An Rhein und Ruhr. Nach den Vorfällen in Duisburg gibt es Diskussionen über die Strafe für Gewalttäter. Schiedsrichter will Problemspiele nicht mehr pfeifen.
Nach dem Gewaltausbruch bei einem Amateurspiel im Fußballkreis Moers fordert Kreis-Schiedsrichter-Obmann Jakob Klos drastischere Strafen für die Täter: „Wenn es so weitergeht, sehe ich keine Möglichkeit auf Besserung. Eine maximale Spielsperre von acht Jahren ist einfach zu wenig.“ Ebendieses Strafmaß gilt bei den Fußballverbänden rechtlich als „lebenslänglich“. Klos findet diese Strafe zu milde, gerade in Bezug auf Vorfälle wie in Duisburg.
Beim 3:0 (1:0) des TuS Asterlagen in der Kreisliga-A-Relegation über den Büdericher SV war der in der Oberliga erfahrene Referee Samet Alpaydin (SC Rheinkamp) nach dem zweiten Feldverweis gegen einen erst zehn Minuten zuvor eingewechselten Asterlager Spieler von einem Schlag im Gesicht getroffen worden. Sein Assistent Tobias Koch (Rot-Weiß Moers) ging kurz darauf zu Boden und wurde dort offenbar von mindestens einer weiteren Person gewaltsam angegangen. Das zuständige Sportgericht verhandelt bereits an diesem Mittwoch über den Vorfall.
Schiedsrichter meiden bestimmte Teams
Dieser Gewaltausbruch ist bereits der dritte schwere Fall im Fußball-Kreis Moers, alleine in der Rückrunde 2019. Ein K.-o.-Schlag des Scherpenbergers Selim Hamdi gegen den Schiedsrichter im Kreisliga-A-Spiel beim SV Budberg II sorgte beispielsweise für einen Spielabbruch – und für eine Sperre über zwei Jahre und zehn Monate gegen den Täter.
Vorfälle wie diese sorgen mittlerweile offenbar dafür, dass Schiedsrichter die Spiele mancher Mannschaften nicht mehr leiten wollen.
„Nach den Vorkommnissen der letzten Wochen habe ich für meinen Teil, soeben die Ansetzer informiert, dass ich keine Spiele mit Beteiligung des SV Scherpenberg, TUS Asterlagen und des VfL Repelen mehr leiten werde. Ich werde jedem Kollegen das gleiche raten“, sagt Clas Brose, der als Schiedsrichter im Kreis Moers unterwegs ist, auf Anfrage. Er äußerte seine Meinung auch in den sozialen Netzwerken. Bei einer Diskussion auf Facebook haben sich mehrere Nutzer dieser Position bereits angeschlossen.
Verband setzt Kreis-Konflikt-Berater ein
„Den Standpunkt finde ich nachvollziehbar. Es ist immer noch ein Hobby. Die Schiedsrichter haben keine Lust, sich für die paar Euro, die sie bekommen, auf die Mappe hauen zu lassen“, sagt Obmann Jakob Klos. Er sieht vor allem dem Fußballverband Niederrhein in der Pflicht, gegen diese Entwicklung etwas zu unternehmen.
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Doch dort wird eine maximale Strafe acht Jahren zurzeit noch als ausreichend angesehen. „Diese Zeit ist schon ein sehr abschreckendes Beispiel“, sagt Henrik Lerch, Pressesprecher vom Fußballverband Niederrhein.
Er betont allerdings, dass solche Vorfälle wie in Moers Einzelfälle von Einzeltätern seien: „Da waren jetzt zwei oder drei Spieler gewalttätig und nicht die komplette Mannschaft. Bei der großen Anzahl von Spielen, sind solche abscheulichen Zwischenfälle die Ausnahme.“
Keine Zwischenfälle bei den meisten Spielen
Der Verband setze Kreis-Konflikt-Berater ein, die im regen Austausch mit den Vereinen stehen und gewalttätigen Auseinandersetzungen bei Spielen vorbeugen sollen. „In manchen Situationen sind wir aber leider einfach machtlos. Wir können auch nicht bei jeder Partie Polizeischutz zur Verfügung stellen“, so Lerch.
Er könne auch nachvollziehen, dass betroffene Schiedsrichter die einzelnen Vereine nicht mehr pfeifen wollen und dass sich andere Kollegen solidarisch zeigen: „Ob dies allerdings der richtige Weg ist, weiß ich nicht, bei den allermeisten Spielen geht schließlich alles gut.“