Amsterdam. . Die Ausstellung „Dreams of nature. Symbolismus von van Gogh bis Kandinsky“ im Amsterdamer Van-Gogh-Museum zeigt bis zum 17. Juni Landschaftsdarstellungen des Symbolismus. Freitags gibt's immer ein zusätzliches Programm.

Landschaftsmalerei zum Ende des 19. Jahrhunderts. Woran denkt man da zuerst? Genau. An die Impressionisten. Das ist natürlich richtig, aber bei weitem nicht alles, was jene Zeit in diesem Genre an Bedeutsamem zu bieten hatte.

Was in Sachen Naturdarstellung parallel dazu, als ganz eigener künstlerischer Kosmos existierte, zeigt nun unter dem Titel „Dreams of nature. Symbolismus von van Gogh bis Kandinsky“ eine eindrucksvolle Ausstellung mit mehr als 70 Arbeiten aus ganz Europa im Amsterdamer Van-Gogh-Museum, von der Museumsleiter Axel Rüger stolz sagen kann, das sie die erste Ausstellung über den Symbolismus der Landschaft zwischen 1880 und 1910 in Europa überhaupt sei.

Spiegel der Seele

100 Jahre alt, aber dennoch sehr modern: „Die Insel der blühenden Bäume“ von Albert Trachsel, eine Leihgabe des Kunstmuseums Solothurn. Dübi-Müller-Stiftung
100 Jahre alt, aber dennoch sehr modern: „Die Insel der blühenden Bäume“ von Albert Trachsel, eine Leihgabe des Kunstmuseums Solothurn. Dübi-Müller-Stiftung

Bekannte Namen sind darunter, wie Paul Gauguin, Edvard Munch, Paul Signac, Piet Mondrian oder Arnold Böcklin, genauso aber weithin Unbekanntes oder selten Gezeigtes. Konzipiert wurde die Schau von den beiden hochrenommierten Symbolismusexperten Rodolphe Rapetti und Richard Thomson, die dafür mit den National Galleries of Scotland in Edinburgh und dem Ateneum Art Museum in Helsinki zusammenarbeiteten, wo die Ausstellung später auch gezeigt wird.

In sechs Kapiteln, wie „Alte und neue Paradiese“, „Träume und Visionen“, „Natur und Suggestion“ oder „Stille Städte“ (denn es geht auch um Stadtlandschaften) führen die beiden Kunsthistoriker die Besucher zu Landschaften, die nicht für sich stehen, sondern mit tieferer Bedeutung aufgeladen und eben auch als Landschaften der Seele zu begreifen sind. Immer wieder sei es den Künstlern um die Darstellung von Stimmung und inneren Befindlichkeiten gegangen; sei es in düsteren und beängstigenden Nachtlandschaften als Ausdruck der Angst und des Skeptizismus, sei es in einem farbenprächtigen Arkadien als ideale Welt, sei es in menschenleeren Städten als Zivilisationskritik oder in Bildern, die als Zugang zum Unterbewusstsein zu verstehen sind.

Kein gemeinsamenr Malstil

Dass darunter Arbeiten sind, die man auf den ersten Blick eher dem Naturalismus oder dem Neo-Impressionismus zuordnen würde, oder die in Richtung Abstraktion weisen, ist dabei kein Widerspruch. Die Arbeiten des Symbolismus seien eben nicht durch einen gemeinsamen Malstil verbunden, sondern durch einen übereinstimmenden Zugang zur Welt, sagt Kurator Rapetti.

Wirkt fast wie ein Schattenriss: Hugo Simbergs „Frühlingsabend“, eine Leihgabe des Ateneum Art Museums, Finnische National-Galerie, Helsinki
Wirkt fast wie ein Schattenriss: Hugo Simbergs „Frühlingsabend“, eine Leihgabe des Ateneum Art Museums, Finnische National-Galerie, Helsinki

Die Tatsache, dass sich im Symbolismus bildende Kunst, Musik und Dichtung gegenseitig beeinflussten und man vieles durchaus als Gesamtkunstwerk betrachten darf, können die Ausstellungsbesucher in Wort und Ton nachvollziehen. Eine Reihe von Bildern wird durch Gedichte ergänzt und mit Hilfe von I-Pads kann man an vielen Stellen die Traum-Landschaften auch klanglich nachvollziehen und den Bogen zur Gegenwart schlagen: mit Kompositionen aus jener Zeit von Schönberg, Sibelius oder Debussy und mit Songs aus dem Jahr 2012.

Besonderes Programm am Freitagabend

Die Ausstellung „Dreams of nature. Symbolismus von van Gogh bis Kandinsky“ im Van Gogh-Museum, Paulus Potterstraat 7, in Amsterdam ist bis zum 17. Juni, täglich von 10 bis 18 Uhr, freitags bis 22 Uhr, zu sehen. Der Eintritt kostet 14 Euro für Erwachsene, Besucher bis 17 Jahre haben freien Eintritt. Freitagsabends gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Musik, besonderen Führungen und Workshops. Nähere Infos: www.vangoghmuseum.com