Moers. 2020 haben Jonathan und Lars Schlößer von ihren Familien die Geschäftsführung des Gartencenters übernommen. Dann kam der Lockdown.

Wenn der Spruch stimmt, dass man mit seinen Aufgaben wächst, dann müssten Jonathan und Lars Schlößer einen regelrechten Schub bekommen haben. Ein lehrreichere Zeit als Corona kann es womöglich kaum geben, wenn man ins Familienunternehmen einsteigt.

Im Januar 2020 haben die beiden Cousins die Geschäftsführung des Gartencenters Schlößer an der Römerstraße von ihren Familien übernommen. Rund zwei Monate später kam der erste Lockdown und damit eine Ungewissheit, mit der sie gerade im ersten Jahr ihrer Geschäftsführung nicht gerechnet haben. Gartencenter und Baumärkte durften durch eine Sondergenehmigung zwar noch öffnen, doch mit jedem steigenden Inzidenzwert veränderte sich auch die Situation der beiden Geschäftsführer und ihrer 120 Mitarbeiter.

Mit dem zweiten Lockdown und den verschärfteren Bedingungen im November mussten sie 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihrer Gastronomie in Kurzarbeit schicken. Nur die beiden großen Kaffeeautomaten sind seitdem jeden Tag eingeschaltet, um die Reinigungszyklen nicht zu unterbrechen. Das Restaurant, das sie im vergangenen Jahr ausgebaut und zu einer Schlosskulisse umgestaltet haben, dient jetzt aber als Lagerhalle, vor allem für Waren, die Jonathan und Lars Schlößer ohnehin nicht verkaufen dürfen. „Nur Pflanzen mit essenziellem Zubehör, zum Beispiel Übertöpfe oder Dünger“, dürfe man verkaufen, sagt Jonathan Schlößer, während er durch die Gänge des rund 10.000 Quadratmeter großen Gartencenters läuft, den seine Familie in vierter Generation betreibt.

“Nach dem Jahr kann uns nicht mehr viel schocken“, sagt Geschäftsführer Jonathan Schlößer

Der 28-jährige Geschäftsführer bleibt in einem Bereich mit Dekoartikeln und Möbeln stehen. Lampen, Kommoden, Bilder, Kissen, Stühle stehen mit Baustellenband umwickelt am Rand der verbreiterten Gänge und begrüßen die Kunden wie rot-weiß bebänderte Chronisten einer Zeit, deren Paradoxie nicht jeder verstehen kann. Nur der Kauf per Click & Collect ist möglich.

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Und dass in Supermärkten und Discountern alles ohne Einschränkung verkauft werden dürfe, Baumärkte und Gartencenter ihre Dekoabteilungen aber zu Tabuzonen erklären müssten, sei ein Umstand, „den nicht jeder Kunde versteht“, sagt Jonathan Schlößer, der aber Verständnis hat. Zum einen will er nicht in der Haut der Politiker stecken, die sich täglich um eine neue Entscheidung winden und möglichst jedem gerecht werden müssen. Zum anderen „will ich mich nicht hier hinstellen und klagen“, sagt der Geschäftsführer. „Wenn ich da an die Händler in der Innenstadt denke — die sind noch viel schlechter dran.“

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Die Situation sei zwar schwierig, man komme aber damit klar, sagt Jonathan Schlößer. „Schlimm wäre es nur, wenn im April oder Mai ein weiterer Lockdown käme.“ Andererseits: „Nach dem Jahr kann uns auch nicht mehr viel schocken.“

>>> Keine Entlassungen
Man spüre die Unsicherheit bei den Mitarbeitern, sagt Jonathan Schlößer. Die Gedanken seien auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in Kurzarbeit geschickt werden mussten. „Wir haben aber allen Beschäftigten die Angst nehmen können.“ Entlassungen seien absolut kein Thema, sagt der Geschäftsführer.