Am Niederrhein. . Weil er den Referee beim Kreisliga-Spiel in Budberg geschlagen hat, wurde ein Spieler des SV Scherpenberg nun gesperrt. Er fehlt bis Januar 2022.
Trainer Ulf Deutz und sein Kapitän Ruben Temath waren nach ihrer Zeugenaussage vor der Kreisspruchkammer längst beim Abendtraining in Budberg mit dem Fußball beschäftigt, als sie vom späten Sieg am Grünen Tisch erfuhren. Das abgebrochene Fußball-Kreisliga-A-Heimspiel gegen den SV Scherpenberg II vom 20. März wird mit 2:0 Toren und drei Punkten für den SVB gewertet.
Das Hauptergebnis der fast zweistündigen Verhandlung in Moers war aber ein anderes: Die Spruchkammer um den Vorsitzenden Heinz Kremers (Viktoria Birten) zog Selim Hamdi für seinen Gesichtsschlag gegen Schiedsrichter Kaua Omar für zwei Jahre und zehn Monate aus dem Verkehr. Der 29-jährige Scherpenberger darf frühestens am 20. Januar 2022 wieder in einem Vereinsspiel Fußball spielen.
Spieler nur bedingt reumütig
Für ein höheres Strafmaß sah Spruchkammerchef Kremers in der Tat allerdings keinen Extremfall. „Es war aber auch keine normale Tätlichkeit. Mit Pech fällt der Schiedsrichter anders zu Boden und trägt schwere Verletzungen davon“, betonte Kremers.
Es gab auch keine Chance zur Bewährung für den Wiederholungstäter Hamdi, der sich in den vergangenen zehn Jahren bereits drei kapitale Vergehen geleistet hatte. Dafür gab es unter anderem eine Sperre über neun Monate wegen einer Tätlichkeit gegen einen Unparteiischen.
In der Zeugenaufnahme zeigte sich Hamdi nur bedingt reumütig. Natürlich tat ihm alles im Schlusswort leid, gelobte er Besserung: „Ich muss etwas gegen meine Aggressivität tun.“ Es fielen aber auch harte Worte gegen den Unparteiischen. Der hatte nach seinem Tiefschlag, bei dem er mehrere Minuten lang benommen auf dem Budberger Kunstrasen gelegen hatte, einige Tagen mit Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen zugebracht. Bei der Verhandlung war Omar aber wieder wohlauf.
„Er hat gegen uns gepfiffen“
„Er hat die Spieler angebrüllt, anstatt Ruhe ins Spiel zu bringen. Er hat gegen uns gepfiffen und mir damit dann den Rest gegeben“, erklärte Hamdi. Nach einer vermeintlich falschen Einwurf-Entscheidung beim Stand von 0:0 in der 34. Minute warf Hamdi erst Budbergs Kapitän Temath den Ball aus kurzer Distanz gegen den Körper. Dann schlug er den Schiedsrichter mit der flachen Hand zu Boden, als er bemerkte, dass dieser aus der Gesäßtasche möglicherweise die Rote Karte wegen unsportlichen Verhaltens zücken würde.
„Sie vertauschen hier gerade die Täter- mit der Opfer-Rolle“, merkte Kammer-Beisitzer Sven Dielkus (FC Meerfeld) deutlich an, „außerdem haben manche Schiedsrichter auch die Gelbe Karte in der Gesäßtasche. Sie konnten sich also nicht sicher sein, vom Platz gestellt zu werden.“
Gegen Hamdi läuft auch ein Zivilverfahren
Hamdis Trainer Abdassamad Sallay, der im Sommer die Scherpenberger Landesliga-Elf übernehmen wird, versuchte die Tat seines Schützlings zu erklären. Gab aber auch zu: „Die Ohrfeige kam blitzschnell, wie aus einem Revolver. Ich war geschockt, wie alle anderen.“ Budbergs Trainer Ulf Deutz betonte: „Das Ding kam aus dem Nichts, ansatzlos, mit voller Wucht. Das habe ich in 30 Jahren Fußball noch nicht live auf einem Platz gesehen.“
Mit dem Urteil der Kreisspruchkammer, für das Hamdi auch noch knapp 250 Euro für den Spielabbruch und die Verfahrenskosten berappen muss, ist die Sache noch nicht ausgestanden. Es läuft auch ein Zivilverfahren nach einer Anzeige wegen Körperverletzung. Post von der Polizei hat der Fußballer dazu schon bekommen, wie er im Zeugenstand zugab.