Kamp-Lintfort. Auch XXL-Hobbygärtner Sylvia und Armin Joos hadern mit den schleimigen Biestern. Und hoffen, das Problem bis zu den offenen Gärten einzudämmen.

Sylvia und Armin Joos gärtnern ökologisch. Da wird nicht gespritzt und nicht mit Kunstdünger nachgeholfen. Brennnesseln und Gänseblümchen dürfen bleiben. Der Wiesenknopf sorgt dafür, dass der vom Aussterben bedrohte Bläuling im Hoerstgener Garten auftaucht. Der Rauling ist ein eher unscheinbarer, großblättriger Busch, aber wenn zur Blütezeit hunderte Hummeln umherschwirren - „Das ist was Schönes“, findet Sylvia Joos. Armin Joos ist auch Hobby-Imker. Er spitzt die Ohren: „Das ist die Mönchsgrasmücke. Und dahinten ein Zilpzalp.“ Hier ist die Natur intakt.

Aber bei einem Lebewesen kennen die Hobbygärtner keine Gnade: Schnecken. „Das ist dieses Jahr besonders schlimm“, teilen sie wahrscheinlich den Eindruck vieler Gärtner, die fassungslos vor ratze putz kahlgefressenen Beeten stehen. Es war zu warm und zu nass im Frühjahr. Das erkennt die Gärtnerin daran, dass in einer Ecke des Geländes das Loch, das mit dem Spaten gegraben wird, sofort mit Wasser voll läuft. „Die Katzenminze, die sonst sehr robust ist, hat den Kampf gegen die Staunässe verloren.“

Ein Eckchen lauschiger als der andere.
Ein Eckchen lauschiger als der andere. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Haben die beiden studierten Biologen vielleicht ein Geheimrezept gegen die lästigen und gefräßigen Schädlinge? „Schneckenkorn“, sagt Armin Joos und zuckt mit den Schultern. „Anders kriegen wir das hier nicht in den Griff“, klingt es fast entschuldigend. Es gebe da eine Variante, die immerhin für die ökologische Landwirtschaft zugelassen sei, ergänzt seine Frau. Und ansonsten kann die eigentlich sehr friedfertige Dame ziemlich rabiat werden: „Spaten, Heckenschere.“ Man kann den tiefen Ärger verstehen, wenn sich die Viecher eine viele Jahre alte Margerite mit Blüte und Stengel einverleiben, ein Dahlienbusch von eineinhalb Metern Durchmesser in drei Tagen einfach verschwunden ist. Und die Igel auch, die die zahllosen Kriecher satt sind. Die liebevoll gezogenen Tomaten bleiben fein im Haus. „Das wäre ja wie ein Büfett“, fürchtet die Hoerstgenerin. Sonst habe es oft gereicht, die schleimigen Biester von den Randbeeten abzusammeln, sagt Armin Joos. Aber da komme man gerade gar nicht nach.

Viel Zeit zum Sitzen dürfte das pensionierte Lehrerehepaar nicht haben in ihrem Garten.
Viel Zeit zum Sitzen dürfte das pensionierte Lehrerehepaar nicht haben in ihrem Garten. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Das hat womöglich auch mit der Größe des Gartens zu tun. 17.000 Quadratmeter - das dauert, bis man da einmal rum ist. Entspricht etwa zweieinhalb Fußballfeldern. Es sollte eigentlich etwas bescheidener sein, aber seinerzeit gab es dieses Grundstück in direkter Nähe des Wohnhauses nur zusammen mit zusätzlichen Flurstücken. Seit 2005 toben sich die beiden Pflanzenliebhaber hier aus. „Nur am Rand Beete und der Rest Wiese, das wäre mir zu langweilig“, erklärt Sylvia Joos. Das Gärtner-Paar richtet verschiedene, nicht einsehbare „Gartenzimmer“ ein. Hinter jeder Ecke tut sich ein neuer, wunderbarer Blick auf. Überall gibt es lauschige Ecken, in denen Stühle zum Verweilen einladen. Die allerdings bei dem Arbeitspensum eher Deko-Charakter haben dürften. Allein das Mähen der Wiesen zwischen den Beeten dauert drei Stunden - mit einem Profi-Aufsitzrasenmäher. Das Gelände hat mittlerweile auch ein bisschen was von einem Labyrinth. „Ist schon vorgekommen, dass einer den Garten abgeschlossen hat, obwohl der andere noch drin war“, erklärt die 74-Jährige.

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Soviel Gärtner-Glück zwischen Wolfsmilch und Storchschnabel, Wieseniris und Jungfer im Grünen, Schmuckkörbchen und Mutterkraut teilen die Joos‘ gern - mit Menschen, nicht mit Schnecken. Regelmäßig öffnen sie die Pforte zu ihrem „Wunderland“ für Besucher. Die nächsten Termine der „Offenen Gartenpforte“, organisiert von Schloss Dyck, sind am 8. und 9. Juni, 13. und 14. Juli sowie 21. und 22. September. Und der Termin für die „Kamp-Lintforter Gärten“ steht auch schon: 22. und 23. Juni. Darauf freuen sich die Joos besonders. Denn dann stellen 29 Künstler der Region im Garten aus. Beteiligt sind die Künstler-Gruppen Kultur Camp, Kunst am Gartenzaun, die Moerser Palette und Xposition aus Wesel. Die Zahl der teilnehmenden Gärten sei mit neun eher bescheiden, findet die pensionierte Bio-Lehrerin. „Das hat sich seit Corona noch nicht wieder erholt.“ Der Juni sei Rosenmonat. Da müssten an der Dorfstraße 34 a zahllose Sorten in Blüte stehen. Allerdings stehe zu befürchten, dass die Pracht in Teilen dann schon dahin ist. „Wir sind drei Wochen zu früh in diesem Jahr.“