Essen. Dynamo Dresden will hoch in die zweite Bundesliga, doch der Vorsprung schmilzt. Das Duell gegen Rot-Weiss Essen ist für die SGD verdammt wichtig.

Stefan Kutschke stellte sich dem Unangenehmen, wer auch sonst. Der Mannschaftskapitän und gebürtige Dresdner versuchte zu erklären, was eben passiert war. „Einen kühlen Kopf“ bewahren, aber mit „heißem Herz“ spielen - so wollte die SG Dynamo auftreten, sagte er gegenüber den Kollegen von Magentasport. Hat nicht geklappt: Sie verlor mit 0:1 in Aue und der 35-Jährige wurde deutlich. Im Derby gekickt wie in einem Testspiel, das gehe nicht.

Es ist die erste Krise der Saison, die Dresden zurzeit durchlebt. Kein anderer Drittligist hat es so offen kommuniziert: Man will hoch in die zweite Bundesliga – und muss das wohl auch. Die Verträge von zahlreichen Spielern und auch von Sportchef Ralf Becker und Trainer Markus Anfang laufen aus, bei einem Aufstieg verlängern diese sich automatisch. Zehn Punkte betrug der Vorsprung auf Platz drei schon einmal, inzwischen sind es nur noch zwei. Schuld sind die drei Niederlagen aus den vergangenen vier Spielen.

Dynamo Dresden: Schwächephase vor dem Spiel gegen Rot-Weiss Essen

Zwar betonte Trainer Anfang nach dem Aue-Tiefschlag am Sonntag, dass sich seine Mannschaft noch immer in einer guten Position befinden würde, doch der Druck nimmt zu. Die Schwächephase kommt zur Unzeit, denn wie es der Spielplan will, trifft Dresden derzeit auf Teams, die ebenfalls oben mitmischen.

Würde Anfangs Truppe alles gewinnen, könnte sie die Konkurrenz lässig auf Abstand halten – das aber will nicht so recht gelingen. So hat die SGD, deren Strukturen bereits auf die zweite Liga ausgerichtet sind, andere Vereine zurück ins Rennen geholt. Wie zum Beispiel Erzgebirge Aue, das eigentlich schon etwas abgeschlagen im Mittelfeld stand.

Alle Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen

Druck? Davon möchte Markus Anfang nichts wissen. Der bestehe doch seit Saisonanfang, meinte er jüngst. Hat er recht, allerdings hat seine Elf zu Beginn der Runde auch abgeliefert. Spielerisch war das top, die Ergebnisse stimmten – plötzlich aber nicht mehr. Weshalb?

Pomadig waren die vergangenen Auftritte. Die Mannschaft hat nicht das gezeigt, was sie kann. Die Derbyniederlage kam zum allerschlechtesten Zeitpunkt. Das alles schlägt sich offenbar im Kopf nieder. Der Flow in der Offensive scheint abhandengekommen. Die Chancenverwertung ist ein Dauerproblem, dazu fehlte es zuletzt an den Grundtugenden, Leidenschaft und Einsatz.

Und die Gegner wissen, anders als in der Hinrunde, wie man sich auf die Dresdner Taktik einstellen kann. Es scheint so, als spüre die hochkarätig besetzte und für den Aufstieg zusammengestellte Mannschaft zum ersten Mal: Wir können etwas verlieren.

SGD gegen RWE - ein richtungsweisendes Duell

An diesem Samstag (14 Uhr) trifft das auf jeden Fall zu, wenn man auf die Tabelle schaut. Bei einer Niederlage gegen Rot-Weiss Essen und einem Sieg des SSV Ulm 1846, der parallel in Ingolstadt antritt, wäre Platz zwei futsch. Es ist somit ein richtungsweisendes Duell.

Ans Hinspiel haben Rot-Weiss Essen und Marvin Obuz noch allerbeste Erinnerungen - RWE siegte gegen Dresden.
Ans Hinspiel haben Rot-Weiss Essen und Marvin Obuz noch allerbeste Erinnerungen - RWE siegte gegen Dresden. © Essen | Thorsten Tillmann

Das Rudolf-Harbig-Stadion wird voraussichtlich ausverkauft sein. Ein Stadion mit steilen Rängen und einer Akustik, dass dir die Knie schlottern. Der K-Block ist einer der lautesten Stehränge des Landes. Da spielt kein Gast gerne. Die Essener, begleitet von knapp 2500 Fans, können indes ganz entspannt rübermachen – alles kann, nichts muss.

Es ist die selbsternannte Legende aus Elbflorenz, die unter Zugzwang steht. Das kann hemmen. Oder es setzt Kräfte frei, wie beim vergangenen Heimspiel gegen Lübeck. Die Ausgangslage war ähnlich, Dresden hatte zuvor verloren – und fegte den Aufsteiger mit 7:2 weg. Somit steckt eine Chance in der Partie: Bei einem Heimsieg gegen Essen dürften die gerade noch leise ausgesprochenen Zweifel verstummen.

Aber was passiert, wenn die Null ganz lange steht oder RWE in Führung geht?

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