Mainz. Nach dem 0:2 in Mainz stellten sich die Profis des VfL Bochum den Fans in der Kurve. Trainer und Sportchefs vermissen erneut den letzten Biss.
Über 3000 Fans des VfL Bochum reisten mit nach Mainz, nach dem 0:2 diskutierten einige von ihnen mit den Verlierern am Zaun. Mit den Profis, die vor einigen Wochen den FC Bayern 3:2 niederrangen und danach vier Mal in Folge verloren haben. Diesmal beim vorherigen Tabellenvorletzten und nun Drittletzten FSV 05, einem direkten Abstiegskonkurrenten, dem eine maximal durchschnittliche Leistung zum Erfolg reichte.
„Die Fans haben uns nochmal Mut zugesprochen, was uns etwas abgekommen ist in den letzten Wochen“, meinte Verteidiger Keven Schlotterbeck hinterher zum Austausch mit Anhängern. Man kann sich vorstellen, dass der eine oder andere Fan auch andere Töne anschlug.
Keine 100 Prozent: Kritik von allen Seiten für den VfL Bochum
In den sozialen Medien entlud sich der Fan-Frust in geballter Kritik am Team, am Trainer, am Kaderplaner, an eigentlich allen und allem. Schlotterbeck mit dem Blick voraus: „Wir müssen wieder Mut, Selbstvertrauen haben, auch mal wieder eine Lösung zu finden im Spiel und versuchen, das Beste daraus zu machen.“
Natürlich: Nach einer vom VfL defensiv kontrollierten, offensiv harmlosen ersten Halbzeit in einem Bundesliga-Spiel auf niedrigem Niveau war es kurz vor der Pause ein Elfmeter, der keiner war, der Bochum auf die Verliererstraße brachte. Mächtig sauer waren die Spieler wie Schlotterbeck, waren die Verantwortlichen während der Partie.
VfL-Sportdirektor Lettau: „An die eigene Nase fassen“
Der aufgebrachte Sportdirektor Marc Lettau sah sogar die Gelbe Karte nach seinen wütenden Protesten, dass sich Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck die Szene nicht mehr ansah auf dem Bildschirm – aber nach dem Schlusspfiff lenkten sie vor allem den Fokus auf die eigenen Schwächen. „Leider sind wir sportlich nicht an die 100 Prozent gekommen. Wir haben in vielen Phasen des Spiels einiges vermissen lassen. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“, betonte Marc Lettau ernüchtert.
Neben dem Elfmeter, als Bernardo gegen Jae-sung Lee erst den Ball spielte und dann Lee zu Fall brachte, kassierte der VfL erneut ein Gegentor, weil „die Schärfe“ fehlte, wie Trainer Thomas Letsch nicht zum ersten Mal monierte. Nach einer Ecke kam der Ball noch einmal zu Nadiem Amiri, dessen Flanke Lee in den Lauf von Doppel-Torschütze Jonathan Burkardt köpfte. Amiri nicht gestört, Patrick Osterhage verhinderte Lees Kopfball nicht, und Erhan Masovic hatte gerade etwas anderes zu tun, als Burkardt zu folgen. Der Mainzer Stürmer bedankte sich. 0:2.
VfL Bochum ist erneut offensiv zu harmlos
Weitere Chancen nach Umschaltsituationen gegen öffnende, im zweiten Durchgang defensiv nicht mehr strukturierte Bochumer ließen die Mainzer ungenutzt. Und Bochum? War harmlos. Wieder einmal.
Wie schon beim 1:2 gegen Freiburg in der Vorwoche gab es kaum klare Chancen für den VfL, und wenn, wurden sie von Takuma Asano (65./85.), Anthony Losilla oder Goncalo Paciencia (85.) vergeben. Es fehlte an Ideen, Überzeugung, Präzision, Konsequenz.
„Wir waren im letzten Drittel nicht präzise“, kritisierte Lettau. Er sieht das Problem nicht nur im Angriff: Das gesamte Team sei gefordert, energischer nachzurücken, die Box besser zu besetzen, präsenter zu sein.
Bochums Sport-Geschäftsführer Fabian. „Diese Dinge schleunigst abstellen“
„Wir tun uns insgesamt schwer zurzeit. Wir müssen viel investieren, trotzdem spielen wir uns vorne zu wenig Möglichkeiten heraus, agieren hinten in der einen oder anderen Situation unglücklich“, sagte Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian. „Es gibt einen Elfmeter gegen uns, nach einer einfachen Standardsituation steht es 0:2 und wir sind geschlagen. Wir müssen schauen, dass wir diese Dinge schleunigst abstellen.“
Trainer Letsch ärgerte sich über „die gleiche Platte wie gegen Freiburg. Du machst manche Dinge richtig, aber am Schluss geht es um Strafräume. Das letzte Momentum, die Kreativität fehlt uns zurzeit. Wenn wir das nicht haben, müssen wir es schaffen zu Null zu spielen.“ Bei den vier Niederlagen zuletzt aber gab es 13 Gegentore – 2:5 in Mönchengladbach, 1:4 gegen Leipzig, 1:2 gegen Freiburg, 0:2 in Mainz. Auch etwas Glück fehle, meinte der Trainer. Glück aber, das man sich „erzwingen muss“, umschrieb Letsch den fehlenden letzten Biss. „Das haben wir nicht geschafft, deshalb fahren wir ohne Punkte heim.“
VfL im Abstiegskampf: Luft wird dünner
Deshalb wird die Luft dünner im Abstiegskampf. Mainz ist bis auf sechs Punkte an den VfL herangerückt, Köln (1:5 gegen Leipzig) auf dem ersten Abstiegsplatz liegt sieben Zähler zurück, Darmstadt (2:5 gegen Bayern) weiterhin zwölf Punkte. Das Schlusslicht kommt am Ostersonntag, 31. März (19.30 Uhr) nach Bochum, danach geht es zum Vorletzten Köln. Keine Frage: Gegen Darmstadt muss der VfL die Kurve kriegen.
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