Dortmund. Nachdem es immer wieder zu internen Querelen kam, trennt sich Borussia Dortmund von Kaderplaner Sven Mislintat. So geht es weiter.
Es waren zwei dürre Sätze, die am Donnerstagnachmittag auf der Internetseite von Borussia Dortmund auftauchten: „Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat seinen Technischen Direktor Sven Mislintat (52) mit sofortiger Wirkung freigestellt“, hieß es da. „Lars Ricken, Geschäftsführer Sport des BVB, teilte Mislintat diesen Entschluss am Donnerstag persönlich mit.“
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Nicht nur in der Fußballbranche gilt die Faustregel: Je kürzer eine solche Mitteilung, desto weniger einvernehmlich ist die dazugehörige Trennung in der Regel verlaufen. Man will für mögliche arbeitsrechtliche oder sonstige Auseinandersetzungen möglichst wenig Angriffsfläche liefern.
Verhältnis zwischen BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl und Sven Mislintat war zerrüttet
Und einvernehmlich lief zuletzt wenig zwischen Sven Mislintat und anderen handelnden Personen von Borussia Dortmund, insbesondere das Verhältnis zu Sportdirektor Sebastian Kehl durfte in den letzten Monaten getrost als zerrüttet bezeichnet werden. Schon im vergangenen Sommer hatte diese Redaktion berichtet, dass es zwischen dem Kaderplaner und seinem direkten Vorgesetzten gehörig rumpelte, seitdem wurde es eher schlechter als besser – allen Interventionen von Sport-Geschäftsführer Lars Ricken zum Trotz. Auch in wichtigen Fragen in Sachen Transfers und Trainer war man sich zu selten einig.

Zuletzt kommunizierten Mislintat und Kehl gar nicht mehr direkt miteinander, sondern nur noch über eben jenen Ricken. So konnte es nicht weitergehen, weshalb in den zurückliegenden Wochen bei Ricken die Entscheidung reifte, eine Veränderung vorzunehmen – und schnell war klar, dass diese Veränderung Mislintat betreffen würde.
Sven Mislintat kam auch als Unterstützung für BVB-Trainer Edin Terzic
Der war erst im April 2024 zurückgeholt worden. Mislintat genoss in Dortmund ja einen exzellenten Ruf, weil er einst Talente wie Ousmane Dembélé, Pierre-Emerick Aubameyang oder Robert Lewandowski entdeckte, die später große sportliche Erfolge oder gewaltige Ablösesummen brachten. Mislintat aber wurde auch zurückgeholt, um den damaligen Trainer Edin Terzic zu unterstützen. Beide kennen sich seit vielen Jahren, sind gut befreundet.
Spätestens mit Terzics Abgang im Sommer war klar, dass es auch für Mislintat schwierig werden würde, weil das Verhältnis zu Nuri Sahin eher unterkühlt war – zumal die kreativen Transfers, die Mislintat einst den Beinamen Diamantenauge eingebracht hatten, ausblieben. Auf Spieler wie Serhou Guirassy, Waldemar Anton und Pascal Groß wäre man schon auch selbst gekommen, spöttelte man auf der Geschäftsstelle.
Nachfolge für BVB-Kaderplaner Sven Mislintat ist noch offen
Dazu kam der immer weiter ausufernde Konflikt mit Kehl. Gestritten wurde vor allem über Kompetenzen und Zuständigkeiten. Organisatorisch war Mislintat dem Sportdirektor Kehl unterstellt, berichtete an diesen. Der 52-Jährige, der nach einer sehr erfolgreichen Zeit als BVB-Scout in den vergangenen Jahren die sportliche Verantwortung beim VfB Stuttgart und Ajax Amsterdam getragen hatte, tat sich aber offensichtlich schwer damit, sich unterzuordnen. Immer wieder, so drang aus dem Klub, übertrat er seine Kompetenzen, bahnte etwa Verhandlungen mit Spielern an, ohne dass Kehl rechtzeitig informiert war.
Ob ein direkter Nachfolger als Technischer Direktor kommt, ist im Klub nach Informationen dieser Redaktion noch nicht entschieden, die Bosse aber halten es aktuell eher nicht für nötig. Mit den Chefscouts Laurent Bussier und Sebastian Krug hält man sich grundsätzlich für gut aufgestellt.