Gelsenkirchen. Zehn Spiele ohne Sieg, Abstiegskampf und Personalnot. Die U23 von Schalke 04 steckt tief in der Krise. Transfers von Probespielern sind nicht ausgeschlossen.
Jakob Fimpel ist dieser Tage nicht zu beneiden. Als Trainer der U23 des FC Schalke 04 trägt er die sportliche Verantwortung für die Ergebnisse der letzten Monate – und die sind miserabel. Seit zehn Spielen warten die Gelsenkirchener auf einen Sieg in der Regionalliga-West (acht Niederlagen, zwei Remis). Die bittere Folge: Platz 17 und nur acht Punkte aus zwölf Spielen.
Bei den meisten Regionalligisten würde in einer solchen Konstellation der Trainer wackeln – nicht so auf Schalke. Denn auch die Verantwortlichen wissen, dass der 35 Jahre alte Fimpel nur wenig für die Misere kann. Mit Blick auf den kleinen Kader und die Verletzungssorgen gehen der Schalker U23 aktuell die Spieler aus. Teilweise standen dem Coach in der zurückliegenden im Training nur acht Spieler zur Verfügung. Normales Training ist so nicht möglich. Auch von einer adäquaten Vorbereitung auf das Ligaspiel bei der SV Eintracht Hohkeppel am Samstag (14 Uhr, Rasenplatz der SG GFC Düren 99) sind die Schalker weit entfernt.
Schalke: Grüger und Bulut helfen den Profis statt der U23
„Die personelle Situation ist ja schon seit Wochen angespannt, aber diese Woche war es sogar noch extremer“, erklärt Fimpel. „Wir hatten eine sehr kleine Gruppe, teilweise nur acht Spieler im Training.“ Mit einigen Probespielern wurde versucht, zumindest die Trainingsgruppe aufzufüllen. „Aber es ist natürlich schwer, jetzt junge, vereinslose und gute Spieler zu finden – es hat ja meisten Gründe, warum die Jungs vereinslos sind“, ist Fimpel ehrlich. Ein Spieler konnte sich dennoch für einen Vertrag auf Schalke empfehlen: Phil Kemper. Der 22 Jahre alte Linksverteidiger (bis Sommer Borussia Mönchengladbach U23) ist ab sofort ein Königsblauer und wird schon am Samstag im Kader stehen.
Doch warum hat die Schalker Zweitvertretung solch riesige Personalsorgen? Zuallererst, weil viele U23-Spieler verletzt sind. Zur Wahrheit gehört aber auch: Schon zu Saisonbeginn war der Kader verhältnismäßig klein. Er war darauf ausgelegt, dass Woche für Woche einige der Profi-Talente in der Regionalliga aushelfen. Doch selbst diese sind aktuell angeschlagen (wie Peter Remmert, Ibrahima Cissé, Aris Bayindir und Vitalie Becker) oder werden im Zweitliga-Team gebraucht.
So war zu Saisonbeginn beispielsweise davon auszugehen, dass Eigengewächse wie Max Grüger (19) oder Taylan Bulut (18) zumindest in der Hinrunde noch regelmäßig für die U23 spielen werden – doch beide sind schon jetzt Stammspieler bei den Profis. Beklagen will sich Fimpel darüber nicht, ganz im Gegenteil: „Das schönste der U23-Saison ist, dass Max und Taylan nicht bei uns spielen, sondern bei den Profis. Daran sieht man, wie schnell es gehen kann. Dafür wollen wir in der U23 stehen – das freut mich wirklich brutal.“
Schalkes Profis brauchen auch Schmidt und Hong
Weil auch die Profis aktuell mit Verletzungssorgen kämpfen, greift Trainer Kees van Wonderen (55) sogar noch auf weitere U23-Spieler zurück. Auch Luca Podlech (19), Tim Schmidt (22), Seok-ju Hong (21) und Mauro Zalazar (19) sind derzeit mit dem Zweitliga-Team unterwegs und fehlen der Schalker Zweitvertretung beim Spiel in Düren gegen Hohkeppel.
Unglücklich war in der zurückliegenden Woche auch die Terminierung eines Trainerlehrgangs, an dem die beiden U23-Routiniers Tim Albutat (32) und Pierre-Michel Lasogga (32) teilgenommen haben. Denn er überschnitt sich mit dem Mannschaftstraining. Mit Defensivspieler Albutat kann Fimpel zwar für das Hohkeppel-Spiel planen, hinter Lasogga steht jedoch weiter ein Fragezeichen. Seit April wartet der einstige Bundesliga-Stürmer auf Pflichtspieleinsätze. „Es ist immer ein Abwägen“, sagt der Trainer über ein mögliches Lasogga-Comeback am Samstag. „Wenn er im Kader steht, muss er auch spielen können, es bringt nichts, wenn er nur auf dem Papier auftaucht. Pierre will unbedingt wieder spielen, aber am Ende muss sein Knie mitmachen – er selbst muss das Signal geben.“
Schalkes U23 gegen Provinz-Klub Eintracht Hohkeppel nur Außenseiter
Vieles spricht dementsprechend nicht dafür, dass der Schalker U23 am Samstag im Duell mit dem Tabellennachbarn (Rang 14, zwölf Punkte) der erste Sieg seit Anfang August gelingt. Traurig, aber wahr: Selbst gegen den Provinz-Verein aus Lindlar sind die Schalker in dieser Konstellation eher Außenseiter. „Pflichtsiege gibt es für uns nicht mehr. Hohkeppel hat die älteste Mannschaft der Liga. Es wäre vermessen, in unserer Situation von einem Pflichtsieg zu sprechen“, erklärt Fimpel.
Spaß macht der Abstiegskampf in der Regionalliga weder dem Trainer noch der Mannschaft – doch genau darum geht es in den kommenden Wochen. „Wir müssen und durch diese Notsituation kämpfen und schauen, dass wir bis zum Winter den Anschluss zu den Nicht-Abstiegsplätzen halten“, gibt Fimpel als Ziel aus. „Dann wollen wir eine richtig gute Rückrunde spielen.“
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