Am Niederrhein. Nach dem Abbruch der Partie zwischen dem TuS Asterlagen und dem Büdericher SV erwarten Verbandsvertreter nun drastische Strafen.

Nach dem Gewaltausbruch bei einem Amateurspiel im Fußballkreis Moers verhandelt das zuständige Sportgericht bereits an diesem Mittwoch über den Vorfall. Verbandsvertreter erwarten drastische Strafen gegen beteiligte Spieler und den Verein TuS Asterlagen. Das Relegationsspiel zwischen Asterlagen und dem Büdericher SV war am Samstag nach zwei Roten Karten in einem Spielabbruch, in Jagdszenen auf dem Asterlager Sportplatz – und für zwei Schiedsrichter im Krankenhaus geendet.

Beim 3:0 (1:0) des TuS in der Kreisliga-A-Relegation über den Büdericher SV war der in der Oberliga erfahrene Referee Samet Alpaydin (SC Rheinkamp) nach dem zweiten Feldverweis gegen einen erst zehn Minuten zuvor eingewechselten Asterlager Spieler von einem Schlag im Gesicht getroffen worden. Sein Assistent Tobias Koch (Rot-Weiß Moers) ging kurz darauf zu Boden und wurde dort offenbar von mindestens einer weiteren Person gewaltsam angegangen.

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Nach Angaben des Fußballverbands Niederrhein sind bei der Verhandlung vor dem Kreisportgericht am Mittwoch alle Beteiligten als Zeugen geladen. Möglicherweise werde noch am gleichen Abend eine Entscheidung getroffen, sagte Verbandssprecher Henrik Lerch. Möglich sind sowohl eine Geldstrafe für den Verein sowie Spiel- und Platzverbote für einzelne Spieler.

Nach dem Gewaltausbruch an der Essenberger Straße in Duisburg hat auch die Polizei Ermittlungen aufgenommen. Ermittelt werde wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung gegen einen Co-Trainer und zwei Spieler, sagte ein Polizeisprecher. Der TuS Asterlagen hat sich mittlerweile nach eigenen Angaben von einem der beteiligten Spieler getrennt.

Zuschauer in Asterlagen alarmierte die Polizei

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Sieben Minuten vor dem Ende flüchteten die Unparteiischen in die Kabine und brachen die Partie ab, die Asterlagen für den erhofften Wiederaufstieg in die Kreisliga A mit 8:0 hätte gewinnen müssen. Vier Streifenwagen und ein ziviles Fahrzeug der Polizei, von einem neutralen Zuschauer herbeitelefoniert, riegelten kurzerhand die Platzanlage ab. Es wurden noch vor Ort bei den Ermittlungen Strafanzeigen geschrieben. Dass der TuS Xanten in der neuen Saison nun wieder A-Kreisligist ist, blieb am Ende nur eine Randnotiz.

„Solch ein Ding habe ich noch nicht erlebt. Das war von einigen Beteiligten hochgradig asoziales Verhalten“, erklärt Kreis-Schiedsrichter-Obmann Jakob Klos. Der war selber nicht vor Ort, hatte sich aber noch am Samstagabend mit seinen drei Unparteiischen ausgetauscht. Zum Trio zählte auch der Scherpenberger Jan-Peter Weßel.

Augenzeuge der Jagdszenen von Asterlagen war Staffelleiter Peter Hanisch: „Nach der zweiten Roten Karte wurde der Schiedsrichter angegangen. Dann ging alles sehr schnell. Einer der Assistenten wurde am Boden liegend getreten. Das war ziemlich heftig. Es waren plötzlich viele Leute auf dem Platz, auch Zuschauer. Die Schiedsrichter sind im Sprint in die Kabine geflüchtet.“

Schiedsrichter wurde ins Gesicht geschlagen

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Stefan Tebbe behielt im Chaos die Nerven. Der Büdericher Cheftrainer ist Kampfsportlehrer, damit auch ein Experte für aggressive Situationen. Tebbe schult in Wesel unter anderem Polizisten und Behörden-Mitarbeiter, wie man sich in kritischen Situationen zu verhalten hat.

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„Die Stimmung war aggressiv. Auch die Unparteiischen hatten in der zweiten Halbzeit sichtbar Angst“, betont Tebbe, „der Schiedsrichter wurde ins Gesicht geschlagen, einer der Assistenten per Karatesprung zu Boden gebracht. Von meinen Spielern wurde Jan Busch geschlagen. Wir haben versucht, die Schiedsrichter zu schützen. Vor allem Michael van Husen, dem vom zweiten Rotsünder ein Kaugummi ins Gesicht gespuckt worden war, hat da Zivilcourage bewiesen.“

Unter Polizeischutz in die Kabine

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Die Büdericher konnten nach dem Spielabbruch nur unter Polizeischutz in ihre Kabine. Trainer Tebbe: „Wir haben versucht, mit unserer Rumpftruppe nach dem 1:8 gegen Xanten vom Mittwoch ein besseres Bild abzugeben. Ich musste sogar unseren Mittelstürmer Sascha Ströter ins Tor stellen, weil wir keinen Torhüter mehr hatten. Asterlagen hat es gewurmt, dass sie die Aufholjagd trotz günstiger Voraussetzungen nicht hinbekommen haben.“

TuS-Trainer Tugay Yilmazer saß Samstag bis nach Mitternacht betrübt im Klubhaus, konnte später zu Hause nicht schlafen. „Die Arbeit von einem Jahr mit viel Zeit und Energie ist kaputt. Wir hatten mit 350 Zuschauern eine tolle Kulisse und liefern dann solch ein schlimmes Bild ab“, sagt Yilmazer. „Diejenigen, die das alles zu verantworten haben, sollten die härteste Strafe bekommen. Ich fordere lebenslänglich.“ Das wären für einen Fußballer immerhin acht Jahre Spielverbot.

Entschuldigung auf Facebook

Der Verein entschuldigte sich am Sonntag auf der eigenen Facebook-Seite für „das unkontrollierbare Fehlverhalten eines Spielers“. Dazu gab Trainer Yilmazer noch ein Versprechen ab: „Unser Geschäftsführer Medet Aksu wird herausfinden, wer den am Boden liegenden Linienrichter getreten hat.“ Darauf pocht auch Schiedsrichter-Obmann Jakob Klos: „Einige Leute sollten dringend ihr Gedächtnis wiederfinden.“ (mit dpa)

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