An Rhein und Ruhr. Es soll Fälle geben, in denen Menschen im Karneval die Orientierung verloren gegangen ist. Wir sorgen für Ordnung, ganz alphabetisch.
Alaaf: in der Karnevalsgeografie hingegen ist die genaue Kenntnis der Alaaf-Helau-Grenze lebenswichtig. Wer Helau sagt, wo Alaaf geboten ist, riskiert unlustige Reaktionen. Hilfe: Tief ins Glas schauen: Wo Kölsch serviert wird, liegt man mit „Alaaf“ richtig. Ausnahme: Aachen.
Bützen: Keinesfalls zu verwechseln mit Knutschen oder Küssen, sondern ein rituelles Grußritual, das mit der Keuschheit und Grandezza eines Handkusses ausgeführt werden sollte. Nur eben nicht auf die Hand, sondern auf die Wange. Dieses bis zu dreimal.
Carneval: Ja, mit C. Kommt ja, wie so vieles im Rheinland von den Römern. Carne heißt bekanntlich Fleisch. Und „Vale“ sowas wie: Lebe wohl. Schließlich verabschieden sich die Carnevalisten ab Aschermittwoch von allen fleischlichen Gelüsten. Demnach müssten Veganer eingefleischte Carnevalisten sein.
Dreigestirn: Eine der zahlreichen Regierungsformen während der Tollen Tage, u.a. in Oberhausen. Bestehen traditionell aus Jungfrau, König und Bauer, sind aber meist alles Männer. In der Schweiz besteht das Dreigestirn aus Jungfrau, Mönch und Eiger.
Elferrat: Mannschaftsbesprechung beim 1. FC Köln. Oder: Traditionelle Führungsmannschaft bei einer Karnevalssitzung, wobei, wie beim Fußball, meist ein Mannschaftskapitän für alle spricht. Der heißt allerdings nicht Kapitän, sondern Elferratspräsident. Obwohl man doch stets vom Narrenschiff spricht.
Funke(n)mariechen: Meist weiblich, außer beim Männerballett. Traditionell marschiert es mit dem Tanzoffizier ein. Historisch betrachtet geht das gut trainierte „Marieche“ auf die Marketenderin bei der Truppe zurück. Tritt gelegentlich in Elferratsstärke auf, heißt dann Tanzgarde.
Glasverbot: Gilt an vielen Orten, beispielsweise in Duisburg, beim Straßenkarneval, weil Scherben nur im übertragenen Sinne Glück bringen, aber eher nicht, wenn man hineingreift, auf der Suche nach Kamelle am Boden. Oder gar, in fortgeschrittener Phase, sich auf allen Vieren fortbewegt. Alle anderen Malheure wollen wir hier nicht ausmalen.
Hoppeditz: Ziemlich schläfriger Typ, der entgegen dem Trend, genau keinen Winterschlaf hält, sondern vom 11. November bis Aschermittwoch sehr aktiv ist, gern und ausgiebig feiert. Der Name könnte sich von „hüpfendem Knirps“ ableiten. Aber auch hier gilt: Es gibt mittlerweile auch weibliche Hoppeditze, die aber bitte nicht mit Funkemariechen zu verwechseln sind.
Intimitäten: Kommen, entgegen anderslautenden Gerüchten, an Karneval überhaupt nicht vor. Genauso wenig wie Alkoholkonsum und Schunkeln. Und wenn doch, dann hoffentlich unter Zustimmung aller Beteiligten. Falls der/die Partnerin nicht beteiligt waren, ist hoffentlich Aschermittwoch alles vorbei..
Jeck: Wichtigste Regel: Jeder Jeck ist anders. Jede Jeckin übrigens auch. Tritt meist in größeren Mengen beim Umzug auf. Worin sich Jecke eher nicht unterscheiden: Bei der ultimativen Forderung, Spaß an der Freud zu haben, mal einen mitzutrinken und mitzumachen beim Schunkeln.
Kamelle: Eine weitgehend ungenießbare Speise, angeblich süß. Zumindest die Basiskamelle, die mutmaßlich von Zahnärzten erfunden wurde, um kariösen Lochfraß hervorzurufen. Mittlerweile werden auch Weingummis und Schokoladen geworfen. Heißen dann auch Kamelle. Nicht logisch, aber leckerer.
Liedgut: Behandelt meistens das Sujet „Feiern“, oft in verklärter Form, weil man ja früher immer schöner, ausschweifender, doller gefeiert hat. Deswegen wissen abgeklärte Narren beim Mitsingen, dass heute die supergeile Zick von damals ist. In, spätestes, sagen wir: elf Jahren.
Maske: Wie schon der bekannte Prager Büttenredner Franz Kafka sagte: „Ich war beschämt, als ich merkte, dass das Leben eine Kostümparty ist und ich mit meinem wahren Gesicht erschienen war.“ Daher: Maskieren Sie sich! Mindestens bis Aschermittwoch.
Nubbel: Der hässliche Bruder des Hoppeditz, vor allem in der Alaaf-Gegend. Erwacht meist erst an (Alt-)Weiberfastnacht und ist der Alleinschuldige daran, dass wir berauschende Getränke konsumieren und Schabernack treiben. Die Folgen lösen sich bei der Nubbelverbrennung in Rauch auf. Vorausgesetzt, der Deckel aus der Kneipe wird ebenfalls ein Raub der Flammen.
Orden: Gibt es für besondere Verdienste in und um die Förderung des närrischen Frohsinns. Oder fürs Dabeisein. Oder als bunte, blecherne Erinnerung an eine ziemlich geile Zeit. Ist nicht brennbar und wird daher nach Aschermittwoch in einem Schuhkarton aufbewahrt. Bis etwa zum 11.11.2024.
Prinzessin & Prinz: Anzureden mit „Ihre Lieblichkeit“ und „Seine Tollität“, vorzugsweise. Wichtigstes Herrschaftszeichen: Das Narrenzepter, das stets geschwungen wird. Wird nur aus der Hand gelegt, um Kamelle zu werfen. Regierungszeit: vom 11. November bis Aschermittwoch. Ob Prinz oder Prinzessin mehr zu sagen haben, ist meist unklar. Außer in Emmerich. Da gibt es zwei Prinzen.
Quarkbällchen: Heißen im Kaneval auch gern Mutze, sind aber nicht mit Mutzemandeln zu verwechseln, da ohne Mandeln hergestellt. In Fett gebackener oder frittierte Quarkölteig, dem Berliner Ballen nicht unähnlich, bloß ist die kleinere Ausgabe meist nicht gefüllt. Rezepte hier.
Rosenmontag: Höchster Feiertag der Karnevalszeit. Ein sogenannter beweglicher Feiertag, weil sich an ihm alle echten Närrinnen und Narren bewegen. Entweder im Karnevalszug oder an dessen Rand. Dort sind rhythmische Bewegungen gefragt, unter anderem das:
Schunkeln. Dieses ist, was kaum jemand weiß, eine der Lieblingsbeschäftigungen von Bundeskanzler Olaf Scholz. Oder warum redet der immer vom Unterhaken? Das jedenfalls ist Grundvoraussetzung fürs Schunkeln, ebenso wie das passende Liedgut. Und Nebenmänner und -frauen.
Tollitäten: Närrische Herrschaften. Also je nach närrischer Verfassung Hoppeditze, Dreigestirne, Prinzenpaare oder ähnliche Regenten. Werden oft durch einen Elferrat beraten und unterstützt. Der wird in freier, gleicher und geheimer Manipulation zusammengesetzt.
Umzug: Vor dem Umzug kommt das Umziehen, also das Ablegen von Alltagskleidung zu Gunsten eines dem Wetter und dem persönlichen Empfinden angepassten Kostüms. Minimalanforderung: Pappnase. Maximalausstattung: Ganzkörperverhüllung in meist bunte Stoffe und Gewänder. Es sei denn man entscheidet sich für das Yeti.
Veilchendienstag: Unterschätzter Karnevalstag, weil vermutlich viele Närrinnen und Narren noch eher veilchenfarben unterwegs sind, wenn der Rosenmontag etwas länger gedauert hat. Die kreative Kraft der Übermüdung und des Ausklingenlassens wird oft unterbewertet. Ein dreifach donnerndes Helau also dem Dienstag.
Wagenbauhalle: Biotop einer meist männlich geprägten, handwerklich begabten Gruppe, die mit Phantasie und Akkuschrauber bemerkenswerte Fahrzeuge erschaffen, die im Idealfall mit versteckten Sanitäranlagen, weniger versteckter Musikanlage und reichlich Kamelle bestückt sind. Seltenen mit einer TÜV-Plakette.
Xantener Blutwurstsonntagzug: 1972 beschloss eine Männerrunde, die alle irgendwas mit Blutwurst zu tun hatten, eine Riesenblutwurst herzustellen, durch das Städtchen zu tragen und für einen guten Zweck zu verkaufen. Total närrisch, also alle zwei Jahre ein Grund zu feiern. Geht um 14.11 Uhr los. Einen Blutwurstsonntagszug gibt es auch in Meiderich. Sobald der Ortsteil in Xeiderich umgetauft ist, kommt er hier dran.
Yeti: Narrensicheres Kostüm. Bislang hat sich jedenfalls noch kein Yeti wegen kultureller Aneignung beschwert, wenn man entsprechend kostümiert durch die Gassen zieht. Vermutlich, weil das Wesen ein dickes Fell hat. Hält warm, riecht aber, wenn durchnässt, beinahe wie Yak.
Zugschluss: Ist bei der Bahn durch Rotlicht zu kennzeichnen. Im Karneval kommt da, in erstaunlicher Anlehnung an die Tour de France meist der Besenwagen der örtlichen Reinigungsbetriebe. Für Zugteilnehmer meist gleichbedeutend mit dem Umzug in örtliche Kneipen zur intensiven Nachbesprechung des Umzuges.