Wesel. Aus der Politik kam die Anregung, eine Bestattung im Wald zu ermöglichen. Der ASG sieht Probleme, bereitet aber ein ähnliches Angebot vor.
Wer seinen letzten Weg antritt, möchte seinen Hinterbliebenen immer öfter die aufwändige und teure Grabpflege ersparen – das ist einer der Gründe, warum Beerdigungen unter Bäumen immer beliebter werden. In Rees-Haldern ist zum Beispiel ein sogenannter Trostwald eröffnet worden. Auch in Wesel wünscht sich die Politik solche Beerdigungsformen. 2022 hatte die Wählergemeinschaft „Wir für Wesel“ (WfW) und nun die FDP beantragt, Waldbestattungen in Betracht zu ziehen. Der zuständige städtische Betrieb ASG sieht Beisetzungen außerhalb eines Friedhofes kritisch, kündigt aber an, dass auf dem Friedhof Am langen Reck eine neue, bewaldete Fläche für eine ähnliche Bestattungsform genutzt werden kann.
Die FDP hatte mit dem Verweis auf „große Lücken“ bei den traditionellen Gräbern die Schaffung eines Begräbniswaldes nach Reeser Vorbild beantragt. Denn dorthin weichen Weseler bereits aus, weil es das Angebot in der Hansestadt nicht gibt, argumentieren die Freien Demokraten. Mit diesem Antrag beschäftigte sich der Betriebsausschuss in seiner letzten Sitzung – nicht zum ersten Mal, 2022 hatte die WfW-Fraktion einen ähnlichen Antrag gestellt.
ASG richtet 3000 Quadratmeter große Fläche für Baumbestattungen her
Wie damals gibt der ASG zu Bedenken, dass die Genehmigung eines Begräbniswaldes durch den Kreis Wesel fraglich sei. „Neue Flächen zur Bestattung außerhalb von Friedhöfen haben nur eine Chance auf Genehmigung, wenn der Platz auf bestehenden Friedhöfen knapp werden würde“, gibt ASG-Chef Mike Seidel in der Vorlage zu bedenken. Außerdem hätten solche Wälder außerhalb von Friedhöfen Nachteile: Fehlende Barrierefreiheit oder fehlende Infrastruktur (Toiletten, Aussegnungshalle) zum Beispiel. Die Friedhofsverwaltung fürchtet auch steigende Gebühren auf städtischen Friedhöfen. Betreiber der Begräbniswälder seien kommerzielle Unternehmen, was Einnahmeverluste für den öffentlichen Haushalt bedeute.
Der Kommunalbetrieb verweist aber auf eine Alternative: Auf dem Friedhof Am Langen Reck gibt es eine Fläche, auf der Bestattungen unter Bäumen realisiert werden können. Dieses 3000 Quadratmeter große, waldähnliche Areal biete allerdings den Vorteil, dass die Infrastruktur des Friedhofes zur Verfügung stehe und die Einnahmen in den Friedhofsgebührenhaushalt fließen.
Platz für mehrere hundert Urnen auf waldähnlicher Fläche
Wie der Leiter der Friedhofsverwaltung, Thorsten Lacks, auf NRZ-Anfrage erklärte, können in dem bewaldeten Bereich Am langen Reck – eine alte Baumschule – mehrere hundert Urnen bestattet werden. Die Fläche könne bei Bedarf noch erweitert werden. Es werden barrierefreie Wege angelegt und Bänke zum Verweilen aufgestellt, das Areal soll möglichst naturnah belassen werden. Ab 2024 kann das Bestattungsfeld genutzt werden. ASG-Leiter Mike Seidel lobt das Angebot: „Wesel bietet eine Vielzahl von Bestattungsarten, doch die Baumbestattung am Langen Reck wird eine herausragend Möglichkeit darstellen. Ähnlich wie das Franziskus Kolumbarium, das in der ehemaligen Franziskus-Kirche am Birkenfeld eine ganz besondere Atmosphäre bietet.“
Dennoch soll der ASG nach dem Beschluss des Betriebsausschuss noch einmal prüfen, ob sich eine Waldfläche (nicht auf einem Friedhof) finden lässt, auf der Beisetzungen möglich wären. Auf Antrag der WfW soll der städtische Betrieb sein Zukunftskonzept für die nächsten Jahre nochmals ergänzen und dabei unter anderem die Auslastung der diversen Bestattungsformen darstellen, die Entwicklung der Friedhofsgebühren bei veränderten Angeboten berechnen sowie die Angebote in Nachbarkommunen darstellen.
Urnengräber liegen aktuell auch in Wesel im Trend
Dass Urnengräber im Trend liegen, bestätigt der ASG. Der Anteil der Feuerbestattungen sei in den letzten 20 Jahren von 25 auf 70 Prozent angestiegen, heißt es in einem Bericht. Der Betrieb verweist außerdem darauf, dass seit 2008 auf dem Friedhof Am Langen Reck bereits eine Bestattungen unter Bäumen möglich seien (allerdings ist die Fläche fast belegt), und dass es diverse Möglichkeiten für Urnenbestattungen in Wesel gibt: Rasengräber, auch ohne Namensplatte, Urnenkolumbarien und seit 2020 auch das Franziskuskolumbarium in der ehemaligen Kirche zum Beispiel. Auch für Bürger muslimischen und jezidischen Glaubens stünden Grabfelder zur Verfügung.