Essen. Die Dritte Liga startet. Was hat sich bei den RWE-Gegnern getan? Wir schauen in Teil zwei auf Neulinge und Nachbarn wie Münster und Duisburg.

Die Dritte Liga war mal die „Champions League des Ostens“. Acht Vereine aus dem ehemaligen DDR-Gebiet haben 2015 in Liga drei gespielt, jetzt sind es nur noch drei. Durch die Auf- und Absteiger hat sich zu dieser Saison eine Konstellation ergeben, die belegt, was eigentlich jeder schon wusste: Im Westen ist der Fußball zu Hause.

Arminia Bielefeld ist runtergekommen, Preußen Münster hoch: Sieben Vereine aus Nordrhein-Westfalen kicken also in der Dritten Liga. Wir stellen die Neulinge und Nachbarn von Rot-Weiss Essen in Teil zwei unseres Saison-Checks vor und starten mit Arminia Bielefeld.

Hier geht’s zu Teil eins unseres Drittliga-Checks: Wundertüten und Musterknaben.

Rot-Weiss Essens Gegner Arminia Bielefeld hat wilde Jahre hinter sich

Der DSC hat in der jüngeren Vergangenheit das gemacht, was er am besten kann: durch die Ligen wandern. Aufstieg in die Bundesliga, Klassenerhalt, Doppelabstieg, hallo Liga drei. Immer mit dabei: Fabian Klos. Der Stürmer, längst eine Legende auf der Alm, spielt seit 2011 für die Arminia und ist einer der wenigen, die geblieben sind. Einen Umbruch hat Bielefeld vollzogen. Sportdirektor Michael Mutzel ist neu, der Trainer auch: Michel Kniat.

Jeder Stein sei umgedreht worden, sagte Klos jüngst, das sei gut: „Es entwickelt sich gerade etwas.“ Doch der Neuanfang braucht Zeit. Gefühlt ist für die Arminia alles drin – vom Wiederaufstieg bis zum zähen Abstiegskampf. Es wird drauf ankommen, wie schnell sich die 17 neuen Spieler als Team finden, denn Qualität ist zweifellos im Kader vorhanden, Kniat muss sie herauskitzeln.

Oben und unten: Arminias Fabian Klos war immer dabei.
Oben und unten: Arminias Fabian Klos war immer dabei. © Getty Images | Thomas F. Starke

In Verl ist ihm das gelungen. Beim SCV hat er anderthalb Jahre einen grandiosen Job gemacht und sich so für die Arminia empfohlen. Verl wird seit einigen Wochen von Alexander Ende trainiert. Die Transfers wie immer: unbekannt, jung, starke Auftritte in niederen Ligen. Die Testspielergebnisse konnten sich sehen lassen, unter anderem schlug der Sportclub den VfL Bochum (3:1). Die Verler dürfen endlich wieder in der heimischen Sportclub-Arena spielen. Understatement auf ostwestfälisch, der Klub dürfte sich ins Mittelfeld orientieren.

RWE und Preußen Münster – wieder vereint

Das ist auch das Ziel von Preußen Münster, dem Aufsteiger, dem alten Rivalen von RWE. Nach drei Jahren Regionalliga gelang dem SCP die Rückkehr in die Dritte Liga. Es hat sich seitdem einiges getan. Der Verein hat inzwischen eine klare Philosophie, setzt auf junge Spieler sowie gestandene Akteure aus der Region. Er hat den Stadionumbau eingeleitet und verfügt über zwei neue Trainingsplätze – die Preußen haben sich professionalisiert.

Lesen Sie hier: Dennis Grote – auch RWE gratulierte Preußen zum Aufstieg.

Nicolai Remberg und Henok Teklab, zwei Aufstiegshelden, haben den Klub allerdings verlassen. Hinzu kamen erfahrene Spieler wie Sebastian Mrowca (Wehen-Wiesbaden), Dominik Schad (Kaiserslautern) und Rico Preißinger (Ingolstadt), aber auch spannende Talente wie Daniel Kyerewaa (Schalke II). Joel Grodowski (aus Verl) kennt die Liga und den Verein, das sind allesamt Transfers, die Sinn ergeben haben. Schnell die Klasse halten, dann gucken, was geht – das sollte das Ziel der Münsteraner sein, die schon am vierten Spieltag an die Hafenstraße kommen.

Bleiben noch Dortmunds U23, der MSV Duisburg und Viktoria Köln aus dem Westen. Der BVB möchte eine ruhigere Saison spielen und verstärkte sich unter anderem mit Julian Hettwer. Das Offensivtalent kam für eine hohe Ablöse aus Duisburg. Kauft da jemand die Konkurrenz kaputt? Nun denn, Hettwer ist einer von vielen Jungen. Potenzial ist da, wie es abgerufen wird, ist die entscheidende Frage.

Duisburg muss Toptalent Hettwer an Dortmund abgeben

Die Duisburger schwimmen nicht in Geld, dreimal sind sie in Folge in der unteren Tabellenhälfte gelandet. Neue sollen kommen, die Planungen sind noch nicht durch. Euphorie herrscht derzeit nicht an der Wedau, eher eine gewisse Skepsis. Mal eine Saison ohne Sorgen haben, um dann 2024/25 richtig anzugreifen, das wird das Ziel sein. Denn in zwei Jahren möchte der MSV den Aufstieg feiern, das ist die Vision der Zebras.

Tja, was ist drin für den MSV Duisburg und Marvin Bakalorz?
Tja, was ist drin für den MSV Duisburg und Marvin Bakalorz? © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Viktoria hat sich inzwischen in der Liga etabliert und setzt auf Kontinuität. Trainer Olaf Janßen passt zu den Höhenbergern, die jedoch eine Identifikationsfigur verloren haben: Mike Wunderlich hat die Karriere beendet, wie auch Marcel Risse. Patrick Sontheimer (Saarbrücken) und Robin Meißner (Dresden) sind ebenfalls weg, das muss man erst mal kompensieren.

Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:

Raus aus dem Westen, hoch in den Norden: Der VfB Lübeck hat den Aufstieg geschafft und einen Coup gelandet: Hanno Behrens kam an die Lohmühle, ein erfahrener Mittelfeldspieler. Er wird der Mannschaft gut tun, der Blick wird sich aber eher nach unten richten. Für den VfB wird es um den Klassenerhalt gehen. Das lässt sich auch über die SpVgg Unterhaching sagen. Lange war unklar, ob der Münchner Vorortklub überhaupt die Lizenz beantragen würde. Hat er getan.

Unterhaching, Ulm, Sandhausen, Regensburg – neue Teams aus dem Süden

In der Relegation schlug Unterhaching Energie Cottbus, Trainer Sandro Wagner ging trotzdem. Marc Unterberger, zuvor U19-Coach, übernahm für ihn. Ein Zugang ist erst dabei: Raphael Schifferl, Verteidiger aus Wolfsberg. Mit einer „überdurchschnittlich charakterstarken“ Mannschaft, so Präsident Manfred Schwabl, soll der Klassenerhalt klappen.

Der vierte Aufsteiger ist der SSV Ulm, der es nach langen Jahren zurück in den Profifußball geschafft hat und dort sesshaft werden möchte. Alle Mann blieben an Bord, Felix Higl (Osnabrück) und Leo Scienza (Magdeburg) sollen die Offensive verstärken. Schwer, abzuschätzen, wo das Team landen wird. Das ist beim SV Sandhausen leichter.

Der Absteiger macht keinen Hehl daraus, dass er wieder hoch will. Nur fünf Spieler aus dem Abstiegskader sind weiterhin dabei, und Rouwen Hennings (Düsseldorf), Alexander Mühling (Kiel), Tim Knipping (Dresden) gehören zur Kategorie Kracher-Zugänge. Sie sind nicht die einzigen namhaften Neuen, man denke beispielsweise an Sebastian Stolze (Regensburg).

Sandhausen ist einer der Topfavoriten, während der dritte Zweitliga-Absteiger erst mal ankommen möchte. Jahn Regensburg vertraut auf einen, der die Liga bestens kennt: Joe Enochs, lange Coach in Osnabrück und Zwickau. Der Umbruch war groß. Ausgang: offen.