Lenzerheide. Franziska Preuß und Justus Strelow gewinnen dank starker Schießleistungen bei der Biathlon-WM in Lenzerheide die vierte deutsche Medaille.
Julia Simon und Quentin Fillon Maillet posierten gerade für die Fotografen, da stimmte eine blau-weiß-rot-geschmückte Fanschar auf der Tribüne stolz die „Marseillaise“ an. Auch am siebten Wettkampftag der Biathlon-WM in Lenzerheide hatten sich die französischen Festspiele fortgesetzt. Mit Gold nach 35:35,1 Minuten in der Single-Mixed-Staffel sammelte Frankreich bereits den fünften von bislang acht möglichen Titeln ein. Fünf weitere Bronzemedaillen unterstreichen die aktuelle Dominanz der „Tricolore“, die sowohl auf perfektem Formaufbau als auch auf glänzendem Skimaterial basiert.
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Das deutsche Duo, Franziska Preuß und Justus Strelow, hatte ebenfalls allen Grund zum Jubeln. In einem spektakulären wie spannenden Wettbewerb vor 8200 begeisterten Zuschauern musste Strelow (8,3 Sekunden zurück) auf der letzten Runde zwar noch Norwegens Überflieger Johannes Thingnes Bö (5,7 Sekunden) passieren lassen. Seine beiden erhobenen Fäuste beim Zieleinlauf und die Feier mit der gesamten Mannschaft nach der Siegerehrung verrieten jedoch, wie viel den Deutschen dieses Edelmetall bedeutet. Bislang war das Silber, das Preuß gemeinsam mit Erik Lesser 2020 in Antholz errungen hatte, die einzige WM-Medaille in diesem Wettbewerb gewesen.
Preuß gewinnt bereits ihre vierte WM-Medaille
„Mein Ziel war es vor der WM, eine Medaille zu gewinnen. Jetzt ist es nach Bronze in der Mixed-Staffel schon die zweite. Ich freue mich extrem darüber“, sagte Strelow. „Es war ein hart umkämpftes Rennen und hat sehr weh getan, aber auch Spaß gemacht.“ Auch den verlorenen Zweikampf mit Bö konnte er verschmerzen: „Es gibt Schlimmeres, als auf den letzten Metern gegen ihn den Kürzeren zu ziehen.“ Gemeinsam mit Teamkollegin Ragnhild Femsteinevik kompensierte der Rekordweltmeister auf der Loipe 15 Extrapatronen.
Preuß, die bereits ihr viertes Edelmetall in Lenzerheide errang, erklärte: „Jede Medaille ist etwas Besonderes; jede hat eine andere Geschichte. Diesmal war die Schießperformance entscheidend.“ Sie sei lange keine Single-Mixed-Staffel gelaufen, würde es aber mögen, „wenn man während des Wettkampfs intuitiv reagieren muss.“
Priorität in der Single-Mixed liegt beim Schießen
Beim Anlegen ihrer Wettkampfstrecken im erneut sonnigen Lenzerheide hatten die Schweizer drei markante Abschnitte nach Persönlichkeiten und Familien benannt, die in der Geschichte und Entwicklung des hiesigen Biathlons eine herausragende Rolle gespielt haben. Der „Baselgia Hill“ ist längst etabliert; die Bezeichnungen „Hartweg Hill“ und „Gasparin Dream“ sind zur WM neu hinzugekommen. Auf der kleinen 1,5-km-Runde, die am Donnerstag absolviert werden musste, blieb den 27 Teams der kräftezehrende Anstieg zum „Gasparin Dream“ allerdings erspart.
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Das zeigt, wo die Prioritäten in dem jüngsten Biathlon-Wettbewerb liegen. Die Single-Mixed-Staffel gehört erst seit 2019 zum WM-Programm. Das Format ist prädestiniert für schnelle Schützen, die auch dann die Nerven behalten, wenn es um sie herum knallt. Preuß und Strelow gehören dazu und legten den Grundstein für Edelmetall am Schießstand. Für ihre insgesamt 40 Treffer benötigten sie nur jeweils zwei Nachladepatronen; so wenig wie ansonsten nur Polen und die Ukraine. Da fiel es nicht allzu sehr ins Gewicht, dass sie läuferisch nur die elfbeste Zeit hinlegten.
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Staffeln und Massenstarts stehen bei der WM noch an
„Das gibt einen großen Push, speziell für die Staffeln“, ist Sportdirektor Felix Bitterling überzeugt. Nach einem wettkampffreien Freitag stehen am Abschlusswochenende noch einmal vier spannende Entscheidungen an. Am Samstag werden die Staffelrennen ausgetragen (12.05 Uhr Frauen, 15.05 Uhr Männer). Am Sonntag beschließen die Massenstarts der jeweils 30 besten Biathletinnen und Biathleten die Titelkämpfe in den Bündner Bergen (13.45 Uhr Frauen, 16.05 Männer/alle ARD und Eurosport live).