Dortmund. BVB-Trainer Niko Kovac setzt gegen den VfB Stuttgart auf die Grundlagen des Sports. Das Aus von Kaderplaner Sven Mislintat soll Ruhe bringen.

Vergangenheit und Zukunft kamen sich in Dortmund noch einmal ganz nahe am Donnerstagnachmittag, zumindest auf der zeitlichen Schiene. Gerade hatte Niko Kovac, der neue Trainer der Borussia, am Trainingsgelände in Brackel darüber referiert, wie er sein erstes Pflichtspiel mit dem BVB in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr/Sky) positiv gestalten wolle. Und kaum war Kovac vom Podium im Presseraum verschwunden, da verkündete der Klub in ein paar dürren Zeilen die Trennung vom Technischen Direktor und Kaderplaner Sven Mislintat. Der 52-Jährige sei mit sofortiger Wirkung freigestellt, hieß es da, und wieder einmal war eine sehr kurze Ära in Schwarz-Gelb zu Ende gegangen.

Sport-Geschäftsführer Lars Ricken (rechts) setzte Kaderplaner Sven Mislintat beim BVB vor die Tür.
Sport-Geschäftsführer Lars Ricken (rechts) setzte Kaderplaner Sven Mislintat beim BVB vor die Tür. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Mislintat hatte ja ein Baustein einer erfolgreichen schwarz-gelben Zukunft sein sollen, als er im vergangenen April kam. Wie Edin Terzic, der damals noch Trainer war. Wie dessen Nachfolger Nuri Sahin, der wenig später ins Amt kam. Nun aber reiht sich Mislintat ein in die zuletzt etwas zu reiche Geschichte an personellen Missverständnissen im Klub.

Mislintat konnte an erste BVB-Phase nicht anknüpfen

Gekommen war er ja, um an Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen, für fußballromantische Rückholaktionen haben sie etwas übrig beim Ballspielverein vom Borsigplatz. In seiner ersten Dortmunder Schaffensphase hatte sich Mislintat einen Ruf wie Donnerhall erarbeitet, weil er daran beteiligt war, Spieler wie Ousmane Dembélé, Pierre-Emerick Aubameyang und Robert Lewandowski für vergleichsweise kleines Geld nach Dortmund zu locken, wo sie sich einen großen Namen und dem BVB meist eine große Ablösesumme erspielten.

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Dass er auf seinen weiteren Stationen beim VfB Stuttgart und Ajax Amsterdam in verantwortlicherer Rolle viel verbrannte Erde hinterlassen hatte, wusste man zwar in der Dortmunder Chefetage. Man glaubte aber, dass sich Mislintat besinnen würde auf seine stärkste Rolle als Entdecker von Talenten und Komponist eines aufregenden Kaders. Wer den Freigeist Mislintat kennt, wusste schon damals, dass das eine optimistische Annahme war.

BVB: Wohl kein Nachfolger für Mislintat geplant

Zu optimistisch. Denn Mislintats wichtigste Bezugsperson, Trainer Terzic, war wenig später Geschichte. Und mit seinem direkten Vorgesetzten Kehl hatte sich der 52-Jährige bald überworfen. Man war uneins bei Transfers, in Trainerfragen, bei der Abgrenzung von Kompetenzen. Kehl tat sich schwer, Mislintat eine Chance zu geben, Vertrauen zu entwickeln. Der wiederum mochte sich nicht recht unterordnen.

Mit dem neuen BVB-Trainer Niko Kovac sollen die Strukturen wieder klarer werden.
Mit dem neuen BVB-Trainer Niko Kovac sollen die Strukturen wieder klarer werden. © AFP | Volker Hartmann

Es rumpelte immer stärker, die Außenwelt bekam davon immer mehr mit, schon im vergangenen Sommer war für alle Welt ersichtlich, dass da zwei entscheidende Personen auf sportlicher Ebene nicht wirklich mit einander konnten. Trotz einiger Interventionen des Sportgeschäftsführers Ricken wurde das nicht besser, im Gegenteil: Zuletzt kommunizierten beide nur noch über Dritte miteinander. Und so reifte bei Ricken und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Entscheidung: So kann es nicht weitergehen – und Mislintat musste seinen Posten räumen. Ob es einen Nachfolger geben wird, ist offen, grundsätzlich sieht man sich im Klub nach Informationen dieser Redaktion gut aufgestellt.

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BVB vor VfB-Spiel: Keine leichte Aufgabe für Neu-Trainer Kovac

Zumal Mislintat zuletzt auch keine wirklich kreativen, überraschenden Transfers aus dem Hut gezaubert hatte, was aber so öffentlich niemand sagen mag. „Die Mannschaft gibt eine Menge her“, sagt stattdessen Trainer Nico Kovac, als es ums Sportliche geht, um das Spiel gegen den VfB Stuttgart. Kovac hat ja keine ganz leichte Aufgabe, er muss inmitten der Querelen neben dem Platz eine eben erst übernommene und nicht eben vor Selbstbewusstsein strotzende Mannschaft möglichst schnell möglichst gut spielen und möglichst viele Punkte holen lassen. Und das auch noch gegen eine Mannschaft, die zu einem Dortmunder Angstgegner gemausert hat: 1:5, 0:1, 0:2, 1:2 lauteten die jüngsten vier Ergebnisse.

Nein, sagt Kovac, das habe er in der Vorbereitung auf das Spiel nicht thematisiert. „Es geht darum, dass wir unsere Stärken in den Vordergrund stellen“, meint er. Vor allem aber hat er eine Botschaft mitgebracht: Keep it simple, haltet es einfach – das wiederholt er wieder und wieder. In gerade einmal drei Trainingseinheiten bislang ging es darum, die Profis nicht zu überladen mit taktischen Inhalten, sondern ihnen möglichst einfache Lösungen aufzuzeigen, einfache Grundlagen zu vermitteln. Dass es um Leidenschaft gehen wird, um Intensität, um Mentalität, darum, den Gegner mit tiefen Läufen zu quälen – das hat Kovac der Mannschaft mitgegeben, die zuletzt oft arg verkopft gewirkt hatte. Einfache Strukturen, klare Abläufe sollen wieder Einzug halten in Dortmund – auf dem Platz genau wie in der Geschäftsstelle.

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