An Rhein und Ruhr. Heinz-Dieter Quack forscht rund ums Wandern. Er sagt: Die Wanderbegeisterung in Deutschland ist inzwischen größer als noch vor der Pandemie.

Deutschland, ein Wanderland? „Das Wandern ist längst kein Nischenphänomen mehr“, meint Heinz-Dieter Quack. Und das ist nicht nur seine Privatmeinung, auch wenn er selbst ein begeisterter Wanderfreund ist – er kann das auch belegen.

Denn Quack, Professor an der Ostfalia Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, befasst sich wissenschaftlich mit dieser Art der Freizeitbeschäftigung. Er gibt jedes Jahr mit seinem Team den „Wandermonitor“ heraus, eine Studie zu aktuellen Entwicklungen rund ums Wandern. „Wir sind, was die Wanderintensität anbelangt, nicht ganz auf dem Hoch des Coronajahres 2021. Aber insgesamt ist die Wanderbegeisterung inzwischen größer als noch vor der Pandemie.“

Das unterscheidet eine Wanderung vom Spaziergang

Ist eine Wanderung in Wahrheit eigentlich nur ein längerer Spaziergang? Der Experte klärt auf: „Ein Spaziergang geschieht in der Regel spontan, ohne spezielle Vorbereitung, ein vorher festgelegtes Ziel oder eine spezielle Route“, so Quack. Ausrüstung, etwa Wanderrucksäcke oder -schuhe spielen dabei keine Rolle. „Menschen gehen etwa am Sonntag nach dem Kaffee am Nachmittag raus und wollen sich bewegen. Der Spaziergang kann dann durchaus auch mal länger gehen.“ Wandern sei das aber nicht.

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Der Wandermonitor sei zwar als Online-Befragung (843 Teilnehmer gab es im vergangenen Jahr) nicht repräsentativ. „Aber aus anderen Befragungen wissen wir, dass derzeit rund 63 Prozent der Bundesbürger nach eigenen Auskünften zumindest gelegentlich wandern gehen“, berichtet Quack.

Eine Wanderstrecke ist im Mittel 16,25 Kilometer lang

Was sind nun die Erkenntnisse aus dem Monitor? Die Wanderintensität ist weiterhin hoch, vor allem im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau. 65,7 Prozent der Befragten beim Monitor gaben an, häufig wandern zu gehen (2021 waren es als Ausreißerjahr noch 72,7 Prozent, 2019 aber nur 52,7 Prozent).

Der Mittelwert für Wanderstrecken liegt bei 16,25 Kilometern, Mammutwanderungen von 30 Kilometern und mehr machen nur einen geringen Anteil (5,7 Prozent) aus. Die meistern Wanderungen (mit 48,8 Prozent fast die Hälfte) dauern zwischen zwei und vier Stunden.

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Die Mittelgebirge sind bei Wanderfreundinnen und -freunden besonders beliebt. „Das kann ich verstehen. In der Regel bieten sie ja auch viel Abwechslung auf den Wegen. Steilere Abschnitte werden unterbrochen durch Ebenen und meist viel Wald“, führt Quack an.

Es gibt unterschiedliche Präferenzen zwischen jung und alt

Mehrere Unterschiede zwischen den Altersgruppen seien nach Angaben des Wanderprofessors auffällig. „Ältere Wanderer bevorzugen ruhigere Gegenden, die nicht überlaufen sind.“ Sie lassen sich auch nicht vom schlechten Wetter abschrecken. „Für viele ältere Mitbürger ist das Wandern die einzige Outdoor-Sportart“, führt Quack an. Darum würden sie sich nicht so schnell entmutigen lassen von Schauern. „Jüngere Wanderer legen dagegen mehr Wert auf gutes Wetter oder Sehenswürdigkeiten.“ Auch sei ihnen eine ÖPNV-Anbindung wichtiger.

Heinz-Dieter Quack kann sich bei einer Wanderung durchaus auch mit etwas Regen anfreunden. „Bei Eis und Schnee wage ich mich aber nicht raus.“

Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack bringt jährlich den Wandermonitor heraus.
Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack bringt jährlich den Wandermonitor heraus. © Christian Bierwagen/Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften | Christian Bierwagen/Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Wanderungen finden zudem am häufigsten zu zweit statt. Partnerinnen und Partner oder Freundinnen und Freunde seien dabei die wichtigsten Begleitpersonen. Das Wandern mit Kindern stelle eher eine Nische dar. Fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) wandern allein.

Die Motive „Natur erleben“ und „sich bewegen/aktiv sein“ seien, wie in den vergangenen Jahren, die wichtigsten Anlässe
für die Wanderung. „Während älteren Wandernden die gesundheitsfördernde Wirkung wichtig ist, legen junge Wandernde Wert auf Stressabbau, das Gefühl ‚frei zu sein‘ und darauf, den Kopf freizubekommen“, führt Quack aus.

Im nächsten Jahr wird nach Wanderwege gefragt

Für den nächsten Wandermonitor legen Quack und sein Team ein Augenmerk auf Wanderwege. „Wir wollen von den Menschen wissen, wie für sie die idealen Wege aussehen müssen. Welchen Untergrund schätzen sie, welche Präferenzen haben sie bei der Beschilderung?“