Duisburg. Letzte Ruhestätte: Friedhof? Die Duisburger Bestatterin Rita Engeln erklärt, dass es auch anders geht und welche Alternativen es gibt.

Das alte Fahrrad ist festlich geschmückt. Zum allerletzten Mal. Im Korb liegen Blumen und in der Satteltasche... steckt die Urne. „Mit dem Fahrrad ging‘s dann direkt zum Grab“, erzählt Rita Engeln, während sie ein Bild von der Dekoration auf ihrem Smartphone zeigt. „Weil der Verstorbene damit immer unterwegs war.“ Und das ist nur eines von vielen Beispielen, das die Bestatterin nennen kann, wenn es ums Abschiednehmen geht. Von „Trends“ möchte sie zwar nicht sprechen, doch eines kann sie festhalten: „Trauerfeiern sind heute oft ganz anders, als man sie sich vorstellt.“

Es muss nicht mehr die dunkle Kapelle sein, in der ein Trauerredner eine langatmige Rede hält und die Organistin ein schweres Lied spielt. Überhaupt, „Orgelmusik gibt‘s immer weniger“, sagt Rita Engeln. „Von Oberkrainer bis hin zu den Toten Hosen ist mittlerweile alles dabei.“ Doch neben der Musik gibt‘s noch so viel mehr zu entscheiden, wenn ein geliebter Mensch verstirbt. Wo soll beispielsweise die Trauerfeier stattfinden? „Das kann auch im Garten des Verstorbenen sein“, erklärt sie. Oder aber in einem Vereinsheim, einer Feierscheune... „Viele wissen gar nicht, dass das alles möglich ist.“

Die Arbeit einer Bestatterin

Genau das ist übrigens auch der Grund, weshalb Rita Engeln selbst – vor nicht allzu langer Zeit – Bestatterin wurde. Denn eigentlich hatte sie in der Geschäftsleitung eines großen Unternehmens gearbeitet, bis ihre Mutter krank wurde. Gemeinsam mit ihrem Vater pflegte sie ihre Mutter. Nach deren Tod übernahm sie einen Job im Büro eines Bestatters. Und nunja, was soll sie sagen... „Irgendwann dachte ich, dass ich das doch besser machen könnte“, erzählt sie, „dass ich die Menschen besser aufklären könnte.“ Im Mai 2021 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit. „Und ich habe keine Minute seither bereut.“

Urnen gibt‘s in unterschiedlichster Form, eine kleine Auswahl hat die Duisburger Bestatterin Rita Engeln bei sich im Büro.
Urnen gibt‘s in unterschiedlichster Form, eine kleine Auswahl hat die Duisburger Bestatterin Rita Engeln bei sich im Büro. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Aber ist es keine Arbeit voller Trauer und Traurigkeit? Die 57-Jährige schüttelt den Kopf. „Ich lache oft mit den Angehörigen, weil dann plötzlich bei ihnen Erinnerungen hochkommen.“ Denn in jedem Gespräch geht‘s darum, wer der Verstorbene oder die Verstorbene eigentlich war, was ihn oder sie ausgemacht hat, was ihm oder ihr wichtig war. Wenn der Verstorbene beispielsweise oft in Thailand war und immer große Hüte getragen hat, dann stellt die Bestatterin für die Trauerfeier einen Buddha auf und hängt einen der Hüte auf. Wenn die Verstorbene gern gestrickt hat, liegen Wollknäuel in einer Schale.

Erd- oder Feuerbestattung

Oder, wenn der Verstorbene Fußball-Fan war, dann ist die Urne in einen Schalke-Schal gewickelt. „Alles ist möglich“, betont Rita Engeln. Tatsächlich entscheiden sich mittlerweile die meisten Menschen, „90 Prozent“, sagt sie, für eine Urne. Und das liegt nicht nur am Preis, „die Zeit spielt eine große Rolle.“ Während eine Beerdigung mit Sarg innerhalb von zehn Tagen stattfinden muss, haben die Angehörigen für die Beisetzung einer Urne bis zu sechs Wochen Zeit. „Heutzutage leben viele Kinder oder Enkelkinder an anderen Orten“, erklärt sie, „deshalb dauert das Koordinieren oft länger.“

Doch selbst wenn geklärt ist, ob es eine Erd- oder doch eine Feuerbestattung werden soll, bleiben noch viele andere Fragen. Soll die Urne auf einem Friedhof beigesetzt werden? Das Gesetz sieht das so vor. Allerdings lässt sich der „Friedhofszwang“, wie die Vorschrift heißt, auch umgehen... Wer sich beispielsweise eine Flussbestattung wünscht, muss dafür in die Niederlande fahren. Das zu organisieren, ist für die Bestatterin kein Problem. Ebenso wenig wie Seebestattungen, „möglich ist das an der Ost- oder Nordsee“, Luftbestattungen, „dabei wird die Asche aus einem Flugzeug verstreut“, oder die Felsbestattung, „da können Angehörige die Urne in einem Felsgebiet beisetzen.“

Letzte Ruhestätte in der Natur

Die letzte Ruhestätte mitten in der Natur, das wünschen sich immer mehr Menschen. Möglich ist eine solche Bestattung beispielsweise im Naturbegräbniswald Venlo. „Der Förster geht dann mit einer Schippe mit und sagt, ab wo sich die Angehörigen einen Platz aussuchen können“, erzählt Rita Engeln. Und wenn dann die Sonne perfekt durch die Bäume fällt oder wenn sich der Ort einfach richtig anfühlt, kann der Förster genau dort ein Loch für die Urne buddeln. Zuletzt kommt eine Holzscheibe mit dem Namen des Verstorbenen darauf – das hilft beim späteren Wiederfinden. „Wobei ich immer dazu rate, auch die Koordinaten einzuspeichern.“

Manche möchten aber auch den Verstorbenen nah bei sich haben, am liebsten im eigenen Garten. Und ja, auch das geht! „Die Asche schicke ich an eine Firma in den Niederlanden, wo sie mit Erde gemischt wird“, erzählt die Bestatterin. „Darauf wird ein Baum gepflanzt, den die Angehörigen dann nach sechs oder acht Monaten bekommen.“ Einige Bilder von blühenden Bäumen hat sie bereits erhalten, immer verbunden mit viel Dankbarkeit der Angehörigen. „Wenn die Leute zufrieden sind, bin ich auch zufrieden“, hält sie fest.

Die eigene Bestattung planen

Nicht nur ältere, sondern auch immer mehr jüngere Menschen planen ihre eigene Bestattung. Viele Bestatterinnen und Bestatter bieten daher eine Bestattungsvorsorge an.

Weitere Informationen bietet Rita Engeln auf ihrer Homepage an: www.rita-engeln.de. Telefonisch ist sie erreichbar unter 02841/1738945, per E-Mail an rita@rita-engeln.de

Und doch, manchmal erlebt auch Rita Engeln Momente, in denen sie schlucken muss. Wenn beispielsweise eine schwerkranke Frau in ihrem Alter, zwischen 50 und 60 Jahren, die eigene Beerdigung plant, „dann denke ich schon ganz anders darüber nach“, gibt sie zu. Oder wenn die Ehefrau erzählt, dass sie mit ihrem Mann noch so viel geplant hatte, „wenn er erst in Rente wäre.“ Nur, dass er es bis zur Rente nie geschafft hat... Verändern solche Gespräche ihre eigene Einstellung zum Leben? Sie schüttelt den Kopf. „Mein Mann und ich schieben nie etwas auf.“ Und dann zitiert sie ihre Mutter: „Macht alles sofort, ihr seid so schnell alt!“