Essen. Die Drittliga-Saison startet. Was hat sich bei Rot-Weiss Essens Gegnern so getan? In Teil eins beleuchten wir Konkurrenten, die RWE gut kennt.

Traditionsvereine, die sehnsüchtig auf bessere Zeiten warten. Dorfklubs, die eine klare Philosophie haben. Zweitvertretungen, die keiner so richtig haben will, die aber klasse Fußball spielen. Wundertüten, die sich kaum einschätzen lassen. Alles dabei in Liga drei. Die Saison 2023/24 kann nur spannend und gut werden – oder? Wir werfen einen Blick auf die Konkurrenten von Rot-Weiss Essen. Im ersten Teil des Saison-Checks schauen wir auf Gegner, die RWE schon gut kennt.

Die Essener haben die Ehre, die Runde an diesem Freitagabend zu eröffnen. Es geht an die Saale zum Halleschen FC. Wie RWE steckten die Hallenser bis zum Schluss der vergangenen Spielzeit im Abstiegskampf. Eine weitere schwierige Saison dürfte auf den HFC warten. Für den Dino, seit elf Jahren spielt Halle ununterbrochen in der Dritten Liga, ging es über die Jahre zusehends nach unten.

Rot-Weiss Essens Gegner Halle ließ aufhorchen

Dominic Baumann kam nun von Absteiger Zwickau, ein guter Stürmer. Zweitliga-Erfahrung bringt Besar Halimi mit. Mit einem Testsieg gegen Dresden (1:0) ließ der HFC aufhorchen, denn Dynamo gehört zu den Topfavoriten.

Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:

Knapp am Aufstieg gescheitert, jetzt will es die SGD wissen. Die Abgänge von Tim Knipping (Sandhausen) und Ahmet Arslan (Magdeburg) schmerzen stark, dafür kamen mit Robin Meißner (HSV), Lucas Cueto (Karlsruhe) und Tom Zimmerschied (Halle) Top-Leute. Der Aufstieg wird über Dynamo gehen, das ist auch der eigene Anspruch. „Daran lasse ich mich messen, da gibt es kein Herumdeuteln“, sprach Geschäftsführer Ralf Becker jüngst über den Sprung in die zweite Bundesliga.

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Einen weiteren Ostklub gibt es, Erzgebirge Aue. Trainiert von Urgestein Pavel Dotchev wollen die Veilchen eine ruhige Saison spielen und so die Weichen stellen, mittelfristig in die zweite Liga zurückzukehren. Aber gemach, eins nach dem anderen. Ein erfahrener Offensivspieler, Dimi Nazarov, hat den Verein nach sieben Jahren verlassen. Einige Talente sind frisch dabei. Marcel Bär ist wohl der Top-Transfer, er kam von 1860 München, einem Traditionsverein, bei dem man nicht wirklich weiß, was zu erwarten ist.

1860 München sucht Ruhe und Konstanz

Bei den Löwen halten die Konflikte um Investor Hasan Ismaik an, Geschlossenheit und Ruhe – verwunschene Träume in Giesing. Den Münchnern fehlt das große Geld und ein richtiges Konzept. Sportchef Günther Gorenzel hat Sechzig verlassen, einen Nachfolger gibt es noch nicht. Der Name Horst Heldt geisterte über die Grünwalder Straße, und das passte irgendwie gut zu 1860: großes Selbstverständnis, bescheidene Gegenwart.

Top-Talente Leandro Morgalla (Salzburg) und Marius Wörl (Hannover) haben das Team verlassen. Neu ist unter anderem Niklas Tarnat, zuletzt bei RWE unter Vertrag. Trainer Maurizio Jacobacci ließ die zurückliegende Runde im Mittelfeld ausklingen, ein Platz im oberen Mittelfeld dürfte drin sein.

Neu bei 1860: Der Ex-Essener Niklas Tarnat.
Neu bei 1860: Der Ex-Essener Niklas Tarnat. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Wer hingegen weiter nach oben schauen möchte, ist der 1. FC Saarbrücken, der sein Team größtenteils zusammenhalten konnte. Der Weggang von Torwart Daniel Batz tut richtig weh, dass der FCS für Patrick Schmidt aber angeblich eine sechsstellige Summe nach Ingolstadt überweisen konnte, spricht Bände. „Auch wenn es noch nicht in diesem Jahr sein muss, ist es mein Traum, mit dem Heimatverein aufzusteigen“, sagte Schmidt jedenfalls dem Kicker. Wer ebenfalls nach oben schielt: Mannheim und Ingolstadt.

Waldhof Mannheim: Neidhart weg, Rehm da

Beim SV Waldhof musste Trainer Christian Neidhart gehen, für ihn kam Rüdiger Rehm. Erster waren die Mannheimer in der Heimtabelle, auswärts waren die Auftritte oft grausig. Das muss besser werden. Ganz so forsche Ansagen wie zuletzt sind aus der Kurpfalz nicht zu vernehmen, der Etat ist wohl etwas geschrumpft.

Zuletzt in Ingolstadt, jetzt in Mannheim: Rüdiger Rehm.
Zuletzt in Ingolstadt, jetzt in Mannheim: Rüdiger Rehm. © dpa | Matthias Balk

Ingolstadt will es hingegen wissen. Ein enttäuschendes Jahr liegt hinter den Schanzern, die sich neu aufgestellt haben. Lukas Fröde, Ryan Malone kamen aus Rostock, Leon Guwara aus Regensburg, Simon Lorenz aus Kiel – das ist eine starke Defensive, und vorne war der Kader bereits gut besetzt. Mit der Truppe muss man eigentlich um die Plätze eins bis drei spielen. Tobias Bech, in Essen schaudern sie noch, wenn sie den Namen hören, hat Ingolstadt aber verlassen. Er kickt lieber mit Aarhus GF in der Conference League.

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Die größte Überraschung war der SC Freiburg II. Schöner, gepflegter Fußball, eine vorbildliche Nachwuchsarbeit, enge Verzahnung zu der Bundesliga-Auswahl: Die Breisgauer gelten als Musterknaben der Liga. Wie das bei einer U23 Usus ist, haben einige Leistungsträger das Sprungbrett genutzt und den Sprung nach oben geschafft.

Noah Atubolu (Torwart) spielt jetzt in der Ersten, Vincent Vermeij bei Fortuna Düsseldorf. Bis auf Hamadi Al-Ghaddioui (Regensburg) und Fabian Rüdlin (Thun) verstärken nur Talente unter 23 Jahren die Mannschaft. Dass die Freiburger noch mal Zweiter werden, darf eigentlich ausgeschlossen werden – oder?