An Rhein und Ruhr. Nacktschnecken erobern die Gärten in NRW und hinterlassen nicht nur Schleimspuren, sondern auch zerfressene Pflanzen. Was dagegen am besten hilft.

Es sind die perfekten Bedingungen für Schnecken: feuchte Erde, milde Temperaturen und viel Regen. Seit einigen Wochen lassen die gefräßigen Schleimer viele Hobby-Gärtner an Rhein und Ruhr verzweifeln. Sie erobern die Beete und zerfressen Blumen und Salat. Im Internet kursieren die verschiedensten Methoden, sich vor den Weichtieren zu schützen, doch welche sind die besten? Wir haben mit Experten gesprochen.

Dass die Schnecken für viele Gartenbesitzer zum Problem geworden sind, hat auch Jonathan Schlößer vom Gartencenter Schlößer in Moers schon zu spüren bekommen. „Wir haben bei uns eine Beratungsstelle für alle Gartenthemen. Da kommen in letzter Zeit immer mehr Kunden vorbei, bei denen die Schnecken den Garten erobert haben“, erzählt der Geschäftsführer, dessen Garten ebenfalls nicht verschont wurde. Welche Maßnahmen er empfiehlt? „Da gibt es drei Möglichkeiten“, holt Schlößer aus.

Das hilft gegen Schnecken im Garten

Die naturfreundlichste Methode sei schlichtweg das Aufsammeln und Abtragen der Schnecken. „Das schadet weder den Tieren, noch der Umwelt“, erklärt der Gartencenterchef. Die Tierchen könnten einfach regelmäßig aufgesammelt und woanders wieder abgesetzt werden, am besten auf einer Wiese. Klingt aufwändig, doch hierfür hat der Naturschutzbund (Nabu) Tipps auf Lager.

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Um sich dabei Zeit und Mühe zu sparen, können Gartenbesitzer ein Holzbrett, alte Dachziegel oder ähnliches in den Garten legen. Unter denen würden die Schnecken dann Schutz suchen und sich zum Schlafen dort verstecken. Die beste Zeit zum Schneckensammeln sei spät Abends oder nach Regen frühmorgens.

Schneckenkorn aktuell sehr beliebt

„Viele Kunden greifen aber nach wie vor gern zum Schneckenkorn, um die Tierchen zu vertreiben.“ Schlößer empfiehlt dabei Produkte mit dem natürlichen Wirkstoff Eisen-III-Phosphat. Diese seien immerhin nicht schädlich für Pflanzen und können ihnen durch den Boden sogar wichtige Nährsalze liefern. „Schädlich für die Schnecken ist das Schneckenkorn aber natürlich schon“, erklärt Schlößer. Schneckenkorn zerstört den Hautschutz der Tierchen, welche daraufhin „ausschleimen“.

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Wer auf eine tierfreundlichere Methode setzen will, kann kleine Schneckenzäune im Garten aufstellen. Diese sind zwar nur wenige Zentimeter hoch, können aber durch ihr abgewinkeltes Profil von den Schleimern nicht überwunden werden. Auch Schutzringe aus Stroh, Sägemehl, Kaffeesatz oder Branntkalk können helfen, die Tierchen fernzuhalten.

Auch sein eigener Garten blieb nicht Schnecken-frei: Jonathan Schlößer vom Gartencenter Schlößer in Moers.
Auch sein eigener Garten blieb nicht Schnecken-frei: Jonathan Schlößer vom Gartencenter Schlößer in Moers. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Lästig nur: „Nach Regenfällen oder starker Taubildung müssen die Sperrstreifen aber erneuert werden, da zum Beispiel der Branntkalk dann seine Wirksamkeit verloren hat“, schreibt der Nabu. Für Hochbeete oder umrahmte Gärten eignet sich außerdem Schnexagon, ein umweltfreundlicher Anstrich, auf dem die Schädlinge nicht haften können.

Warum man morgens gießen sollte

Doch selbst mit dem Gießverhalten können Gärtner etwas bewirken. Experten empfehlen, das Blumenbeet nicht abends, sondern frühmorgens zu gießen. So können die nachtaktiven Schnecken die Feuchtigkeit nicht mehr zur Nahrungssuche nutzen. Die Pflanzen einzeln zu gießen und nicht flächendeckend, kann ebenfalls helfen. Von der umstrittenen Bierfalle sollte man lieber die Finger lassen, die würde mit ihrem Geruch noch mehr Schnecken aus den Nachbargärten anlocken und das Problem eher vergrößern, warnt der Nabu.

„Bei allem Ärger über die Tierchen sollte man allerdings nicht vergessen, dass sie eine wichtige Rolle als Gesundheitspolizei im Kreislauf der Natur spielen“, betont Birgit Königs, Pressesprecherin des Nabu NRW. Anders als die Nacktschnecken, die sich besonders gern grünen Salat vornehmen, ernähre sich die gehäusetragende Weinbergschnecke zum Beispiel überwiegend von abgestorbenem Pflanzenmaterial und sei damit sogar ein Helfer im Garten. Indem sie die Pflanzenreste zersetzen, tragen sie außerdem zur Humusbildung bei.

Bei der natürlichen Schneckenbekämpfung würden viele Laufkäfer- und Feuerkäferarten helfen, erklärt Königs. Um diese natürlichen Feinde anzulocken, lohnt sich das naturnahe Gärtnern, also ein artenreiches Blumenbeet, aus dem auch das Unkraut nicht sofort beseitigt wird. Wer gezielt mit Pflanzen gegen die Tierchen vorgehen will, dem empfiehlt die Pressesprecherin eine Jauche aus Farnkraut, was Schnecken in der Regel meiden.

Nicht alle Schnecken schaden dem Garten

Laut Schätzungen der Tierrechtsorganisation Peta gibt es weltweit rund 100.000 verschiedene Schneckenarten. Etwa 400 davon leben in Deutschland. Am meisten Ärger in deutschen Gärten machen die Spanische Wegschnecke, die Gartenwegschnecke und die Genetzte Ackerschnecke. Die Weinbergschnecke und der Tigerschnegel hingegen fressen eher Pflanzenreste, sogar die Eier der Nacktschnecken und sorgen so für Ordnung im Garten.

Aber auch Ziersträucher, zum Beispiel mit Lavendel oder Akeleien, sind bei Schnecken nicht besonders beliebt, ergänzt Gartencenterchef Schlößer. Als taktische Ablenkungsfütterung könne man laut Nabu Tagetes einpflanzen. Die stehen bei Schnecken ganz oben auf dem Speiseplan, wodurch andere Pflanzen verschont bleiben könnten.