die diesmal an einem Freitag (13. September) in der City auf Höhenjagd gehen.