Essen. Rot-Weiss Essen testet gegen den FSV Zwickau. Dass es den Traditionsklub überhaupt noch gibt, ist ein Fußball-Wunder. So hat RWE mitgeholfen.

Zwickau, da war doch was. Aber natürlich, die Bierdusche, der Spielabbruch, dieser Skandal, der Rot-Weiss Essen drei Punkte am Grünen Tisch beschert hat; diese verrückte Geschichte, die dazu beitrug, dass der FSV am Ende der Saison 2022/23 aus der Dritten Liga in die Regionalliga Nordost abstieg. Den Zwickauern ging es danach richtig schlecht, auch aus diesem Grund treffen beide Klubs an diesem Samstag aufeinander. Aber von vorne.

Ein Investor wollte nach dem Abstieg bei den „Schwänen“ einsteigen, den Verein umkrempeln, neue Leute installieren, altgediente aussortieren. Zwickauer Fans und Funktionäre entschieden sich dazu, die Übernahme durch den Investor zu verhindern. Sie verzichteten also auf dessen Geld, das hätten sie eigentlich gut gebrauchen können. Ein Schuldenberg hatte sich nach dem Abstieg im Westsächsischen aufgetürmt. Mutig.

Rot-Weiss Essens Test-Gegner Zwickau stand am Abgrund

Die Nachricht hatte es in sich, die Hürde war verdammt hoch. Innerhalb von acht Wochen mussten 500.000 Euro eingesammelt werden, gaben die Zwickauer am 10. Juli des Vorjahres bekannt. Ansonsten drohe dem Traditionsverein sogar die Löschung aus dem Vereinsregister. Unter dem Motto „Fußball gehört den Fans“ initiierten die Vereinsverantwortlichen gemeinsam mit der Fanszene eine Rettungskampagne.

Ein kluges Motto. Die Initiatoren hievten die Zwickauer Notlage auf ein allgemeines Phänomen. Hier die Fußballfans, da der moderne Investoren-Fußball - Herz gegen Kommerz. Der Kampf ums Überleben war ein symbolischer, die Aktion wurde überregional verfolgt. Vier Tage vor dem Ablauf der Kampagne knackten sie die 500.000-Euro-Marke, 4703 Personen hatten sich beteiligt und geholfen. „Mit den Spenden aus dem Crowdfunding wollen wir einen nachhaltigen Fortbestand des FSV Zwickau ermöglichen und zudem selbstständig und frei von zu uns konträren Investoren bleiben“, teilte das Aktionsbündnis mit. Die Rettung war perfekt, der erste von vielen Schritten getan.

Ehrensache für Marcus Uhlig, dass Rot-Weiss Essen dem FSV Zwickau hilft.
Ehrensache für Marcus Uhlig, dass Rot-Weiss Essen dem FSV Zwickau hilft. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Zwar kann der Verein sorgenfreier in die Zukunft ohne Investor schauen, in der Regionalliga gesund zu wirtschaften, ist nach wie vor eine gewaltige Herausforderung. Über eine Million Euro Schulden baute der Klub ab. Der Personaletat wurde für die Regionalliga um rund zwei Drittel gekürzt.

RWE-Vorstand Uhlig: „Wir werden die Einnahmen teilen“

Rot-Weiss Essen half dem ehemaligen Liga-Nachbarn ebenfalls, spendete bei der Rettungskampagne. Das Testspiel an diesem Samstag soll den Zwickauern ebenfalls zugutekommen. „Zwickau hatte in der letzten Saison sicherlich auch seinen Anteil daran, dass wir den Klassenerhalt erreichen konnten. Zeitgleich musste der FSV die Liga verlassen, auch deshalb, weil unser gemeinsames Spiel wegen des Becherwurfs abgebrochen und im Nachlauf für uns gewertet wurde“, so Marcus Uhlig.

Der RWE-Vorstandsvorsitzende weiter: „Aufgrund der Vorkommnisse in unserer letzten Regionalliga-Saison beim Spiel gegen Preußen Münster (Abbruch und drei Punkte für Münster nach dem Böllerwurf, d. Red.) können wir sehr gut nachvollziehen, wie machtlos man als Verein gegen solche Ereignisse ist, jedoch alle negativen Konsequenzen tragen muss. Mit diesem Testspiel wollen wir den FSV unterstützen und werden deshalb alle Einnahmen teilen.“ Um 14 Uhr wird die Partie an der Hafenstraße angepfiffen.

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Rein sportlich gesehen dürfte der Gast in diesem Test vor allem auf ihre Defensivarbeit Wert legen. Denn da hapert es. Hinten sicherer stehen, das ist Rico Schmitts Auftrag an seine Mannschaft, die in den bisherigen 17 Spielen 36 Gegentreffer kassiert hat - Höchstwert in der Liga. „Wir haben zu oft das Nachsehen gehabt, weil wir auf dem Feld zu viele Fehlentscheidungen getroffen haben“, sagte der FSV-Trainer dem MDR.

Sechszehnter ist Zwickau in der Regionalliga Nordost, der Umbruch nach dem Abstieg braucht Zeit. Immerhin: Das letzte Spiel vor der Winterpause hat Schmitts Elf gegen den ambitionierten FC Carl Zeiss Jena gewonnen - und den wichtigsten Sieg hat der FSV Zwickau ja sowieso schon längst eingefahren.

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