Essen. Drittligist Rot-Weiss Essen kämpft abseits des Platzes darum, im Profifußball konkurrenzfähig zu bleiben. Altlasten belasten den Klub.

Die Schatten der Vergangenheit holen Rot-Weiss Essen auch in dieser Saison ein. Ende der 90er Jahre ist der Fußball-Drittligist einen Deal mit dem Medienunternehmer Michael Kölmel eingegangen. Dieser hatte in diesem Zeitraum mehrere Traditionsvereine entschuldet und sich im Gegenzug Marketingrechte der Klubs gesichert. RWE soll er einen zweistelligen Millionenbetrag gegeben haben. Die Folgen dieser Finanzspritze spürt der Verein heute noch.

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Nach wie vor kassiert der 70-Jährige 15 Prozent aus den Erlösen der audiovisuellen Rechte (Fernsehen und Radio). Nach dem Aufstieg in die 3. Liga erhält RWE pro Saison TV-Gelder in Höhe von knapp einer Million Euro. Demnach gehen rund 150.000 Euro dieser Einnahmen an Kölmel. Bei einem Aufstieg in die 2. Bundesliga und den dann deutlich höheren TV-Einnahmen müssten die Essener jährlich einen Millionenbetrag an Kölmel abtreten.

Rot-Weiss Essen: „Wir haben eine Verpflichtung“

Der umstrittene Kölmel-Deal ist in den Planungen und Überlegungen des Klubs berücksichtigt, betont RWE-Vertriebsvorstand Alexander Rang im Interview mit dieser Redaktion. Eine andere Wahl hat der Traditionsverein aktuell auch nicht. „Es ist ein unangenehmes Thema“, sagt Rang. „Aktueller Stand ist, dass es einen Vertrag gibt, den wir erfüllen müssen. Dieser hat nicht unbedingt den Charakter einer Zusammenarbeit. Wir haben eine Verpflichtung, die wir erfüllen müssen und wir werden sie erfüllen. Punkt.“

RWE-Vertriebsvorstand Alexander Rang hat sich zum Kölmel-Deal geäußert.
RWE-Vertriebsvorstand Alexander Rang hat sich zum Kölmel-Deal geäußert. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

RWE ist nicht der einzige Klub, der die Folgen des Kölmel-Deals noch spürt. Nach einer neuen Einigung im Jahr 2014 muss Regionalliga-Spitzenreiter Alemannia Aachen Kölmel ab dem Aufstieg in die 3. Liga zwölf Jahre lang die gleichen 15 Prozent der TV-Einnahmen zahlen. Zweitligist Fortuna Düsseldorf ist bis zum Jahr 2037 zu Zahlungen an den Unternehmer verpflichtet, der auf seine Verträge besteht. Immer wieder zog er mit Vereinen vor Gericht, so auch zuletzt im Jahr 2016 mit Rot-Weiss Essen, als vor dem Essener Landgericht ein neuer Vergleich geschlossen wurde.

Nach der Essener Insolvenz im Jahr 2010 bestand Kölmel noch auf 15 Prozent, die ihm aus der audiovisuellen Verwertung zustehen sollten. RWE sah die Ansprüche durch die Insolvenz des Vereins erloschen.

Rot-Weiss Essen will Gespräch mit Kölmel suchen

Offen ist noch, wie lange Rot-Weiss Essen zu Zahlungen an Kölmel verpflichtet sein wird. Beim Vergleich im Jahr 2016 wurde der Vertrag auf den 31. Dezember 2030 befristet. Der scheidende Vorstandvositzende Marcus Uhlig hatte bei der letzten Jahreshauptversammlung im September 2023 erklärt, dass die Vereinbarung bis zur Saison 2028/29 gelte. „Bis dahin werden wir aber sicherlich das Gespräch mit ihm, beziehungsweise seiner Firma suchen“, kündigte Uhlig an.

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