Gelsenkirchen. Vorstandschef Matthias Tillmann verliert bei Schalke 04 an Vertrauen. Durch eine strukturelle Änderung könnte er an Macht verlieren. Ein Kommentar.

Das Wort „Umstrukturierung“ hat beim FC Schalke 04 in den vergangenen Monaten und Jahren eine große Rolle gespielt. Auf dem Weg vom Champions-League-Teilnehmer zum Zweitliga-Abstiegskandidaten wurde bei den Gelsenkirchenern jeder Stein umgedreht – inklusive vieler Personalwechsel und einer neuen sportlichen Hierarchie.

Als eine der wichtigsten Änderungen steht die Abschaffung des Sportvorstandes von Januar 2024. Nach dem Aus von Peter Knäbel wurde dieser Posten nicht nachbesetzt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Axel Hefer baute voll auf seinen neu installierten Vorstandsvorsitzenden Matthias Tillmann, mit dem er schon zusammen im Vorstand des Reise-Unternehmens Trivago gearbeitet hatte.

Schalke unter Tillmann: Bundesliga-Rückkehr scheint weit weg

Als neuer CEO des Klubs bekam Tillmann viel Macht – er verantwortete bis auf die Finanzen sämtliche Themen auf Schalke, auch den Sport. Elf Monate nach seiner Berufung zum Vorstandsvorsitzenden wird allerdings immer klarer, dass Schalkes Weg unter Tillmann nicht in Richtung Bundesliga-Rückkehr führt. Der 41-Jährige hat zwar maßgeblich dazu beigetragen, die Strukturen des Klubs an den Status Quo in der 2. Bundesliga anzupassen, doch sportlich schlittern die Schalker von einer Krise in die nächste.

Genau das hat Tillmann zu verantworten. Schon mit seiner ersten wichtigen Entscheidung lag der Vorstandsvorsitzende daneben: Marc Wilmots war als Sportdirektor eine klassische Fehlbesetzung, Ende September musste er gemeinsam mit Ex-Trainer Karel Geraerts gehen. Im Sommer dann voll auf Kaderplaner Ben Manga als neuen Strippenzieher des Klubs zu setzen, war mutig – rückblickend vielleicht zu mutig, denn noch funktionieren viele der Manga-Transfer nicht.

Schalkes Vorstandchef Matthias Tillmann (links) mit dem Interims-Sportdirektor Youri Mulder.
Schalkes Vorstandchef Matthias Tillmann (links) mit dem Interims-Sportdirektor Youri Mulder. © dpa | Tim Rehbein

Schalke denkt über neuen Sportvorstand nach

Auch die Verpflichtung von Kees van Wonderen als Cheftrainer ist bislang unglücklich. Schon nach vier Pflichtspielen (kein Sieg) steht der 55 Jahre alte Niederländer extrem unter Druck. Tillmann spricht dem Coach zwar öffentlich das Vertrauen aus und will von einem Schicksalsspiel gegen Regensburg am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) nichts wissen. Doch zur Wahrheit gehört: Tillmann muss van Wonderen schon schützen, um sich nicht selbst anzuzählen – denn er selbst hat den Trainer zusammen mit Ben Manga ausgewählt.

Dass auch der Aufsichtsrat nicht mehr voll von Tillmann als Alleinherrscher im Vorstand überzeugt ist, beweist eine Aussage von Axel Hefer. Im Zuge der Verpflichtung des Interims-Sportdirektors Youri Mulder erklärte der Aufsichtsratschef, dass denkbar sei, künftig wieder einen Sportvorstand zu installieren.

Es wäre die Umstrukturierung der Umstrukturierung – und sollte eine deutliche Warnung für Matthias Tillmann sein.  

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