Den Haag. .
Das Mauritshuis in Den Haag lässt alte und neue Meisterwerke in überraschenden Formationen aufeinandertreffen. Es finden sich u.a. Max Beckmann, Giorgio de Chirico, Claude Monet, Paul Cézanne, Vincent van Gogh oder Francis Bacon.
Das Mauritshuis in Den Haag dürfte bislang vor allem bei Liebhabern der Kunst der ganz großen alten Meister bekannt sein: Das traumschöne Museum in der Haager Innenstadt glänzt mit einer ebenso grandiosen wie weltbekannten Gemäldesammlung mit holländischen und flämischen Meisterwerken des 17. Jahrhunderts, geschaffen von Virtuosen wie Vermeer, Rembrandt, Rubens, Brueghel, Hals - um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Doch jetzt wagt die Königliche Gemäldegalerie Neues: Unter dem Titel „Dali trifft Vermeer. Moderne Meister zu Gast“ kommt es in einer neuen Ausstellung zu ungewöhnlichen Begegnungen zwischen Arbeiten aus der Sammlung des Mauritshauses mit Klassikern der Moderne. Deren Namen sind nicht minder imposant, unter ihnen finden sich Max Beckmann, Giorgio de Chirico, Claude Monet, Paul Cézanne, Vincent van Gogh oder Francis Bacon.
Ein schöner Überraschungseffekt
Elf eindrucksvolle und oft auch überraschende Bildpaare hat Gastkurator Carel Blotkamp, emeritierter Professor für moderne Kunst an der Freien Hochschule Amsterdam, für die Schau zusammengestellt. Alle modernen Werke sind Leihgaben aus großen niederländischen Museen.
Blotkamp setzt bei seiner Ausstellungspräsentation nicht nur auf den direkten Vergleich zwischen zwei Werken, sondern ganz nebenbei auch auf einen charmanten Überraschungseffekt, denn der Besucher trifft mehr oder minder unvermittelt inmitten der imposanten Bilderfülle der alten Meister in jedem Raum auf ein Werk aus der jüngeren Kunstgeschichte. So bleibt der Überraschungseffekt, und manchmal auch sogar die Frage, welches Werk auf den ersten Blick denn wohl das „modernere“ ist.
Dabei geht es den Organisatoren der Schau nicht um Einflüsse, sondern darum, wie Künstler in unterschiedlichen Epochen mit denselben Themen und kreativen Herausforderungen umgehen. „Gleichzeitig schafft die Ausstellung neue Perspektiven und ermöglicht einen neuen, frischen Blick auf unsere Sammlung“, sagt Co-Kuratorin Lea van de Vinde.
So kontrastiert der abstrakte Minimalismus von El Lissitzky mit der auf den ersten Blick fast fotorealistisch anmutende Innenansicht der „Nieuwe Kerk“ in Delft von Gerard Houckgeest aus dem Jahr 1651. Und doch sind sich beide Bilder, obwohl grundverschieden und obwohl mehr als 250 Jahre zwischen ihnen liegen, in ihrem Umgang mit Raum, in ihrer klaren geometrischen Anordnung gar nicht mal unähnlich.
So lassen sich die Stadtansichten von Claude Monet und Gerrit Adriaensz Berckheyde aufs Schönste vergleichen - die eine, von Paris aus dem Jahr 1866/67, gleicht einem Schnappschuss, einer heiteren Momentaufnahme aus dem urbanen Alltag, die andere, entstanden irgendwann zwischen 1685 und -90, idealisiert das Haager Stadtbild. Berckheyde hat mal eben ein imposantes Haus und eine Handvoll Bäume weg gelassen, um auf seinem Gemälde ein perfektes Panorama zu schaffen.
Und so darf man auch staunen, wie viele Parallelen sich im kubistischen „Stillleben mit Flaschen und Messer“ von Juan Gris und de Heems „Stillleben mit Büchern und einer Violine“ finden.
„Dali trifft Vermeer“ ist die vorerst letzte Ausstellung im Mauritshuis, das Anfang nächsten Jahres für einen umfänglichen Umbau geschlossen und erst 2014 wiedereröffnet wird. In dieser Zeit wird der Altbau unterirdisch mit dem gegenüber liegenden Gebäude verbunden und dadurch zusätzliche Fläche für Wechselausstellungen geschaffen. Daneben wird der bisher eher unscheinbare Eingang von der Seite an den Museumsvorplatz verlegt.
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Auf die bedeutende Sammlung müssen Kunstfreunde in dieser Zeit aber nicht verzichten. Jedenfalls nicht ganz. 100 Werke aus dem Mauritshuis sind während der Umbauphase ab 24. April 2012 in einem eigenen Trakt des Gemeentenhauses ausgestellt, darunter auch das weltberühmte Porträt „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Vermeer - quasi d a s Aushängeschild des Mauritshuis-Museums. Wer es in Holland sehen will, hat allerdings nicht ganz so viel Zeit, denn das „Mädchen“ geht ab Ende Mai 2012 auf Reisen - zu Ausstellungen in den USA und in Japan.