Essen. Wer in großen NRW-Städten lebt, hat meist keinen eigenen Garten. Fünf praktische Tipps, wie Hobbygärtner trotzdem Gemüse und Obst ernten können.

  • Säen, gießen, ernten: Wer in den Städten des Ruhrgebiets lebt, hat oft keinen eigenen Garten. Den braucht es aber auch gar nicht, um Blumen, Kräuter und sogar eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Urban Gardening liegt im Trend.
  • Seinen Ursprung hat das Gärtnern in der Stadt in den USA. In den 70er-Jahren begannen New Yorker, auf leerstehenden Flächen Obst und Gemüse anzubauen.
  • Was damals noch als Protest gegen die Vernachlässigung bestimmter Viertel gedacht war, ist heute aus vielen Städten nicht mehr wegzudenken. Schätzungen zufolge wächst die Fläche urbaner Gärten in Deutschland pro Jahr um zehn bis 15 Prozent.
  • Ob auf dem eigenen, kleinen Balkon, im Gemeinschaftsgarten oder einem Acker am Stadtrand: Fünf Alternativen zum eigenen Garten an Rhein und Ruhr.

1. Balkon: Ein Garten im kleinen Stil

Mitten in der Stadt zu gärtnern, das funktioniert am einfachsten auf dem eigenen Balkon. Zum Start reichen ein paar Samen oder Pflanzen, Erde, Töpfe in verschiedenen Größen und eine Gartenschere. Bei der Auswahl der Blumen, Kräuter oder Gemüse- und Obstsorten sollten Hobbygärtner vor allem darauf achten, ob diese Schatten oder Licht brauchen.

Bei einem Nordbalkon sollte man zum Beispiel auf Fuchsien, Glockenblumen oder Farne setzen. Auch Spinat, Kohlrabi, Radieschen, Minze oder Bärlauch wachsen im Schatten gut. Wer einen Südbalkon hat, hat eine größere Auswahl. Dahlien, Geranien, Rosen oder Olivenbäume eignen sich etwa besonders gut. Gartenkräuter wie Salbei, Thymian oder Rosmarin freuen sich ebenfalls über viel Sonne. Auch viele Gemüsesorten wachsen auf dem Sonnenbalkon, etwa Chilis, Radieschen und Tomaten. Hat man Platz für etwas größere Kübel, kann man Heidelbeeren, Rhabarber oder Zwerg-Birnen ernten.

Generell gilt: Auch auf kleinster Fläche kann man so einiges anbauen. Ein Tipp: In die Höhe, anstatt in die Breite gärtnern. Mithilfe gebrauchter Europaletten kann man Blumen, Kräuter und Gemüse gut gestapelt anbauen.

2. Gemeinschaftsgärten: Zwischen Wohnhäusern gemeinsam ernten

Ohne eigenen Balkon gärtnern? Auch das ist möglich – dank Gemeinschaftsgärten. Auf einer Wiese zwischen Wohnhäusern, im Hinterhof oder mit einem Hochbeet auf dem Bürgersteig: In vielen Städten gärtnern Anwohnerinnen und Anwohner gemeinsam an auf den ersten Blick ungewöhnlichen Orten. Dabei kann man nicht nur seinem Hobby nachgehen, sondern auch neue Menschen aus der Nachbarschaft kennenlernen.

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Viele Städte haben es sich zum Ziel gemacht, zur „essbaren Stadt“ zu werden. Wenn Bürgerinnen und Bürger einen geeigneten Ort für einen Gemeinschaftsgarten gefunden haben, können sie sich in der Regel einfach an die Stadtverwaltung wenden. So sind schon viele Projekte entstanden: zum Beispiel der Essener Haumanngarten, der Duisburger Kants Garten oder der Bochumer Alsengarten.

Warum Grünflächen in der Stadt wichtig sind

Die Sommer in unseren Städten werden immer heißer. Wissenschaftler haben herausgefunden: Im Sommer ist es in Städten oft mehr als zehn Grad wärmer als auf dem Land. Sie sprechen daher auch von „urbanen Hitzeinseln“. Das Problem: Viele Menschen leben auf engem Raum zusammen, Motoren laufen, Bürotürme erschweren die Luftzirkulation und dunkler Straßenbelag speichert Wärme.

„Städte treffen die Folgen des Klimawandels besonders stark“, sagt auch ein Sprecher des Bundesbauministeriums. Umso wichtiger sei es, dass mehr Grünflächen geschaffen werden. Im Großen durch neue Stadtentwicklungspläne, im Kleinen durch Bürgerinnen und Bürger – die mitten in der Stadt gärtnern.

Über die Plattform „Ackerhelden“ kann man sich in Essen, Recklinghausen und Düsseldorf ein eigenes Feld am Stadtrand mieten.
Über die Plattform „Ackerhelden“ kann man sich in Essen, Recklinghausen und Düsseldorf ein eigenes Feld am Stadtrand mieten. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

3. Ackerhelden: Ein Feld am Stadtrand mieten

Ab auf den Acker! Wer beim Gärtnern Ruhe vom Lärm und Trubel sucht, kann sich über die „Ackerhelden“ ein eigenes Feld mieten. Möglich ist das bisher in Essen, Recklinghausen und Düsseldorf.

Wenn man den Acker im Mai übernimmt, haben die „Ackerhelden“ bereits den Boden vorbereitet und rund 20 Reihen mit Gemüse und Blumen bepflanzt. Sechs Monate lang kümmert man sich dann um sein Feld und kann sich über viel Gemüse und Obst in Bio-Qualität freuen.

250 Euro zahlt man für das rund 40 Quadratmeter große Feld, das man für eine Saison mietet. Wasser, Werkzeuge und jede Menge Pflanzentipps sind im Preis enthalten. Interessierte sollten genügend Zeit einplanen: Die Felder liegen am Stadtrand, zwei- bis dreimal in der Woche sollte man sich um seinen Acker kümmern. Weitere Informationen unter www.ackerhelden.de.

Weitere Themen zum Gärtnern in NRW gibt es hier:

4. Solidarische Landwirtschaft: Heimische Bauern unterstützen

Nicht nur leckeres Obst und Gemüse, sondern auch Bauernhof-Idylle verspricht die Idee der solidarischen Landwirtschaft. Die Idee dahinter ist einfach: Ein Bauernhof versorgt eine feste Zahl von Mitgliedern in der näheren Umgebung mit Lebensmitteln. Diese finanzieren die laufenden Kosten des Hofes, helfen freiwillig bei der Hofarbeit mit und erhalten dafür wöchentlich ihren Ernteanteil.

Solidarische Landwirtschaft gibt es seit Ende der 80er-Jahre, mittlerweile arbeiten in Deutschland rund 300 Höfe nach dem Konzept. Zum Beispiel in Mülheim, Essen, Oberhausen und Duisburg. Eine Übersicht aller Höfe finden Sie unter www.solidarische-landwirtschaft.org.

Die Plattform „Mundraub“ listet Apfelbäume in der Stadt, an denen man sich frei bedienen kann.
Die Plattform „Mundraub“ listet Apfelbäume in der Stadt, an denen man sich frei bedienen kann. © Getty Images/iStockphoto | GoodLifeStudio

5. Mundraub: Obst in der Stadt pflücken

Im Sommer hängen die Bäume und Sträucher voller Obst, auch in der Stadt. Auf der Plattform mundraub.org gibt es eine Karte mit etlichen Standorten von Obstbäumen und -sträuchern, von Nussbäumen und Kräutern auf öffentlichem Grund – an denen man sich legal und kostenlos bedienen darf.

Wer selbst einen Apfelbaum oder Bärlauch auf öffentlichem Grund entdeckt hat, kann diesen auf der interaktiven Karte eintragen. Allein für Dortmund etwa findet man mehr als 300 Einträge. So können sich auch die Stadtmenschen über erntefrisches Obst freuen, die selbst nicht die Lust, die Zeit oder das Talent zum Gärtnern haben.