Gelsenkirchen. Zu Saisonbeginn wirkte Paul Seguin wie ein Fremdkörper auf Schalke, nun wird er immer wichtiger. Wie er seinen Aufschwung erklärt.
Wirklich wohl fühlt sich Paul Seguin in Interview-Situationen nicht, das ist dem 28 Jahre alten Mittelfeldspieler von Schalke 04 anzumerken. „Ich bin niemand, der gern vor den Kameras steht“, sagt er. „Statt zu reden, will ich einfach meine Leistungen auf dem Platz bringen.“ Und genau das gelang Seguin in den vergangenen Wochen immer besser. Der Sommer-Neuzugang ist auf dem Weg, endlich der erhoffte Taktgeber im Schalker Spiel zu werden.
Zwischenzeitlich kämpfte Seguin mit einem Formtief, wie er zugibt. Doch die gebe es im Fußball immer wieder. Auf dem Rasen wirkte er vor allem unter Ex-Trainer Thomas Reis oft wie ein Fremdkörper. Von seiner fußballerischen Klasse und seiner Spielintelligenz war kaum etwas zu sehen. Von ersten Kritikern wurde er schon als Transfer-Flop abgestempelt. Nach einer krankheitsbedingten Pause im Oktober begann sein Aufwärtstrend bei der 3:5-Niederlage in Düsseldorf. Nach seiner Einwechslung strahlte Seguin Ruhe aus, er ordnete das Spiel und ging voran. Beim 4:0 gegen Osnabrück legte er im folgenden Spiel ein Tor und eine Vorlage nach, auch zuletzt beim 2:0-Sieg Rostock zählte er zu den besten Profis in Königsblau.
Schalke: Paul Seguin bekommt viel Zuspruch von Trainer Karel Geraerts
Von Trainer Karel Geraerts gab es dafür viel Lob. „Paul ist einer der besten Fußballer, die ich im Team habe“, sagte er nach dem Osnabrück-Spiel. „Wenn Paul jede Woche so spielt, wird die ganze Mannschaft enorm von ihm profitieren.“ Die Worte des Trainers sind Balsam für Seguins Seele. Als eher sensibler Typ braucht der 28-Jährige Zuspruch der Verantwortlichen – und den spürt er aktuell. „Ich verstehe mich sehr gut mit dem Trainer“, sagt er. „Er gibt mir ein gutes Gefühl und viel Vertrauen.“
Ein Schalter scheint sich bei Seguin vor allem im Kopf umgelegt zu haben. „Wenn der Kopf nicht frei ist, ist es nicht einfach, Fußball zu spielen“, erklärt der Mittelfeldspieler. Nach enttäuschendem Start der kompletten Mannschaft, medialer Kritik und einem viel diskutierten Interview seines Vaters war der Kopf bei Paul Seguin zeitweise alles andere als frei.
Auf die Aussagen seines Vaters Wolfgang, der im September sagte, Paul Seguin gehe es auf Schalke nicht gut, will er nicht eingehen. Wichtig ist dem S04-Profi allerdings zu betonen, dass ein Blitz-Abschied aus Gelsenkirchen im Winter „überhaupt gar kein Thema“ sei. „Es stimmt einfach nicht. Ich bin niemand, der wegläuft, wenn es schlecht läuft. Rückschläge gehören im Leben dazu.“ In einem neuen Umfeld, im neuen Klub seien Anpassungsschwierigkeiten für Seguin nichts Ungewöhnliches.
Schalke-Profi Paul Seguin trifft auf seinen Ex-Klub Fürth
Statt vor den Problemen auf Schalke zu flüchten, will Seguin auch weiterhin eine zentrale Rolle in der Mannschaft einnehmen. „Ich fühle mich sehr wohl und will einfach meine Leistungen bestätigen, über mehrere Monate – nicht nur über ein oder zwei Spiele“, erklärt er. Fortsetzen will er seinen Aufwärtstrend schon an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) im letzten Zweitliga-Heimspiel des Jahres gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth. Es wird eine besondere Begegnung für den 28-Jährigen.
Denn Seguin spielte zwischen Januar 2019 und Juni 2022 dreieinhalb Jahre für die Franken und erlebte dort die bislang beste Phase seiner Karriere. In dieser Zeit führte er das Kleeblatt 2020/21 mit sieben Toren und acht Vorlagen als Führungsspieler zum Aufstieg in die Bundesliga. Nur logisch, dass er noch gern an die Zeit in Fürth zurückdenkt „Ich verfolge den Klub weiter sehr intensiv und habe noch Kontakt zu Jungs wie Julian Green oder Branimir Hrgota und einigen Leuten aus dem Staff.“
Schon, weil Seguin die Fürther gut kennt, weiß er: Leicht wird es für Schalke am Freitag nicht. Dank fünf Siegen und einem Remis in den vergangenen sechs Spielen hat sich das Team von Trainer Alexander Zorniger auf den vierten Tabellenplatz geschoben. Im Schatten von St. Pauli, dem HSV und Fortuna Düsseldorf hat sich Fürth zu einem Aufstiegskandidaten entwickelt. „Sie sind wirklich stark, da müssen wir dagegenhalten“, so Seguin.
Der formstarke Mittelfeldspieler ist zwar davon überzeugt, dass er Schalke auch gegen Fürth gewinnen kann, doch auch mit Blick auf das letzte Spiel des Jahres gilt bei Paul Seguin: Statt viel zu reden, will er es lieber auf dem Platz beweisen.
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